Das große Tabu an Schulen: sexueller Missbrauch und Gewalt

Der Schutz von Schülern vor sexueller Gewalt durch Erwachsene, aber auch durch gleichaltrige Kinder und Jugendliche, wird in Deutschlands Bildungseinrichtungen nicht so intensiv bedacht, wie es notwendig wäre. Das beklagte der unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs bei der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig. „Wir brauchen die Schulen auch als Schutzort, an dem Minderjährige vertrauensvolle Ansprechpartner finden können“, sagte er auf „Zeit online“. Etliche Bundesländer seien jedoch zu zögerlich bei den Maßnahmen zur Vorbeugung. Der Experte spricht sich bei Versagen und Nachlässigkeit für harte Konsequenzen aus. Man könne doch die Betriebserlaubnis einer Schule – ähnlich wie bei Kindertagesstätten – daran binden, ob die Einrichtung ein Schutzkonzept hat. „Das muss der nächste Schritt sein“, so Rörig. Dies könne allerdings die Bundesregierung nicht verordnen, weil Schulpolitik Sache der Länder sei.

Seit Bekanntwerden der großen Missbrauchsskandale an Schulen wird zwar immer wieder gefordert, an Vorbeugung zu arbeiten. Doch stehe das nicht ganz oben auf der politischen Tagesordnung. „Nicht jeder Minister ist so mutig und stellt sich dem trotzdem“, erklärte Rörig. „Man muss ja öffentlich sagen: Wir können nicht ausschließen, dass auch unsere Schulen zum Tatort werden. Vor solchen Sätzen flüchten viele mit aller Kraft. Das Thema flößt ihnen Angst ein.“

Positive Beispiele gebe es in Hessen und Rheinland-Pfalz. Dort werde derzeit am stärksten versucht, den Schutz vor sexueller Gewalt an Schulen institutionell zu verankern, etwa in der Lehrerfortbildung. Andere Bundesländer stünden dagegen „noch nicht einmal an der Startlinie“. Von ihnen gebe es kaum Unterstützung dabei, das Arbeitsmaterial in die Schulen zu lassen. „Da müssen wir sogar über das Porto für den Versand diskutieren.“

Der Missbrauchs-Beauftragte der Bundesregierung verweist darauf, dass sexuelle Gewalt nach wie vor hauptsächlich in Familien vorkommt. Doch häufen sich sexuelle Übergriffe unter Gleichaltrigen. Das hat seinen Grund wohl auch darin, dass Kinder schon sehr früh zum Beispiel über das Smartphone mit pornografischen Filmen und sonstigen sexuellen Darstellungen im Internet konfrontiert sind. Da hätte die Schule die Aufgabe, aufklärerisch tätig zu werden. Aber auch der Gesetzgeber ist gefordert.

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