Bildung für nachhaltige Entwicklung: im Kindergarten

Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kita heißt, Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren die Möglichkeit zu geben, sich mit zukunftsrelevanten Themen zu beschäftigen. Dazu gehören zum Beispiel Fragen zu Wasser, Nahrung, Energie oder Gerechtigkeit. Gerade im Kita-Alter ist es für Kinder wichtig, dass sie erfahren können, wie sie selbst ihren Alltag und ihr Umfeld nachhaltig gestalten können. In Projekte, Exkursionen und Impulsen, die sich mit Umweltthemen beschäftigen, lassen sich die Familien aktiv mit einbinden.

Kinder, die heute in die Kita gehen, kommen bereits jetzt mit den Folgen des Klimawandels in Berührung. Ob Hitzewelle, Trockenheit oder Überschwemmungen – solche extremen Wettereignisse betreffen Kinder, Fachkräfte und Familien.

Wenn heutige Kinder erwachsen sind, werden sie die Auswirkungen von Temperaturerhöhung noch intensiver erleben. Kitas – als erste Bildungseinrichtung – haben die Aufgabe, Kinder auf ihre Zukunft vorzubereiten. BNE ist daher in den Bildungsplänen der Bundesländer verankert.

Eine bewusste Lebensweise betrifft viele Bereiche in der Kita. Dazu gehören nicht nur die Raumgestaltung, die Begrünung des Außengeländes oder eine nachhaltige Hauswirtschaft, sondern auch gelebte Partizipation. Denn nur wenn Kinder erleben, dass sie selbst etwas tun können, erfahren sie Selbstwirksamkeit. „BNE in der Kita [ist] über die pädagogische Arbeit hinaus zu denken. Der sogenannte Whole-Institution-Approach – übersetzt etwa ‚ganzheitlicher Ansatz‘ – spielt daher eine zentrale Rolle“, erläutert Diplom-Pädagogin Mariel Wille von der Stiftung Forschung.¹ Unterstützung bieten Team-Fortbildungen.² Grundlegende Fragen wie „Was möchten wir im Team bewirken?“ – „Was können wir tun, um den Kita-Alltag nachhaltiger zu gestalten?“ sollten in diesem Rahmen erörtert werden. Eine gemeinsamer Teamtag kann den Anstoß für erste BNE-Ideen und Projekte geben.

Die Kita-Leitung ermöglicht den Kindern und dem Team, die Ideen von Kindern und Team umzusetzen. Dabei kann es passieren, dass das gesamte Konzept der Kita auf den Prüfstand gestellt wird – und das immer wieder. „Leitungskräfte haben die Chance, das ethische Leitbild nachhaltiger Entwicklung als Werthaltung für das Zusammenleben und -lernen in der Kita zu verankern. Verbunden damit ist die Orientierung an Gerechtigkeit (innerhalb und zwischen den Generationen der einen Welt) sowie am Schutz natürlicher Lebensgrundlagen und -prozesse. Auch den Mitarbeiter*innen sollen Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet werden.“³

Für die Kita-Träger gilt: Bildung für nachhaltige Entwicklung trägt zur Profilbildung und zur Qualitätsentwicklung bzw. -sicherung einer Kita bei. Mit Blick auf den Fachkräftemangel und Anforderungen junger Fachkräfte der Generationen „Y“, „Z“ und „Alpha“⁴ an den Arbeitgeber ist dies sicherlich ein Vorteil. Im Idealfall wird Bildung für nachhaltige Entwicklung im Qualitätsmanagement des Trägers verankert. Eine gute Orientierung hierfür bietet der „Referenzrahmen für die frühkindliche Bildung. Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Bildung für nachhaltige Entwicklung – das klingt kompliziert und zeitintensiv. Doch es bieten sich so viele Möglichkeiten an, sich dem Thema nachhaltiges Leben zu nähern. „Bildung für nachhaltige Entwicklung im frühkindlichen Bereich ist eng verwoben mit vielen Grundverständnissen und Prinzipien, die Kitas schon heute prägen: Kindzentriertheit, Werteorientierung, gemeinsames Erkunden und Erfahren der Mitwelt, Naturerfahrung. BNE ist also sehr anschlussfähig an das, was in der frühkindlichen Bildung seit vielen Jahren etabliert ist. In Kitas können Kinder ganz praktisch vor Ort lernen, dass sie eine nachhaltige und gerechte Zukunft mitgestalten − dass sie einen Unterschied machen.“⁵

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Querschnittsthema: Ob Gesundheit, Naturwissenschaft, Sprache, Medien, soziale und emotionale Bildung – in diesem Thema steckt sehr viel Bildungspotenzial. Die nachfolgende Auflistung von Projekten und Initiativen sind von Kita erprobt:

• Tierbehausungen bauen und Tiere beobachten: Welche Tiere wohnen im Kita-Garten? Immer wieder finden Kita-Kinder zahlreiche Tierspuren im Außengelände. Es lohnt sich, gut ausgerüstet mit Kindern danach Ausschau zu halten, welche Lebewesen in Siedlungen oder im Kita-Garten zu Hause sind. Im digitalen Themenpaket Tieren auf der Spur finden Sie eine Reihe von Ideen, um Kindern die Begegnung mit Tieren zu ermöglichen.
• Gärtnern mit den Kindern: In einem naturnahen Garten fühlen sich Insekten und Kleintiere wohl. Wie Sie ein Paradies vor der Kita-Tür schaffen und wie selbst städtische Kitas den Kindern das Gärtnern ermöglichen können, lesen Sie in den Beiträgen im digitalen Themenpaket Gärtnern mit Kindern.
• Den Boden und das Erdreich entdecken: Regenwürmer, Maulwurf und Assel – hier gibt es ein unterirdisches Ökosystem zu entdecken. Der Boden ist eine faszinierende Welt, die Kinder mit bloßen Händen, einem Spaten und ihrer Nase erkunden können. Im Themenpaket finden Sie Ideen und Impulse, um den Boden in Kita-Projekten zu erkunden
• Plastikfrei – wir sind dabei: Was passiert, wenn Plastik in den Bächen, Flüssen und später im Meer landet? Kita-Kinder beschäftigen sich mit dem Thema Müll und Plastik. Ideen und praktische Impulse für eine plastikfreie Kita lesen Sie ebenfalls im digitalen Themenpaket Auf dem Weg zur plastikfreien Kita.
• Global denken, im Kita-Alltag handeln: Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung sind eng miteinander verwoben. Wo kommen die Bananen her? Wo kaufen wir unser Brot fürs Kita-Frühstück? Praxiserprobte Anregungen gibt es im Themenpaket Globales Lernen in der Kita.
• Bewusstes Einkaufen und Konsumbildung: Woraus besteht mein Spielzeug? Wie feiern wir Kindergeburtstage? Was passiert, wenn Kinder drei Monate in der Kita spielzeugfrei haben? Im Themenpaket finden Sie nützliche Anregungen zu Konsumkompetenz und Konsumbildung in der Kita
• Experimente rund um die Themen Temperatur, Regen, Wind und Energie: Ob im Bau eines Thermometers, dem Nachforschen des Windes oder der Strom– in Experimenten können sich Kinder beispielsweise den Themen Klimawandel und Energieverbrauch annähern.