Viel Event hilft der Liturgie kaum oder gar nicht

Erlebnisveranstaltungen in Gottesdiensten locken die Menschen kaum nachhaltig in die Kirche zur Feier der Liturgie. Events haben allenfalls „maßvolle Effekte“ für eine dauerhafte Bindung, berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur über entsprechende Untersuchungen des Würzburger Liturgiewissenschaftlers Martin Stuflesser. Gottesdienste etwa mit Lichtshows oder Videoprojektionen regen allenfalls manche Personen aus dem großstädtischen Milieu an, wieder über den eigenen christlichen Glauben nachzudenken oder eventuell einen Weg zur Kirche zu finden.

„Allein am Design der Gottesdienste herumzuschrauben, hilft nicht“, so Stuflessers Einschätzung. Eher kirchenkritische Menschen kämen dann nur deshalb, weil es sich um einen Event handelt, der aber womöglich „nur um sich selbst kreist“. An vielen Stellen in der Gesellschaft, in der Werbung, im Geschäftsleben, im Wettbewerb um Kunden und Käufer versucht man immer mehr, die Leute durch inszenierte Ereignisse zu gewinnen und an sich zu binden, unter anderem durch verkaufsoffene Sonntage, lange Einkaufsnächte oder lange Nächte der Museen. Stuflesser sieht es eher kritisch, wenn die Kirche meint, dem nacheifern zu müssen.

Die Kirche sollte sich besser den Gründen stellen, warum die Menschen mehr und mehr zu ihr auf Distanz gehen. Schuld seien viele Themen, mit denen die Kirche negativ in den Medien steht oder die sie als altmodisch, antiquiert, von gestern erscheinen lassen. Allerdings sieht Stuflesser ein Problem auch darin, dass es bei der Feier der ganz gewöhnlichen Gottesdienste oft an liturgischer Qualität fehlt.

Eigens zu untersuchen wäre gewiss auch, ob nicht doch ein grundlegender Glaubensverlust die wesentliche Rolle spielt: dass viele Menschen erhebliche Zweifel daran haben, wie in einer konventionellen Theologie mit einem dogmatischen Absolutheitsanspruch über Gott geredet und Gott verkündet wird. Dabei hat doch kein Mensch jemals Gott gesehen, und die zeitgenössische Welterfahrung – auch die natur- und humanwissenschaftliche – scheint oft im Widerspruch zu dem zu stehen, was als verbindliche religiöse Botschaft recht selbstgewiss behauptet und gelehrt wird. Woher weiß das kirchliche Lehramt so genau, wer, was und wie Gott ist, was er denkt, tut und will? Viel stärker als die Kirchenkrise ist die Gotteskrise entscheidend dafür, dass viele Menschen zum Kirchenleben, ganz besonders zum liturgischen Feiern auf Abstand gehen.

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