WinterzauberSchnee, wie schön

Wenn das Weiß die ganze Welt verhüllt, blüht die Seele auf.

Schnee verändert die Welt. Ihre Konturen werden weicher. Den Laternen, Dächern und Bäumen nimmt der Schnee Spitzen und Kanten. Er dämpft die Geräusche und verschluckt das Rauschen des Straßenverkehrs. Über das ganze Land legt sich eine eigentümliche Ruhe. Die Natur dämmert im Halbschlaf vor sich hin. Erwachsene werden wieder zu Kindern, stapfen genussvoll durch das tiefe Weiß, werfen sich sogar hinein wie in eine flauschige Decke, fangen Flocken mit der Zunge auf, schauen gebannt in den Himmel. Wann kommt er, der Schnee? Es ist eine Frage, die in den „kalten“ Erdregionen mit dem ersten Frost in die Köpfe und Herzen der Menschen einzieht. Schnee weckt Heimatgefühle. Ist er endlich da, zieht es die meisten hinaus in die Natur. Kinder rutschen mit Schlitten vom kleinen Hügel hinter dem Haus. Das Volk wagt sich mit Skiern oder Snowboard rasant oder bedächtig die Berghänge hinunter, „Fußgänger“ stapfen mit Schneeschuhen über verschneite Wiesen oder spazieren durch Parks. Die einen setzen vorsichtig Schritt vor Schritt, um nicht auszugleiten. Andere rutschen und schlittern mit viel Begeisterung über verschneite und vereiste Flächen. Auch die Schneekristalle faszinieren. Jeder für sich ist fein und einzigartig, in der Masse sind sie dann aber übermächtig. Die Flocken brechen das Sonnenlicht und schenken der Welt ein Glitzern und Funkeln, das selbst den grauen Städten und dem oft ebenso grauen Alltag ungeahnten Glanz verleiht. Die tägliche Routine ist unterbrochen, eben weil der Schnee so flüchtig ist. Mit den ersten warmen Tagen schmilzt die Pracht unweigerlich dahin und weicht dreckigem Matsch.

Aber der Schnee wird in diesen Zeiten vor allem in den tiefen Lagen immer flüchtiger. Es schneit – wenn überhaupt – meistens später im Jahr und taut schneller. Zwar kann der Mensch heute mit technischen Mitteln Schnee erzeugen, es ist aber nicht das Gleiche. Das wissen nicht nur die Skifahrer. Kunstschnee ist viel dichter als Neuschnee, ihm geht die Leichtigkeit der natürlichen Flocken ab. Und wie traurig wirkt eine weiße Piste neben dem tristen Braun der nicht beschneiten Grasmatten. Der fehlende Schnee ist aber nicht nur ein Problem der Liftbetreiber. Es betrifft auch die Seele der Menschen.

Ähnlich wie die Verhüllungen des Künstlers Christo verbirgt der Schnee Bekanntes für eine Weile, bis er es wieder freigibt und ein neues Sehen ermöglicht. Die verschneite Welt, das Weiß allerorten, trägt in sich immer auch das Versprechen eines neuen Frühlings, einer Rückkehr des Lebens, eines Erwachens der Natur – eine ewige Sehnsucht. Mit dem Weiß des Schnees – dem heilen Unberührten – verbindet sich auch eine große Verheißung: Die des Engels, der den Stein vor Jesu Grab wegwälzt und damit die erschütternde Auferstehung ankündigt. Des Engels Gewand war „weiß wie Schnee“.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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