Fastenzeit mit CoronaÖko-Virus

Corona legt die Wirtschaft lahm, Events werden abgesagt, Flüge gestrichen. Schlecht für die Betroffenen – aber gut für die Umwelt. Warum das Virus eine Chance sein könnte, grundsätzlich über unsere Konsumgesellschaft nachzudenken.

Was Umweltschutzprediger und „Fridays-for-Future“-Demos nicht schaffen, gelingt einem Virus, das die Welt bedroht: Massenhaft werden Reisen abgesagt. Statt bei „Meetings“ verständigen sich Geschäftsleute über Videokonferenzen. Die Bahn wirbt mit verbilligten Tickets dafür, das Auto stehen zu lassen. Pläne für Urlaub in der Ferne werden verworfen, ebenso Klassenfahrten. Der Ölverbrauch sinkt. Menschen verkneifen sich die Lust, dem Herdentrieb Richtung Events nachzugeben. Man kocht zuhause, statt ins Restaurant zu gehen. Shoppingtouren werden eingeschränkt. Handelsmessen – jetzt nicht. Satellitenaufnahmen zeigen, wie weniger Produktion die Luftverschmutzung in China drastisch verringert… Was will man mehr? Das Klima freut sich, der Klimawandel ist abgebremst. Ja – so oder so ähnlich wäre es dauerhaft, wenn auf Öko-Mahnungen und Öko-Warnungen Taten folgen würden. Anders leben – eben! Jede Einschränkung hat ihren Preis. Corona lässt uns ein bisschen spüren, dass die Meinung, wir könnten im Konsumwahn immer verschwenderischer weitermachen, eine gefährliche Illusion ist.

Doch schon schreit die Industrie auf und will staatliche Subventionen, um die Einbrüche auszugleichen. Hoteliers, Tourismusagenturen und Fremdenverkehrsorte jammern. Der Handel verlangt zum Ausgleich verkaufsoffene Sonntage. Fußballkonzerne sorgen sich um entgehende Einnahmen bei „Geisterspielen“. Was rollt, wenn Euro, Dollar, Yen und Yuan nicht mehr so rollen?

In der jüdischen wie christlichen Glaubensgeschichte waren Seuchen ein Signal dafür, dass mit der Lebensweise eines Volkes etwas Grundlegendes nicht stimmt, dass es sich von Gott und seinem Heilsplan abgewendet hat. Selbst Unschuldige müssen dann mit den Schuldigen leiden. In unseren entmythologisierten Zeiten ist diese Sicht, dass die Schrecken, die über die Menschen kommen, eine Strafe Gottes seien, nicht mehr plausibel. Positiv gewendet wäre es trotzdem möglich, in turbulenten Zeichen der Zeit eine Chance für Besinnung, Gewissenserforschung, Reue, Buße und Umkehr zu sehen, für eine Überprüfung des eigenen Lebens. Maßhalten. Das Corona-Virus wird eher nicht – wie etwa die Giftschlangenplage beim Auszug Israels aus Ägypten – das Volk wieder auf den rechten Weg zu Gott führen. Im Gegenteil: Aus Angst vor Ansteckung bleiben selbst Fromme den entleerten und sich immer mehr entleerenden Gottesdiensten fern. Aber die Chance zum Umdenken bleibt inmitten von Furcht, ja Schrecken. Kann Furcht auch wieder zur Gottesfurcht werden? Wenn ein Virus sogar zum Öko-Virus mutiert, warum sollte es nicht ebenso eine Bedenkzeit ermöglichen können? Die Gewissensprüfung ist möglich, nicht nur in Fasten-, nicht nur in Bußzeiten. Jederzeit.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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