BrasilienIn der „Stadt Gottes“ wird wieder geschossen

Der Versuch, mit starker Polizeipräsenz die Mafia in den Elendsvierteln Rio de Janeiros zurückzudrängen oder sie sogar ganz zu vertreiben, ist gescheitert. „Die Kriminellen kommen mit Vollgas zurück“, erklärte der brasilianische Anthropologe Paulo Storani auf einem Internet-Portal. Bewohner der Favelas, die während der letzten Jahre im Kampf gegen das organisierte Verbrechen mit der Polizei zusammengearbeitet hatten, fürchten jetzt die Rache der Drogenbosse. Weil die Polizei nicht hinreichend ausgestattet ist, um den Verbrechern die Stirn zu bieten, werden viele der erst vor zehn Jahren eingerichteten Polizeiposten geräumt.

Die sogenannte Befriedung der Armensiedlungen war 2008 eingeleitet worden, um für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 eine Sphäre der Sicherheit zu schaffen und vermehrt Touristen an den Zuckerhut zu locken. Inzwischen hat die Gewalt von ehedem Rio zurückerobert. In den letzten Tagen musste sogar die wichtige Stadtautobahn wiederholt wegen Schießereien gesperrt werden.

Die Polizei habe in den Favelas jeglichen Einfluss verloren, heißt es. Allein im Viertel „Stadt Gottes“ – „Cidade de Deus“ – sind im Januar 41 Schusswechsel gezählt worden. Dabei kamen drei Personen ums Leben. Die Rauschgiftkartelle bekämpfen sich auch gegenseitig, um die Oberhoheit über ganze Zonen zu erringen. Sie haben bei der „Wiederansiedlung“ oftmals leichtes Spiel, finden in den betreffenden Gebieten Unterstützung bei den Bewohnern. Denn diese erhoffen sich von den Banden Vorteile, Beschäftigung und Einkünfte, nachdem viele soziale Dienstleistungen und Arbeitsplätze, die von der Stadt- und der Bundesregierung versprochen worden waren, ausblieben. Die Verbrecherbanden arbeiten außerdem oft mit korrupten Polizisten zusammen oder werden sogar von solchen geführt.

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