Wie Kommunen kinderfreundlich werden können – ein Interview„Kinder denken oft weiter in die Zukunft“

Städte, Wohngebiete, selbst Kitas und Spielplätze werden von Erwachsenen erdacht und geplant. Der Verein „Kinderfreundliche Kommune“ unterstützt Städte und Gemeinden, Kinder und Jugendliche in örtliche Entscheidungen aktiv einzubinden. Was Kinder besser als Erwachsene machen, erläutert Dominik Bär, Geschäftsführer des Vereins im Interview.

„Kinder denken oft weiter in die Zukunft“
© Peter Apel, Planungsbüro Stadt-Kinder, Dortmund

Was können Kommunen tun, um kinderfreundliche Räume zu schaffen? 
Wenn eine Kommune kinderfreundlich sein möchte, orientiert sie sich an den Interessen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen. Um diese in die Planung von Räumen einfließen zu lassen, müssen Kinder gefragt und ernst genommen werden. Dafür müssen sie jedoch frühzeitig und vor allem stetig eingebunden werden. Solche Beteiligungsprozesse sollten altersangemessen organisiert sein und an den Interessen von Kindern anknüpfen. Hier gibt es mittlerweile ausreichend Methoden und gute Erfahrungen. Kinderfreundliche Räume wie Kinderfreundlichkeit insgesamt lässt sich also nur mit den Kindern erreichen.

Wie können Räume für Kinder Räume von Kindern werden? 
Da kann ich eigentlich nur auf meine Antwort zur ersten Frage verweisen: Indem sie nicht über die Köpfe von Kindern entwickelt und geplant werden. Man sollte sie bei der Planung, der Einrichtung, der Umgestaltung, aber auch bei der Nutzung einbeziehen. Das heißt einerseits, sie zu fragen, andererseits aber auch sie beobachten. Und die Räume sollten veränderbar sein, so dass auf die Erkenntnisse auch reagiert werden kann. Flexibilität in der Gestaltung ist hierzu sehr wichtig. 

Warum ist es so wichtig, dass Kinder in die Arbeit von Gemeinden eingebunden werden? 

Es ist das gute Recht von Kindern, dass sie bei Entscheidungen, Planungen und Maßnahmen, die sie betreffen, eingebunden werden und ihrer Meinung Gewicht gegeben wird. Das steht so in der UN-Kinderrechtskonvention genau wie auch im Jugendhilfegesetz oder in vielen Gemeindeordnungen der Länder. 
Die Mitwirkungsmöglichkeit und die Beteiligung zeigen Kindern und Jugendlichen, dass Demokratie funktioniert. Die Wertschätzung ihrer Teilnahme wird sie im respektvollen Miteinander im jetzigen und im späteren Leben prägen. Des Weiteren führt die direkte Beteiligung bei Entscheidungsprozessen, die Kinder und Jugendliche betreffen, zu besseren, zielführenderen und effektiveren Strategien, Programmen und Angeboten. Ein Beispiel dafür ist die Beteiligung an der Planung eines Neubaugebiets in der Gemeinde Wedemark, die wir in unserer Broschüre „Gute Praxis in Kinderfreundlichen Kommunen“ dokumentiert haben. 

Welche Vorteile gibt es denn noch für die Kommunen? 

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist für Kommunen eine Gelegenheit sich zukunftsfähig zu entwickeln. Eine kinder- und jugendfreundliche Politik macht die Kommune für junge Menschen und ihre Familien attraktiv. Zusätzlich hilft sie die Beteiligten nachhaltig in die Kommune zu integrieren.
Und eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft hat auch gezeigt, dass finanzielle Vorteile entstehen. So sichern frühe Unterstützungssysteme den besonderen Schutz und die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Kinderfreundliche Kommunen ziehen jüngere Personen und Familien an: Diese können ihre Zukunft und Entwicklung nachhaltig prägen und sind langfristig kosteneffektiv.

Inwiefern entscheiden Kinder anders als Erwachsene? 
Gerade erst wurde mir aus dem Bauamt einer Kinderfreundlichen Kommunen gesagt: „Kinder entscheiden anders als Erwachsene, weil sie nicht so festgefahren in ihren Zielen sind.“ Sie verstehen leichter, dass manche Dinge auch nicht funktionieren. Gleichzeitig denken sie oft weiter in die Zukunft und haben mehr das Wohl auch ihrer Mitmenschen oder Umwelt im Blick. 

Sie zertifizieren Kommunen als kinderfreundlich. Welche Rolle spielen dabei Kindertageseinrichtungen und Familienzentren? 
Wir schauen und die Städte und Gemeinden in einer ausführlichen Bestandserhebung sehr genau an und sprechen dann Empfehlungen aus, wo sich die Kommune weiterentwickeln könnte. Dabei zertifizieren wir weniger, als dass wir einen Prozess anstoßen, um die Organisation der Gemeinde weiter zu entwickeln. 
Kitas und Familienzentren spielen in der Bestandserhebung eine wichtige Rolle. Wir fragen, wie sich die Betreuungssituation qualitativ und quantitativ darstellt und überprüfen, inwiefern die Kinderrechte auch in der Arbeit dieser Einrichtungen eine Rolle spielt. Auch ob die Beteiligung von Kindern in den Konzeptionen verankert ist, ist ein wichtiges Thema für uns.

Hinweis zur Studie:
Schleiermacher u. a. (2020): Kinderrechte in Kommunen: Stand und Perspektiven – Eine empirische Studie zur Umsetzung von Kinderrechten auf kommunaler Ebene, Gutachten im Auftrag des Deutschen Komitee für UNICEF e.V. Köln.

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