Russland wertet die Theologie staatlich auf

Das Moskauer theologische „Institut des Heiligen Kyrill und Method für Postgraduierten-Studien“ ist staatlich anerkannt und damit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen gleichgestellt worden. Das Institut hat das Recht, wie diese höhere akademische Grade zu verleihen. Die Ausbildung der Studenten erfolgt nach den Richtlinien für hochqualifiziertes wissenschaftliches Personal. Doktoranden zum Beispiel verteidigen ihre Dissertationen vor einer neu eingerichteten Theologie-Kommission des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums.

Das Ziel ist, junge Theologen mit neuesten Forschungsmethoden vertraut zu machen und dafür angesehene russische und ausländische kirchliche wie säkulare Wissenschaftler einzuladen. Sie sollen die Studien begleiten und betreuen. Auf diese Weise soll eine neue Generation von Theologinnen und Theologen herangebildet werden, die mit höchstem Anspruch die Voraussetzungen für unabhängige Forschung erfüllt und die Ergebnisse in den kirchlichen Dienst einbringt. Unter anderem wird Wert auf beste Fremdsprachenkenntnisse gelegt. Die staatliche Anerkennung einer theologischen Institution wird als bedeutender Schritt bewertet, hundert Jahre nach Vertreibung der Theologie aus der Universität durch die Leninisten.

Außerdem haben soeben die Leiter verschiedener russischer Universitäten angeregt, eine wissenschaftlich-pädagogische Vereinigung unter Einbeziehung der Theologie zu gründen. Die mit der Religion verbundenen Werte seien für die Erziehung der Jugend und für den Erhalt der staatsbürgerlichen Identität eine große Stütze, heißt es. Die Aufwertung und „Einbettung“ der Theologie in den staatlichen Kanon der Wissenschaften wirft wie überall die Frage auf, ob das die theologische Forschung und Lehre im Sinne der Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaften stärkt oder im Gegenteil – zusammen mit der Kirche – eher unter staatliche Kontrolle und Konformitätsdruck setzt.

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