Romano GuardiniDer Lebenskeim

Im Getauftwerden geht etwas Tiefes vor sich: ein Lebenskeim bildet sich. In den Menschen, der bereits von einem innerweltlichen Ausgangspunkt her lebt, kommt von Gott her ein Keim neuen Aufbaus und neuer Wirksamkeit. Eine neue Existenz erwacht in ihm, mit eigenem Sinn, eigenem Gesetz und eigener Verwirklichungskraft. Ein wilder Obstbaum wächst aus seiner natürlichen Mitte. Sobald der Gärtner ihn veredelt, wird in seinen Bestand aus einem anderen Lebendigen ein frisches Element des Wachstums eingesenkt, und der alte Baum trägt neue Frucht. Die Frucht gehört dem alten Baum; aber dadurch, dass er aus anderem Leben neue Formkraft empfing. Das mag uns als Bild dienen für das, was in der Taufe geschieht; nur dass da alles ganz anders ins Wesen geht. Die Wurzel des Lebens selbst, die Mitte des Daseins wird erfasst und gleichsam in den göttlichen Schoß gezogen, um daraus in neuer Lebendigkeit hervorzugehen. In Christus geschieht das. In ihm wird der Mensch wiedergeboren, durch den Heiligen Geist, zur Anteilnahme an Christi gottmenschlichem Leben.

Romano Guardini (1885–1968) in: „Das Romano-Guardini-Gottesdienstbuch“ (Herder, Freiburg 2018)

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