In der Kita mit dem Klimawandel umgehenHitzesommer und Wetterphänomene

Hitzewellen, Trockenheit oder andere extreme Wetterereignisse – Auswirkungen des Klimawandels betreffen auch Kinder und Fachkräfte. Impulse für einen konstruktiven Umgang ohne Angst.

Ein Junge sitzt im Garten in der Erde auf dem Boden und Hand Erde in der Hand.
© Christoph Wehrer, Stiftung Kinder forschen

Auf der Erde wird es immer wärmer. Die globale Mitteltemperatur hat sich laut Umweltbundesamt1 um über 1,1° C erhöht. Daher spüren wir hierzulande bereits Dürren, Hochwasser und stärkere Stürme. Jede weitere Temperaturerhöhung hat verheerende Folgen. Die Kinder von heute werden die Auswirkungen der Temperaturerhöhung erleben. Aufgabe von Bildungseinrichtungen  – und von Bildung für nachhaltige Entwicklung – sollte es daher sein, Kinder nach und nach darauf vorzubereiten, damit umzugehen. Geben Sie ihnen daher die Möglichkeit, Selbstwirksamkeit zu erfahren und zu erleben, dass ihr Handeln konkrete Auswirkungen hat. Kinder haben nicht zwingend Angst vor dem Klimawandel, selbst wenn sie bereits davon gehört haben. Bei jüngeren Kindern drehen sich Ängste oft noch um Monster unter ihrem Bett. Erst ab dem Vorschulalter verlassen sie langsam die „magische Phase“, denken rationaler und öffnen sich für gesellschaftliche Themen. Dann gilt: „Es geht darum, die Kinder zu schützen“, sagt die Psychotherapeutin Katrin Bosshard von der Gruppe Psychologists for Future. „Sie nehmen ja alle Sorgen der Erwachsenen auf und haben ihre Antennen überall.“ Sie empfiehlt deshalb, dass Erwachsene im ersten Schritt für sich sorgen sollten. „Wenn ein Thema Angst macht, sollte man zunächst mit anderen drüber sprechen, bis man wieder ruhig ist. Erst dann sollte man dieses Thema mit den Kindern besprechen.“ Bosshard warnt außerdem vor der sogenannten Parentifizierung. Damit ist die Gefahr gemeint, Probleme von Erwachsenen auf Kinder abzuwälzen. Sie sagt: „Kinder wollen keine Schreckensnachrichten hören. Was sie wollen, ist, bei gemeinsamen Aktionen dabei zu sein.“ Aber wo anfangen? Um als Erstes den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu erfassen, profitieren Kita-Kinder von Erzählungen der Eltern und Großeltern. Was haben die Kinder damals gemacht, um sich im Sommer abzukühlen? Was heute? Die Geschichten, die die Kinder gesammelt haben, können sie im Morgenkreis austauschen.

Wo ist es in der Kita besonders warm? 

32° C im Schatten – je nach Bauart der Kita kann das für die Kinder inner- und außerhalb des Hauses eine echte Herausforderung sein. Ausgerüstet mit Thermometern und Kamera können sie gemeinsam das Haus erkunden: 

  • Wo ist es besonders warm?
  • Wie geht es der Gruppe unterm Dach, wie der im Erdgeschoss?
  • Wie schützen sich die Gruppen vor Hitze?
  • Haben die Fenster Rollos?  
  • Könnte man welche installieren?
  • Wann wird gelüftet? Die Kinder überlegen zusammen:
  • Welche Schutzmaßnahmen gegen Sonne und Hitze kennen sie?
  • Wo halten sie sich im Sommer am liebsten auf?
  • Welche Temperaturen haben sie schon erlebt, beispielsweise im Urlaub?
  • Wie kleiden sich die Menschen dort?
  • Wie gestalten sie den Tagesablauf?

Die Kinder können eine Liste mit Maßnahmen erstellen: viel trinken, mittags im Haus bleiben und sich ausruhen oder Kopfbedeckungen und lange Kleidung bei Sonne tragen. So dokumentieren sie ihre Beobachtungen, sammeln Tipps für den Schutz vor Hitze, hängen sie aus oder machen der Kita-Leitung Vorschläge für Veränderungen. 

Böden und Pflanzen beobachten

Sicherlich haben die Kinder beobachtet, dass es unter Bäumen und auf Wiesen viel kühler ist als auf versiegeltem Boden. Die meisten von ihnen haben schon vertrocknete Pflanzen gesehen. Damit diese genug Wasser bekommen, ist es wichtig, dass der Boden das Regenwasser aufnimmt, es nicht gleich abgeleitet wird oder es verdunstet. Die Kinder können Versuche mit Wasser an unterschiedlichen Orten machen, zum Beispiel im Sandkasten und auch auf einer versiegelten Fläche:  

  • Was passiert wo mit dem Wasser?
  • Was passiert, wenn eine Schicht Mulch oder Blätter den Boden bedeckt?
  • Wo bleibt der Boden am längsten feucht? Wenn es draußen richtig trocken ist:
  • Was fällt den Kindern auf?
  • Gibt es Risse im Boden?
  • Wie sehen verdorrte Pflanzen aus?
  • Gibt es Bäume, die von Krankheiten befallen sind?
  • Woher kennen sie das vielleicht schon und was ist ihnen neu?
  • Geht es allen Pflanzen schlecht oder sehen manche noch gesund aus? 

In einer Gärtnerei könnten die Kinder erfragen, was die beste Uhrzeit für die Bewässerung von Pflanzen ist. Vielleicht hat jemand sogar eine Idee für ein Bewässerungssystem und weiß, welche Pflanzen wenig Wasser benötigen? Welche sollten unbedingt gegossen werden, weil sie nützlich für die Insekten sind?

Von der Idee zur Umsetzung

Ein zentraler Aspekt von Bildung für nachhaltige Entwicklung ist, nicht nur über Dinge zu sprechen, sondern auch tatsächlich etwas zu tun. Wenn die Kinder Ideen zum Schutz vor Hitze haben, sollten sie sich auch Wege zur Umsetzung ausdenken dürfen, und zwar solche, an denen sich möglichst viele beteiligen können. Um noch mehr Ideen zu sammeln, könnten sie eine Liste im Eingangsbereich aufhängen. Alle können dort ihre Ideen – geschrieben oder gemalt – eintragen. Ein Aufruf an die Eltern, gemeinsam eine Konstruktion für ein Sonnensegel zu bauen, ist ebenfalls denkbar. Es gibt viele Wege zum Ziel. Wichtig ist, dass sie überhaupt ermöglicht werden und Kinder erleben: Ich kann etwas bewirken.

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