Eine EinführungSchwierige Gespräche in der Kita

Fachkräfte kommunizieren in emotionalen Ausnahmesituationen und während stressiger Übergänge, mit besorgten oder ärgerlichen Eltern, überlasteten Kolleg:innen oder Vorgesetzten. Der Auftakt zu einer unterstützenden Artikelserie.

Schwierige Gespräche in der Kita
© Anton Vierietin/GettyImages

Eltern, die sich unangemessen verhalten, überlastete Fachkräfte, die sich fragen, wie sie ihre Situation beim Träger ansprechen können, mögliche Kindeswohlgefährdungen oder inakzeptables Verhalten von Kolleg:innen: Schwierige Gespräche in der Kita haben vielfältige Anlässe. In der neuen Reihe in kindergarten heute werden Methoden, Textbausteine, rhetorische Kniffe und Vorgehensweisen vorgestellt, mit denen Sie schwierige Gespräche vorbereiten und durchführen können. Probieren Sie die hier vorgestellten Methoden in Ihrem Kita-Alltag aus. Nur so bekommen Sie Übung darin. In jedem Gespräch ist schon viel gewonnen, wenn es freundlich geführt wird. Freundlichkeit ist ein wichtiger Indikator für Qualität, eine persönliche Grundorientierung.1 Schwierigen Gesprächen gehen allerdings oft schwierige Situationen voraus. Deshalb kann der Grundsatz sanft zur Person und hart in der Sache zielführend für gelingende Gespräche sein. Der Begriff Erziehungspartnerschaft impliziert, dass eine Partnerschaft gegenseitig anerkannt wird. Das setzt wiederum die Akzeptanz voraus, dass es in der Beziehung von Eltern zu pädagogischen Fachkräften und umgekehrt ein Geben und Nehmen gibt. In Beziehungen sind die Partner:innen bestrebt, auf Dauer einen Ausgleich zu schaffen. Es kann Zeiten geben, in denen eine Person mehr gibt als die andere, was dazu führt, dass in Zukunft dieses „Pfund“ mehr oder weniger deutlich eingefordert wird, damit ein Ausgleich erreicht wird. Ein einseitiges Geben und ein einseitiges Nehmen können zu Konflikten bis hin zur Trennung führen. Das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun ist eines der bekanntesten Modelle der Kommunikation. Der folgende Absatz stellt ein weiteres systemisches Kommunikationsmodell kurz und knapp vor. Dabei lautet ein sehr grundlegender und vielleicht entlastender Gedanke, den man Niklas Luhmann zuschreibt: „Verstehen ist eigentlich Glücksache.“

Wie spreche ich wo?

Wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, dann tun sie das mit einem bestimmten individuellen Verhaltensrepertoire. Das Verhalten des einen zieht eine Reaktion des anderen nach sich und beides beeinflusst sich gegenseitig. Es wird von einer inneren Landkarte bestimmt, die die Grundlage für das Navigationssystem bildet. Das Navigationssystem ist geprägt von den eigenen Einstellungen, Werten, Meinungen, (Handlungs-)Kompetenzen, Theorien und dem professionellen versus familiären Selbstverständnis. Die Kommunikation zwischen Menschen findet weiterhin in einem bestimmten Kontext, in einem bestimmten sozialen System statt. Eine Diskussion in der Familie verläuft anders als auf beruflicher Ebene, bei Freund:innen oder bei einem Mannschaftssport während des Spiels. Bestimmte Kommunikationsmuster erklären sich allein schon daraus. Manchmal verinnerlichen Menschen diese Muster und wenden sie auch in anderen Kontexten an. Es kann sich deshalb lohnen, der Frage nachzugehen, welche veralteten Kommunikationsmuster und -strukturen Anteil an einer schwierigen Situation haben könnten. Wenn also das gegenseitige Verhalten, die eigene innere Landkarte (Navigationssystem) und der Kontext auf die individuelle Kommunikation Einfluss nehmen, wie viel komplexer wird dies dann noch in Kombination mit der Lebenswelt und Perspektive des Gegenübers? Verstehen scheint hier wirklich Glücksache und kann dennoch gelingen.2

Aktives Zuhören

Aktives Zuhören signalisiert das eigene Interesse und das Verständnis für das Gegenüber. Hierzu ist eine ungestörte Gesprächsumgebung notwendig. Zum aktiven Zuhören und zu einer gelingenden Kommunikation gehören:

  • Körpersprache: Wenden Sie sich der anderen Person zu und halten Sie Blickkontakt. Nehmen Sie eine ähnliche Sitzposition oder Körperhaltung ein.
  • Nachfragen stellen: Interessierte Nachfragen könnten zum Beispiel sein: „Wie meinen Sie das?“; „Ich frage mich, was X bedeuten könnte?“
  • Soziale Resonanz: Durch kurze verbale Bestätigungen signalisieren Sie, dass Sie zuhören, zum Beispiel mit „aha“, „so“, „hm“, „ah ja“. Achten Sie darauf, keine positiven oder negativen Bewertungen abzugeben. Pausen sind erlaubt, auch wenn sie manchmal schwer auszuhalten sind. 
  • Paraphrasieren: Man gibt mit eigenen Worten das Verstandene wieder oder fasst es gegebenenfalls zusammen.
  • Gefühle verbalisieren: Eigene Gefühle werden beachtet und vermutete dahinterliegende Gefühle benannt. Verständnisfragen zur Deutung der Gefühle können dabei hilfreich und zielführend sein.

Ich-Botschaften

Durch Ich-Botschaften können Menschen erfahren, wie andere ihr Verhalten erleben. Sie zeigen, dass es hier um eine subjektive Botschaft geht. Deshalb fällt es leichter, sich auf Ich-Botschaften als auf Du-Botschaften einzulassen. Du-Botschaften hingegen werden oft als Angriff empfunden.

Feedback

Ein einfaches Feedback kann aus den sogenannten „3 Ws“ bestehen:

  • Wahrnehmen: Wie habe ich die Situation wahrgenommen?
  • Wirkung: Wie wirkt sie auf mich? Was hat sie ausgelöst?
  • Wunsch: Was wünsche ich mir in Zukunft von der anderen Person? Das kann in schwierigen Situationen ebenso bedeuten: Was erwarte ich in Zukunft von anderen?

Dialog

Wichtige Kernfähigkeiten, die man beim Dialog beachten sollte, sind beispielsweise:

  • Eine lernende Haltung einnehmen Ganz nach dem Leitgedanken des Situationsansatzes sind wir alle Lernende und Lehrende zugleich. Es geht darum, sich einzugestehen, dass man nichts oder nur wenig ganz sicher weiß.
  • Respekt und Offenheit Ein Gespräch wird respektvoll, in gegenseitiger Anerkennung und Akzeptanz geführt. Der Versuch, sich in die Perspektive der anderen hineinzuversetzen, sich in diese Sicht auf die Welt einzudenken und einzufühlen, kann hilfreich sein. Gleichzeitig benötigt es Offenheit, die eigenen Überzeugungen infrage zu stellen oder zumindest nebeneinander gleichgültig stehen zu lassen.
  • Von Herzen sprechen Gefühl (Herz) und Sachliches (Hirn) haben im dialogischen Gespräch ihren Platz.

Das Ziel aller Methoden zur Gesprächsführung ist es, eine offene, respektvolle, freundliche Atmosphäre zu schaffen, in der schwierige Themen klar und deutlich angesprochen und lösungsorientiert angegangen werden können.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Sie schwierige Elterngespräche vorbereiten und durchführen können.

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