Neues Design für Euro-ScheineGeldgedanken

Die Europäische Zentralbank hat einen Katalog mit möglichen neuen Motiven für Euro-Scheine herausgebracht. Eine gute Gelegenheit, sich einmal Gedanken darüber zu machen, was für uns einen Wert hat.

Was werden wir in Zukunft im Geldbeutel haben? Noch bis zum Ende des Monats läuft eine Umfrage der Europäischen Zentralbank, welche Motive die nächste Generation an Euro-Scheinen zieren sollen. In den kommenden Jahren soll das Design ausgearbeitet werden und schließlich die alten Euro-Noten ersetzen. Bei der Umfrage kann aus sieben vorgefertigten Gestaltungsvorschlägen gewählt werden. Die Bandbreite reicht von abstrakten Begriffen wie „Europäische Werte“ und „Zukunft“ bis zu sehr konkreten Motiven. Manches erscheint auf den ersten Blick auch befremdlich: Flussläufe zum Beispiel. Nicht um darzustellen, dass man gerade „flüssig“ ist, also Geld bei sich hat, sondern um das „stetige Strömen und Fließen eines dynamischen, sich ständig wandelnden Kontinents“ abzubilden. Ein anderer Vorschlag sind Vögel als Sinnbild für uneingeschränkte Mobilität. Zu den Naturmotiven passt auch das Versprechen, dass die neuen Geldscheine umweltschonender in der Herstellung sein sollen.

Mancher mag es zynisch finden, darüber abzustimmen, ob auf dem Geld, das so vielen an allen Ecken und Enden fehlt, nun der Rhein oder ein Rotkehlchen abgebildet wird. Sollte man sich nicht zuerst um eine gerechtere Verteilung bemühen, bevor man sich in Designfragen verliert – gerade in einer Zeit, in der sich die Schere zwischen Arm und Reich durch Jahre der Kurzarbeit und Inflation immer weiter öffnet? Gleichzeitig kann die Umfrage aber auch eine interessante Gelegenheit sein, darüber nachzudenken, was für uns ganz persönlich einen Wert hat. Welches Motiv würden wir gern auf einem 5-Euro-Schein jeden Tag mit uns herumtragen? Und was ist so kostbar, dass wir es auf dem 200er-Schein in Ehren halten würden?

Lange Zeit war es üblich, politische Machthaber auf Geld zu verewigen. Wohl unter anderem, um den Untertanen in Erinnerung zu halten, wem sie eine florierende Wirtschaft zu verdanken haben. Diese Tradition hat ihre Spuren auch in der biblischen Überlieferung hinterlassen. Jesu berühmter Ausspruch „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“ funktionierte nur, weil in die Münze, die ihm die Pharisäer hinhielten, ein Bild des römischen Kaisers eingraviert war. Eine moderne Entsprechung könnte das britische Pfund sein, das bekanntlich vor Kurzem neu gestaltet werden musste und jetzt König Charles III. zeigt. Eine Regelung, mit der Gegner der Monarchie alles andere als glücklich sind. Sollte sich Europa eher ein Beispiel an der weltweiten Leitwährung, dem amerikanischen Dollar nehmen? Hier prangt bekanntlich auf jeder Banknote der Satz In God we trust („Wir vertrauen auf Gott“). Wie viel ein solches Gottvertrauen wert ist, das man in seiner Hosentasche vergessen oder im Supermarkt gegen einen Schokoriegel tauschen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Über die interessanteste Design-Idee aus dem Katalog der Zentralbank wurde bisher wenig diskutiert. Neben Vögeln, Flüssen und Zukunft stehen auch Hände als Motiv zur Auswahl. Eine Erinnerung an alle, „die Europa aufgebaut haben“ – aber auch daran, dass Geld immer mit Arbeit zusammenhängt. In Zeiten, in denen viele mit Aktienspekulation und Vermögensanlagen mehr „verdienen“ als jene, die das Land in Vollzeitarbeit am Laufen halten, wäre eine solche tagtägliche Erinnerung nicht nur wertvoll, sondern unbezahlbar.

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