Reisen mit KindernZusammen entspannen

Reisen mit Kindern ist toll, aber anstrengend, findet Kolumnistin ASTRID HERBOLD. Manchmal hilft's, wenn andere Familien dabei sind. Manchmal nicht

Zusammen entspannen
© Daniela Kohl

Warum ist noch niemand auf die Idee gekommen, einen Verleih für Spielgefährten aufzumachen? Ich wäre dort Stammkundin. Denn meine Kinder hassen es, die Nachmittage oder Wochenenden nur mit uns Erwachsenen zu verbringen. Ab einem anwesenden Freund oder einer Freundin ist es dagegen immer superentspannt, ab zwei richtig lustig, ab drei so gaga, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Das Gute an Kinderhorden: Sie bespaßen sich selbst. Stundenlang. Es ist, als ob sie ihre kleinen Gehirne zusammenschalten und ihre Energieströme potenzieren.
Ein Kind: „Mir ist sooooo langweilig.“
Zwei Kinder: „Was können wir jetzt machen?“
Drei Kinder: „Los, lass mal ... !“ Der Rest des Satzes geht in verdächtigem Geflüster unter.
Für uns Eltern bedeutet das: Dem Nachwuchs lächelnd das Feld überlassen, schnell zum Sofa rennen, Füße hoch, Zeitschriften lesen, herrlich! Zugegeben, alle fünf Minuten brüllt es aus dem Kinderzimmer, weil a) jemand zu wagemutig vom Hochbett gesprungen ist, b) der komplexe Carrerabahnaufbau versehentlich zerstört wurde oder c) zwei Jungs am gleichen Gummidinosaurier zerren. Aber ansonsten gibt es wirklich nichts Besseres als viele Kinder auf einem Haufen.
Wer das erkannt hat, dem kommt schnell der nächste logische Gedanke. Lass mal mit anderen Familien verreisen! Warum das öde Kleinfamiliending auch noch im Urlaub durchziehen? Macht doch mehr Spaß in größerer Gemeinschaft. Ich bin als junge Alleinerziehende in den Süden geflogen, mit einer Freundin, meiner Tochter und ihrer Tochter. Beste Idee ever! Die Mädchen haben im Sand gebuddelt, wir Mütter auf unseren Liegen Limonade geschlürft. Und wenn wir Lust auf eine Abkühlung hatten, sind wir abwechselnd ins Wasser gesprungen und geschwommen. Weit raus! (Wer jetzt irritiert guckt: Verreisen Sie mal alleine mit Kleinkind, da ist nix mit sportlichen Freiräumen.)
Nach vielen Jahren als Familienreisen- Testerin kann ich folgende Bilanz ziehen: Die Formel „Je mehr Kinder, desto besser“gilt auf jeden Fall. Allerdings sollte im Vorfeld die Gruppendynamik bedacht werden. Mehrere befreundete Teenager und ein Baby – kann man gut machen. Zwei gleichaltrige Vorschüler, von denen einer ein Tablet besitzt, der andere striktes Bildschirmverbot hat – da rate ich ab. Dreijährige mit unterschiedlichen Temperamenten und Biorhythmen – kann auch holprig sein. Wenn dann noch die Eigenheiten der Eltern dazukommen (und welcher Erwachsene ist nicht irgendwie schrullig?), wird’s schnell ungemütlich. Ich bin zum Beispiel ein echter Bauer, was Mahlzeiten angeht. Spätestens um neun will ich frühstücken, um halb eins habe ich heftigen Mittagshunger, nach 19 Uhr brauch ich kein Drei-Gänge- Menü mehr. Diese Gewohnheiten habe ich auch meinen Kindern vererbt. Mit mediterranen Menschen, die abends um halb zehn den Grill anwerfen und Salat schnippeln, können wir nur dank großer innerlicher Anpassungsleistung ein Ferienhaus teilen. Auch keinen Spaß macht es mir mit „In Deutschland wäre das undenkbar“-Nörglern. Und was gar nicht geht: Urlaub mit Geizhälsen. Da können deren Kinder noch so süß sein.
Aber wenn man die eine wunderbare Familie gefunden hat, mit der es alltags wie sonntags passt wie A**** auf Eimer, dann gibt es nichts Erholsameres als Hordenurlaube. Das sollte jeder unbedingt ausprobieren!  

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