Leserbriefe

Nicht im Namen der Kirche

Der Beitrag „Schuld“ (CIG Nr. 42, S. 5) enthält die Behauptung, dass den Missbrauchsopfern das fürchterliche Unrecht „im Namen der Kirche angetan“ worden sei. Das ist falsch. Die Kirche hat zu keinem Zeitpunkt Missbrauch offiziell gebilligt oder auch nur geduldet. Im Gegenteil: Dass der Kindesmissbrauch mit der Lehre der Kirche völlig unverträglich ist, hat seinerseits zu den viel beklagten Vertuschungen beigetragen.
Wolf-Eckart Sommer, Freiburg

 
Denk-Mäler setzen

Herzlichen Dank an Josef Epping für den bewegenden Artikel „Neue Maßstäbe“ (CIG Nr. 43, S. 1), in dem an Schwester Laudeberta (1887–1971) erinnert wird. Sie steht stellvertretend für die vielen Menschen, die Großes geleistet haben, ohne dass es als große Leistung in die „offiziell erinnerte“ Geschichte überführt worden wäre. Es ist für uns als Zivilgesellschaft so wichtig, einander von diesen Menschen zu erzählen, um ihnen wenigstens kleine Denk-Mäler zu setzen und so ihre Lebensleistung dem Vergessen zu entreißen. So erinnern wir uns daran, nach welchem Menschenbild wir für die und in der Zukunft leben wollen.
Sr. Hildegard Schreier, Missionarinnen Christi, München

Demokratie in der Kirche?

Zu Ihrem Kommentar „Willensbildung“ (CIG Nr. 43, S. 2) möchte ich anmerken: Es erscheint auch mir seltsam, dass von amtskirchlicher Seite stets darauf hingewiesen wird, dass der Synodale Weg keine Demokratie sei. Selbstverständlich ist er das nicht in dem Sinn, dass 51 zu 49 Prozent über die „Wahrheit“ entscheiden. Aber das Gewicht einer Zweidrittelmehrheit sollte doch wohl berücksichtigt werden.

Aus der altkirchlichen Überlieferung zeigt sich, wie viel ursprünglich die Stimme des Volkes zählte. Die alleinige Entscheidungsgewalt der „Hierarchie“ hat sich erst in späteren Jahrhunderten herausgebildet.
Friedrich Griess, auf cig.de

Die Gesamtkirche könnte hinsichtlich Synodalität viel von den Ordensgemeinschaften lernen, vor allem von den Bettelorden des Hochmittelalters. Damals brachte der gesellschaftliche Aufbruch zur Stadtkultur und ihren neuen Vergemeinschaftungsformen auch neue religiöse Gemeinschafts- und Leitungsstrukturen hervor. Über die Wahl von Bischöfen und Äbten hinaus gab es nun auf Zeit gewählte Leitungsämter und die Pflicht, für wichtige Entscheidungen die Zustimmung gewählter Gremien zu gewinnen. Und das funktioniert bis heute.
Klaus Kiesow, auf cig.de

Demokratie ist gut, und Demokratie ist richtig. Aber als Christ finde ich Glaube viel wichtiger. Die Bürger von Athen hatten eine der freiheitlichsten Verfassungen, die man sich vorstellen konnte – und stimmten doch zweimal in ihrer Geschichte dafür, alles wieder einem Despoten zu überlassen, weil sie es leid waren, über alles abstimmen und entscheiden zu müssen.

Freiheit ist anstrengend. Unsere Grund- und Menschenrechte sind auch nicht durch Abstimmung entstanden, sondern durch die leidvollen Erfahrungen in unserer Geschichte. Einige Männer und Frauen haben sich damals gesagt, das müsse in Zukunft anders werden, und sie haben stellvertretend Verantwortung für alle übernommen.

So wichtig und richtig ich die Gedanken von Thomas Frings finde: Demokratische Strukturen können in einer Glaubensgemeinschaft nicht die einzige Möglichkeit einer Entscheidungsfindung sein. Über Gott lässt sich nicht abstimmen. Für Gott muss sich jeder Einzelne entscheiden! Immer wieder. Eine Gemeinschaft, die vom gemeinsamen Glauben bestimmt und getragen ist, wird dann auch zu gemeinsamen Lösungen und Entscheidungen kommen, wenn sie untereinander offen und verständlich kommuniziert werden. Das mag vielleicht ein bisschen blauäugig klingen, aber schließlich bin ich Christ.
Hans-Dieter Illing, Darmstadt

Spirituelle Intelligenz

Mit großem Interesse verfolge ich die ständig neu entdeckten Anwendungsmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI; vgl. CIG Nr. 42, S. 2). Wir werden in eine neue Freiheit der Selbstgestaltung gesetzt. Aber welchen Preis müssen wir für diese technische Entwicklung zahlen?

Die Herausforderung liegt meines Erachtens auch hier in der Unterscheidung der Geister. Damit wir durch die Erfindung der KI nicht erstarren oder sogar unserer Neigung zur gegenseitigen Ausbeutung verfallen, bedarf es der weiteren Erschließung unserer Conditio humana. Dazu zähle ich die Förderung transrationaler Erkenntnismöglichkeiten: der Intuition, der Empfindsamkeit, des Glaubens, der spirituellen Intelligenz.
Ruth Seubert, auf cig.de

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