Wenn der Islamunterricht zum Kopftuch erzieht

Das Zentrum für Türkeistudien wünscht, das Kopftuchtragen im muslimischen Religionsunterricht empfehlend zu erläutern. Kindern und Eltern solle eindringlich vermittelt werden, dass das Kopftuchtragen nicht bloß eine kulturelle Gewohnheit, sondern ein zutiefst religiös begründetes Verhalten ist, sagte der Leiter des Essener Zentrums, Haci-Halil Uslucan. Darin drücke sich die Demut vor Gott aus. Die Argumente für das Kopftuch sollten also stärker das Religiöse betonen. Nach Untersuchungen des Zentrums besucht nahezu jedes zweite muslimische Grundschulkind außerhalb der Schule Religionsunterricht in der Moschee. Meist müssen die Mädchen während Gebet und Koranunterricht ein Kopftuch tragen.

Die Verschleierung muslimischer Mädchen wird aktuell wieder heftig diskutiert. Gerade gestand das Oberverwaltungsgericht Hamburg einer Schülerin das Recht zu, einen Nikab zu tragen, der nur die Augenpartie frei lässt. Die Schulbehörde habe kein Recht, die Glaubensfreiheit der Muslimin einzuschränken. Jetzt wird über eine Gesetzesänderung nachgedacht. Auch Baden-Württemberg plant eine Anpassung des Schulgesetzes, um Gesichtsschleier zu verbieten. Die Religionsfreiheit habe eine Grenze erreicht, wenn sich Lehrer und Schülerinnen „im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr ins Gesicht schauen können“, erklärte Kultusministerin Susanne Eisenmann. In Österreich wird über ein Kopftuchverbot bis zum vierzehnten Lebensjahr nachgedacht, wobei sich der Wiener Kardinal Christoph Schönborn gegen eine solche Maßnahme ausgesprochen hat.

Schleswig-Holstein diskutiert unterdessen über ein allgemeines Verbot von Gesichtsschleiern an Universitäten. Auslöser war eine vollverschleierte Kieler Studentin. Laut FAZ wird sie auch ihre Prüfungen verschleiert schreiben. Vor Beginn aber muss sie in einem Nebenraum vor einer Mitarbeiterin den Schleier lüften, um ihre Identität zu bestätigen. „Nach einer Toilettenpause wird der Vorgang wiederholt.“ Während die Grünen einen Gesetzesentwurf ablehnten, der die Verschleierung an Universitäten verbieten würde, sprach sich der frühere Parteichef Cem Özdemir dafür aus. Die Vollverschleierung sei für ihn „etwas ganz anderes als etwa ein Kopftuch“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Nikab und Burka seien der Versuch, „die Frau als Mensch im öffentlichen Raum unsichtbar zu machen“. Auch in verschiedenen islamisch geprägten Ländern ist die Verschleierung an Universitäten verboten. Zuletzt bestätigte das ägyptische Oberverwaltungsgericht eine entsprechende Verordnung.

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