Der Begriff Ko-Konstruktion beschreibt die Art und Weise, wie – ohne pädagogische Absicht – gemeinsames Wissen entsteht. In diesem Sinn verwendete der Psychologe James Youniss den Begriff.1 Dieser erkannte, dass Ko-Konstruktion besonders innerhalb von Kinderfreundschaften stattfindet. Denn in Interaktionen unter Kindern hat niemand von vornherein das Recht, einem anderen sein Verhalten vorzuschreiben. Rollen und Regeln müssen ausgehandelt werden.
Ko-Konstruktion in der Pädagogik meint, diesen wichtigen Lernweg gezielt zu nutzen und zu fördern. Lernen soll als Austausch und Zusammenarbeit organisiert werden, sodass Kinder und Erwachsene gemeinsam neues Wissen und Verständnis schaffen.2 Ein großer Vorteil des kokonstruktiven Ansatzes besteht darin, dass er Fachkräften eine sehr gute Richtschnur und praktische Methoden anbietet: Sie können eigene Ideen und Wissen authentisch in die Interaktion mit dem Kind einbringen, ohne aber seine Eigentätigkeit auszubremsen. Wichtig dabei ist, dass die Fachkraft die Sichtweise des Kindes ebenso zur Geltung kommen lässt wie ihre eigene und die Interaktion so gestaltet, dass neue, gemeinsame Ideen und Lösungen entstehen können. Als erwachsene Person hat die Fachkraft einen Vorsprung an Lebenserfahrung, Wissen und Kompetenzen, den sie auch in die Interaktion einbringt. Das tut sie aber nicht, um dem Kind die (vermeintlich) richtige Lösung zu vermitteln.
Stattdessen nutzt sie ihren Vorsprung, um Kinder bei der Entwicklung ihrer Denk- und Lernwege zu unterstützen und sie mit eigenen Ideen und Wissen zu bereichern.3