Spielerisch den Wortschatz erweiternGroß, blau & leicht

Substantive, Verben, Adjektive: Im aktiven Umgang mit Bällen lernen Kleinstkinder auf entwicklungsgerechte Weise verschiedene Wortarten kennen.

Groß, rot und leicht
© Harald Neumann

Die meisten Kinder sprechen ihre ersten Wörter, wenn sie ungefähr ein Jahr alt sind. Dabei benennen sie zunächst Dinge und Personen, die für sie eine Bedeutung haben und konkret sichtbar sind: Mau – die Katze, Ei – das Eis oder Ba – der Ball. Mit der Zeit werden diese Substantive durch Verben ergänzt. Zu Anfang bezeichnen diese vor allem Bewegungsformen und aktive Handlungen, welche die Jüngsten bei Menschen oder Gegenständen beobachten und damit in ihrer Bedeutung leicht erfassen können: Mama laufen, Ball rollen. Mit den Verben kommen erste Adjektive hinzu. Auch hier beziehen sich die Kinder zunächst auf sichtbare Merkmale wie klein, groß, heiß, kalt oder blau. Um ein neues Wort in seinen aktiven Wortschatz übernehmen zu können, muss ein Kleinkind dieses im Alltag häufig hören. In Spielsituationen prägen sich Wörter besonders gut ein, da die Kinder im Handeln nicht nur ihren Wortschatz erweitern, sondern gleichzeitig die Bedeutung der Wörter erleben.

Wann ist ein Ball ein Ball?

Ein Ball hat verschiedene Merkmale: Er ist rund, klein oder groß, hart oder weich, leicht oder schwer, er rollt, springt, man kann ihn werfen, über den Boden rollen, man kann ihn aber auch auffangen. Kommen Sie mit den Kindern darüber ins Gespräch, wann ein Ball ein Ball ist, indem Sie Fragen stellen:

  • „Wenn der Ball so schwer ist, dass wir ihn nicht mehr werfen können, ist er dann überhaupt noch ein Ball? Oder ist er dann vielleicht eher eine Kugel, die über den Boden rollt?“
  • „Ist der Ball auch noch ein Ball, wenn er so leicht ist, dass er durch die Luft fliegt? Oder ist er dann eher ein Luftball?“

Verknüpfen Sie solch einen Austausch mit spielerischen Erkundungen von Ball, Kugel & Co., können die Jüngsten die oben genannten Adjektive im Handeln direkt erproben und im Gespräch einüben. „Wirf mir den roten Ball zu!“ „Oh, das ist aber ein leichter Ball.“ „Welcher dieser beiden Bälle ist größer?“ Indem Sie das gemeinsame Tun fortlaufend kommentieren, hören die Kinder die passenden Adjektive in Verbindung mit ihrem Ballspiel. Laden Sie die Kinder dazu ein, auch eigene Ball-Wörter zu kreieren, indem sie verschiedene Körperteile einsetzen: Einen Fußball kennt jeder. Aber was ist ein „Nasenball“ oder „Poball“? Ihre ungewöhnlichen Wortschöpfungen bereiten den Jüngsten sicher viel Freude! Das Spiel schafft noch viele weitere Anlässe, sich mit Kleinkindern über die Eigenschaften und Besonderheiten von Bällen auszutauschen, Merkmale zu benennen und den Wortschatz auf allen Ebenen zu erweitern, z. B. die Folgenden.

Die Ballkiste

Aus einer Kiste mit verschiedenen Bällen kann sich jedes Kind einen aussuchen. Es gibt kleine und große, schwere und leichte, weiche und harte Bälle in verschiedenen Farben und aus unterschiedlichen Materialien. Zeigen Sie Interesse und fragen Sie die Jüngsten: „Welchen Ball hast du dir ausgesucht?“ Bekräftigen Sie die Antworten der Kinder bzw. ihre Wahl: „Ja, du hast den roten Ball, der ist aber ganz schön groß.“ Geben Sie den Mädchen und Jungen nun ausreichend Zeit, sich frei mit ihren runden Spielzeugen zu beschäftigen und diese zu erkunden. Dann wird eine kleine Spielpause eingelegt und die Kinder können, wenn sie das wollen, im Sitzkreis ihren Ball vorstellen. Durch Impulsfragen – und entsprechende Demonstrationen am Objekt – lassen sich dabei verschiedene Wortarten einbauen.

  • Was kann dein Ball? (Verben) Mein Ball kann springen. Mein Ball kann hüpfen. Mein Ball kann über den Boden rollen.
  • Wie sieht dein Ball aus? Und wie fühlt er sich an? (Adjektive) Mein Ball ist groß. Mein Ball ist weich. Mein Ball ist klein. Mein Ball ist dick. Mein Ball ist rot.
  • Was können wir mit unserem Ball alles machen? (Adverbien) Wir können ihn hochwerfen. Wir können ihn weit werfen. Wir können ihn ganz nah um den Körper herumrollen. (Haben die Kinder noch weitere Ideen, was sie mit ihrem Ball erleben können?)

Der Hindernisparcours

In Bewegungsspielen können sich Kleinkinder auch erstmals mit Präpositionen vertraut machen. Diese geben an, in welchem Verhältnis Dinge oder Menschen zueinander stehen, deswegen werden sie auch Verhältniswörter genannt. Für unter Dreijährige sind vor allem die lokalen Präpositionen bedeutsam: Sie kennzeichnen das räumliche Verhältnis oder die Lage eines Gegenstandes zu einem anderen oder zu einer Person. Bauen Sie mit den Kindern einen Hindernisparcours auf. Stühle, Tische u. Ä. werden so angeordnet, dass ein Ball etwa unter ihnen hindurch oder über sie hinwegrollen kann. Gemeinsam können Sie nun den Ball auf seinem Weg durch den Parcours sprachlich begleiten, z. B.: „Der Ball rollt über den Tisch.“ „Der Ball rollt unter den Stuhlbeinen hindurch.“ „Der Ball rollt zwischen zwei Stühlen hindurch.“ „Der Ball liegt auf der Sitzfläche (und ruht sich aus).“ „Der Ball rollt durch den Tunnel.“

Ballspiel mit Säuglingen

Verstecken Sie den Ball z. B. hinter dem Rücken und „zaubern“ Sie ihn wieder hervor: „Wo ist der Ball?“ „Daaaa!“ „Jetzt ist er schon wieder weg, jetzt ist der Ball wieder da …“

Bücher als Gesprächsanlass

Ball-Gespräche, inkl. einer entsprechenden Wortschatzerweiterung, lassen sich auch gut durch Such- oder Bilderbücher anstoßen, in denen Bälle abgebildet sind. Liegt der Ball z. B. in einem Tor, wird er von Kleinkindern oft als „Fußball“ identifiziert; schwimmt er in einem Planschbecken, ist er ein „Wasserball“. Lassen Sie sich von den Mädchen und Jungen erklären, was einen Ball zum Fußball macht. Vielleicht möchte es ein Kind der Gruppe demonstrieren? Und wo hat schon mal eines der Kinder mit einem Wasserball gespielt? Enthält ein Buch Bilder von Luftballons, fragen Sie z. B.: „Was unterscheidet einen Luftballon von einem Ball?“ Um diese Frage gemeinsam beantworten zu können, sollten den Kindern beide Spielgeräte zur Verfügung stehen. „Und welches Wort passt zu einem Luftballon besser: leicht oder schwer?“ Mithilfe dieser Übung können unter Dreijährige ähnliche Begriffe semantisch (in ihrer Bedeutung) voneinander abgrenzen.

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