Kommunikationsfreude der Jüngsten fördernAuf Augenhöhe

„Ich will wissen, was dir wichtig ist.“ Signalisieren pädagogische Fachkräfte Geduld, Aufmerksamkeit und Interesse, ermutigen sie Kleinstkinder dadurch oft zu verbaler Kommunikation.

Auf Augenhöhe
© Harald Neumann

Haben Kleinkinder die Gelegenheit mit ihrer pädagogischen Fachkraft zu interagieren, bietet sich ihnen eine Vielzahl an Lerngelegenheiten bzgl. ihrer Sprachentwicklung. Besonders wertvoll sind Eins-zu-eins-Situationen, in denen das Kind für kurze Zeit die ungeteilte Aufmerksamkeit einer Fachkraft erhält und somit genügend Raum für eine aktive Kommunikation vorhanden ist. Vertrauen Sie in diesen Momenten in die kommunikativen Fähigkeiten des Kindes. Ermutigen Sie es unabhängig von seinen lautsprachlichen Kompetenzen zu eigenen Äußerungen und loben Sie es für seine Versuche und Erfolge. Dies gelingt am besten, wenn Sie in einer Kommunikationssituation einen gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus herstellen. Das bedeutet, dem Kind genügend Zeit zu geben, um zu äußern, wofür es sich interessiert bzw. was seine Bedürfnisse sind. Hören Sie dem Mädchen oder Jungen aufmerksam zu und gehen Sie schließlich konkret auf dessen Äußerung ein.
Dieses feinfühlige Verhalten in einer Kommunikationssituation wird als sprachförderliche Grundhaltung bezeichnet (Buschmann 2015, s. INFO). Sie signalisiert dem Kind, dass seine Äußerungen unabhängig von der individuellen lautsprachlichen Kompetenz wertvoll und von Interesse sind. Dies steigert seine Kommunikations- und Sprechfreude. Responsive Fachpersonen nehmen eine sprachförderliche Grundhaltung ein und versuchen, ihr Sprachangebot an den Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes anzupassen. In Gruppensituationen bedeutet das, auf eine Sprache zu achten, die möglichst viele Kinder verstehen können, d. h. langsam, deutlich und gut moduliert zu sprechen und die zentralen Wörter zu betonen.
Folgende Strategien (nach Weitzman/Greenberg 2002) helfen Ihnen zusätzlich dabei, Kleinkinder zu (non-)verbalen Äußerungen zu ermutigen und responsiv auf ihre Kommunikationsversuche einzugehen: 

Platzieren Sie ein Spielzeug, für das sich das Kind interessiert, neben sich, aber außerhalb seiner Reichweite.

  • Schauen Sie das Kind erwartungsvoll an.
  • Warten Sie auf eine Reaktion bzw. Äußerung des Kindes, die Ihnen signalisiert, ob es den Gegenstand haben möchte, und reagieren Sie darauf, indem Sie seinem Willen sprachlich Ausdruck verleihen: „Du möchtest das Auto haben.“
  • Geben Sie dem Kind das Spielzeug und benennen Sie dieses noch einmal: „Da ist das Auto.“

Zeigen Sie dem Kind schwer erreichbare Spielsachen.

  • Platzieren Sie bspw. eine durchsichtige Box mit Deckel zwischen sich und dem Kind. In dieser sind Spielsachen aufbewahrt, die das Mädchen oder der Junge interessant findet, z. B. Bausteine.
  • Warten Sie ab, ob das Kind beim Öffnen der Kiste Ihre Hilfe benötigt und mit Ihnen deswegen in Kontakt tritt (mittels Blickkontakt, Zeigen oder Sprache).
  • Reagieren Sie auf seine Kontaktaufnahme, indem Sie benennen, was das Kind vermutlich möchte, bzw. fragen Sie nach: „Möchtest du die Bausteine? Soll ich dir helfen?“
  • Unterstützen Sie das Kind bei der Lösung seiner Aufgabe – in diesem Fall, die Kiste zu öffnen –, indem Sie ihm zunächst den Weg zeigen und es das Kind im Anschluss selbst versuchen lassen. Daraus ergeben sich viele Möglichkeiten zur Kommunikation.

Verhalten Sie sich unerwartet.

  • Setzen Sie sich oder dem Kind einen Hut auf.
  • Ahmen Sie bei der Bilderbuchbetrachtung den Elefanten lautstark nach.
  • Reichen Sie dem Kind beim Anziehen ein falsches Kleidungsstück, z. B. eines von Ihnen selbst.
  • Geben Sie dem Kind beim Essen etwas Falsches, z. B. eine Gabel statt eines Löffels, obwohl es Suppe gibt.
  • Auf welche Weise auch immer Sie das Kind irritieren: Warten Sie danach auf seine Reaktion und reagieren Sie erst dann auf seinen Unmut, sein Lachen, seine Entrüstung o. Ä.

Reichen Sie dem Kind Spielsachen, Getränke o. Ä. nach und nach.

  • Schenken Sie etwa nur einen Schluck Wasser in das Glas des Kindes ein und warten Sie seine Reaktion ab. Reagiert es nicht, können Sie nach einer Weile in die Runde fragen, ob noch jemand am Tisch Wasser haben möchte.
  • Geben Sie dem Kind zunächst nur ein Tier aus dem Bauernhof-Koffer, sodass es aktiv nach weiteren Tieren fragen muss.
  • Verteilen Sie beim Backen/Kneten die einzelnen Ausstechförmchen an alle Kinder, damit diese sich gegenseitig danach fragen müssen.

Bieten Sie Wahlmöglichkeiten an.

  • Statt für das Kind zu entscheiden, fragen Sie es z. B. beim Essen: „Möchtest du Brot oder Brötchen?“ So muss das Kind reagieren.
  • Zeigt das Kind lediglich auf das, was es möchte, können Sie seine Wahl versprachlichen: „Du möchtest lieber ein Brötchen essen.“

Vermeiden Sie es, verfrüht die Helferrolle einzunehmen!

  • Insbesondere bei täglichen Routinen bietet es sich an, dem Kind Zeit zu geben, etwas allein zu tun, z. B. die Schuhe anzuziehen, die Jacke auszuziehen, das Licht auszuschalten, auf den Stuhl zu klettern.
  • Warten Sie zunächst ab, auch wenn es schwerfällt, und lassen Sie es das Kind allein versuchen.
  • Beobachten Sie das Kind bei seiner Handlung und reagieren Sie möglichst erst, wenn es (non-)verbal um Ihre Unterstützung bittet.
  • Achten Sie dabei auf Ihre innere Einstellung. Entscheiden Sie sich zu denken: „Ich traue es dem Kind zu!“

INFO

Merkmale einer sprachförderlichen Grundhaltung

In Gesprächen mit dem Kind:

  • auf Augenhöhe gehen (evtl. leicht berühren),
  • das Kind anschauen,
  • die eigene Aufmerksamkeit auf das Interesse des Kindes richten,
  • abwarten, was das Kind mitteilen möchte,
  • das Kind ausreden lassen (auch wenn man weiß, was es sagen möchte),
  • genau zuhören (und hinschauen, wenn es auf etwas zeigt),
  • Positives bestätigen und kindliche Äußerungen aufgreifen,
  • interessiert nachfragen.

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