Das Experiment Europa mit offenem Ausgang

Die europäische Einigung ist ein Experiment, das vielleicht nie abgeschlossen werden kann. Das vermutet der Politik- und Kulturwissenschaftler Hans Maier. „Die Europapolitik bewegte sich von Anfang an nicht in linearen Fortschritten, sondern in Sprüngen, die von Krisen zu Lösungen – manchmal aber auch zu neuen Krisen – führten“, sagte der ehemalige bayerische Kultusminister bei der jüngsten Vollversammlung des Münchener Katholikenrats.

Derzeit gibt es unter den Mitgliedsstaaten „nicht einmal einen Minimalkonsens über das weitere Vorgehen und die künftige Gestalt Europas“, bedauert Maier. Die europäische Einigung sei „etwas Neues in der Geschichte. Sie erstrebt soviel Einheit, wie zu gemeinsamem Handeln nötig ist, ohne jedoch die Verschiedenheit der Nationen, Sprachen, Lebensweisen zu leugnen und zu nivellieren.“ Ob dieses Konzept aufgeht, sei offen. Die Risiken seien groß, historische Vorbilder fehlten.

Auf diesem mühsamen Weg hätten die Kirchen eine bedeutende Aufgabe für Dialog und Begegnung. Im Osten müsse die Orthodoxie eine eigene Diakonie und Soziallehre sowie Autonomie gegenüber dem Staat und eine eigene gesellschaftliche Praxis entwickeln. „Umgekehrt können die westlichen Kirchen von den östlichen das lernen, was ihnen fehlt.“ Maier denkt dabei vor allem an den unbedingten Vorrang des Gottesdienstes, „den glühenden Kern der Gottesliebe, ohne den alle ‚Außenwerke‘ des Christentums, so effizient wie sie sein mögen, leer und äußerlich bleiben“.

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