SchuleBildung ist kein Wunschkonzert

Schule darf nicht zum „kurzfristigen Reparaturbetrieb der Gesellschaft“ verkommen. Das sagen Vertreter von Lehrerverbänden und Gewerkschaften. Das „Wunschkonzert Bildung“ seitens Politik und Lobbyverbänden ist lang: Werte-, Demokratie- und Gesundheitserziehung sollen im Unterricht vorkommen; Medienkompetenz und Wirtschaftswissen sollen vermittelt, Extremismus und Antisemitismus soll vorgebeugt werden. Auch Tanz, Glück und Klimaschutz sollen vorkommen. „Immer wenn es gilt, ein gesellschaftliches Problem zu lösen“, sagt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), „erfolgt fast reflexhaft der Ruf nach der Schule, nicht selten nach einem neuen Unterrichtsfach“.

Dabei liefere die Politik aber meist nicht „die notwendigen Ressourcen, um neue Aufgaben bewältigen zu können“. Schule selbst sei hochgradig „reparaturbedürftig“: Bis 2025 werden bundesweit rund 35000 Lehrer fehlen, gibt die „Zeit“ eine Studie der Bertelsmann-Stiftung wieder. Besonders im Grundschulbereich spitze sich der Lehrermangel zu. Gerade dort jedoch seien die gesellschaftlichen Herausforderungen groß. „Jedes fünfte Kind ist von Armut betroffen, viele erleben Gewalt im eigenen Elternhaus“, sagt Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der „Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft“ (GEW).

Anstelle neuer Fächer seien viel dringender Erwachsene nötig, die Zeit für Kinder hätten, neben Lehrern auch „Sozialpädagogen und Erzieher – oder auch Schulkrankenschwestern“. Der Ruf nach neuen Fächern sei auch Ausdruck von „Bequemlichkeit, die Verantwortung für Erziehung und Bildung von Eltern und Politik an die Schulen zu delegieren“, so Hoffmann. Stattdessen drängten sich in maroden Klassenzimmern mitunter dreißig Kinder, viele mit Förderbedarf, die von nur einer Lehrkraft unterrichtet werden. Außerdem regnet es durch Dächer; in Wänden und Böden steckten Asbest und andere Schadstoffe. Schon vor zwei Jahren bezifferte die Kreditanstalt für Wiederaufbau den Sanierungsstau auf 34 Milliarden Euro. Einer Debatte über Unterrichtsinhalte wollen sich Lehrervertreter nicht verschließen, doch die Prioritäten müssten stimmen: Mehr Personal und gute Bezahlung fordert die GEW. „Damit sich mehr junge Menschen für diesen eigentlich wunderbaren Beruf entscheiden.“

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