Warum die seriöse Biblische Archäologie in Gefahr istVom Aussterben bedroht

Derzeit wird so viel gegraben wie noch nie. Doch die Biblische Archäologie steckt in einem Dilemma: Beschränkt sie sich darauf, vermeintliche Sensationsfunde zu melden, leidet ihre Glaubwürdigkeit. Arbeitet sie solide, droht der Status eines Orchideenfachs.

Vom Aussterben bedroht
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Vor 19 Jahren wurde ich schon einmal gebeten, den Stand der Biblischen Archäologie, ihre neuen und wichtigsten Entdeckungen und ihre Entwicklungen für die „Herder Korrespondenz“ darzustellen (vgl. HK Oktober 2001, 531–536). Nach rund einer Wissenschaftsgeneration wurde ich nun um ein „Update“ gebeten, und es ist höchst spannend zu überdenken, wie sich das eigene Fach in dieser Zeit entwickelt hat. Vielleicht wird heute mehr denn je in Israel gegraben. Aber auch die Zahl der Publikationen und der entsprechenden Fachzeitschriften ist erheblich angestiegen. Trotzdem hat das Fach in der Öffentlichkeit stark an Aufmerksamkeit verloren, und das gilt sowohl für die deutschsprachigen Länder wie für ganz Europa, aber auch für Amerika und den Nahen Osten.

Die vielleicht wichtigste Entwicklung, diejenige der öffentlichen Aufmerksamkeit, hat viel mit unserer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu tun. Archäologie wird heute nur noch wahrgenommen, wenn man sie als Sensationsarchäologie präsentiert. Nur derjenige Archäologe, der seine Ergebnisse entweder in völliger Übereinstimmung mit der Bibel oder aber in einer völligen Widerlegung der biblischen Texte darstellen kann, schafft es, öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Der Startpunkt hierfür war vielleicht das 2001 auf Hebräisch und 2002 auf Deutsch erschienene Buch von Neil Asher Silberman und Israel Finkelstein „Keine Posaunen vor Jericho“. Der englische Titel ist viel zurückhaltender formuliert: „The Bible Unearthed“. Die deutsche Ausgabe macht bereits im Titel deutlich, dass die biblische Geschichte der Einnahme Jerichos durch Israeliten, die in einer Prozession den Stadthügel umwanderten, unhistorisch ist. Der deutsche Untertitel „Die archäologische Wahrheit über die Bibel“ wurde wohl ganz bewusst als Kontrapunkt zu dem 1955 veröffentlichten Buch von Werner Keller „Und die Bibel hat doch recht“ gewählt. Dessen Untertitel lautete: „Forscher beweisen die Wahrheit des Alten Testaments“. Mit Silbermans und Finkelsteins Buch sollte schon im (Unter-)Titel deutlich gemacht werden, dass eine neue Epoche archäologischer Forschung angefangen hat, die unabhängig(er) von biblischen Texten sein soll.

Politik und Archäologie

Dabei haben die beiden Autoren für die deutschsprachige wissenschaftliche Forschung eigentlich offene Türen eingerannt. Sie ist seit langem geprägt von literarkritischen Studien (zum Beispiel zum Josuabuch von Albrecht Alt und vor allem Martin Noth). Daher verstand kein wissenschaftlich arbeitender Exeget im deutschsprachigen Raum die biblische Einnahme Jerichos als authentischen historischen Bericht. Adressaten dieses Buchs waren weniger wissenschaftliche Kreise, sondern vielmehr die breite Öffentlichkeit, aber auch fundamentalistisch ausgerichtete Kreise in den USA und in Israel.

Gerade in Israel war (und ist) eine kriegerische Landnahme, wie sie zum Beispiel der israelische Politiker und Archäologe Yigael Yadin höchst engagiert vertreten hat, bedeutsam für das Selbstverständnis und die Politik des Landes. Yadin setzte die Kriege nach der Staatsgründung des neuen Israel mit der Landnahme der alten Israeliten gleich.

Das Buch von Silberman und Finkelstein war somit nicht nur archäologisch, sondern auch politisch bedeutsam. Es beendete aber auch eine Epoche, in der eine Übereinstimmung von Archäologie und Exegese gesucht wurde. Stattdessen wurde nun der Unterschied zwischen einer realen (archäologisch beweisbaren) und einer (von religiösen Überzeugungen und Meinungen geprägten) biblischen Welt aufgezeigt. Auch hierbei wurden oft für die deutschsprachige Forschung offene Türen eingerannt, weil die Archäologen meist vom biblischen Endtext, nicht aber von seinen vielfältigen Entwicklungsstufen ausgingen. Erst allmählich wurden die exegetischen Erkenntnisse der letzten gut 100 Jahre auch in die archäologische Forschung eingebracht.

In einer Welt, in der immer mehr Nachrichten von allen möglichen Agenturen auf immer mehr Kanälen versandt werden, werden nur noch solche News wahrgenommen, die die Meinung der Empfängerinnen und Empfänger bestätigen. Das hat sich leider auch auf die wissenschaftliche Arbeit der Archäologie ausgewirkt. Während die historische Realität meist nicht schwarz-weiß, sondern eher von vielen Grautönen durchzogen ist, verkaufen sich heute nur noch eindeutige und einseitige Nachrichten. Einige Beispiele können das verdeutlichen.

So wurden in einem Jahr allein drei angebliche Paläste Davids gefunden, aber keiner von ihnen hält einer kritischen Überprüfung stand. Aber mit dem Namen David lässt sich gut Aufmerksamkeit erzielen! Oder, anderes Beispiel: Die Grabungen in Khirbet Qeiyafa, einem nur wenige Jahrzehnte besiedelten Ort, wurden innerhalb kurzer Zeit in über 150 Büchern und wissenschaftlichen Aufsätzen diskutiert. An dieser Ortslage wollte man nicht nur zeigen, dass das Königtum Davids historisch war, sondern auch, dass es über eine entwickelte Verwaltung verfügte und dass der Jerusalemer Tempelkult historisch sei. Nun ist aber noch nicht einmal geklärt, ob der Ort wirklich zu Juda gehörte – er liegt genau auf der Grenze zwischen Philistergebiet und Juda!

Während man des Weiteren über viele Jahre hinweg vorsichtig war mit der Identifikation eines Gebäudes als Tempel, wird diese Zuschreibung heute wieder sehr viel leichter vergeben, auch wenn Zweifel an einer rein kultischen Nutzung existieren. Oder: In der Umgebung von Qumran haben neue Grabungen nach Schriftrollen begonnen. Bislang wurde nur ein unbeschriftetes Fragment entdeckt. Trotz der weitgehend ergebnislosen Expedition gab es aber schon mehrere Fernsehdokumentationen. Qumran und die Schriftrollen vom Toten Meer sind noch immer ein Zugpferd!

Siegel mit biblisch erwähnten Namen werden oft vorschnell mit konkreten biblischen Personen verbunden, obwohl damals sicherlich viele Menschen denselben Namen trugen. Am meisten Aufsehen schließlich erregte sicherlich ein Ossuar (Knochenkasten) aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. mit der Inschrift „Jakob(us), Sohn des Josef, Bruder des Josua/Jesus“. Obwohl es wohl im Jerusalem des 1. Jahrhunderts statistisch gesehen etwa zehn Personen gab, auf die diese Angabe zutraf, wurde es schnell mit dem biblischen Jakobus, dem Bruder von Jesus, identifiziert. Das im Antikenhandel erworbene Ossuar sollte zudem aus einem bestimmten Grab stammen, in dem auch Ossuare mit dem Namen Maria existierten. Inzwischen ist weithin akzeptiert, dass zumindest „Bruder des Jesus“ ein später Zusatz durch einen Fälscher ist, und nach einem Hype mit mehreren Fernsehfilmen ist das Interesse an dem Ossuar wieder erloschen.

In solch einem Umfeld ist es schwierig, eine kritische, saubere, methodisch zuverlässige und abgewogene archäologische Forschung zu betreiben, die auch beachtet wird. Und doch gibt es viele wichtige, aber kaum von den Medien wahrgenommene Untersuchungen. Mit Hilfe der Archäologie lässt sich heute gut eine Religions- und Kulturgeschichte der biblischen Länder schreiben, ohne immer wieder die biblischen Texte zu zitieren. Nur ist das Interesse an einer solch nüchternen Darstellung in unserer heutigen Zeit weitgehend erlahmt.

Naturwissenschaften und Archäologie

Naturwissenschaftliche Methoden spielen heute in der Archäologie eine unverzichtbare Rolle. Schon seit vielen Jahren sind Archäobotanik, Archäozoologie und diverse Materialwissenschaften wichtige Bestandteile archäologischer Forschung. Mehr und mehr werden diese nun zu Gesamtbildern zusammengetragen. So lässt sich zum Beispiel aufzeigen, welche Nahrung zu welchen Zeiten in welchen Regionen vorherrschend war.

Vor 20 Jahren wurden die einzelnen Schichten, die man bei Grabungen findet, nahezu ausschließlich über die dort gefundenen Keramikformen und über mit diesem Ort verbundene historische (meist in der Bibel berichtete) Geschichtsdaten datiert. Mit Einschränkungen funktionierte diese Chronologie recht gut. Inzwischen wird zusätzlich die Radiokarbondatierung (C14-Datierung) mit herangezogen, um absolute Daten für einzelne Schichten zu erhalten. Allmählich entwickelt sich so ein stabiles Grundgerüst für eine eigenständige chronologische Einordnung der Schichten.

Allerdings ist die Methode noch längst nicht ausgereift. Die Kalibrierungskurve wird alle paar Jahre angepasst, was in der Regel aber nur zu minimalen Veränderungen führt. Zudem gibt es keine jahrgenaue Datierung, sondern immer eine gewisse Bandbreite. Während für einen Naturwissenschaftler eine Datierungsungenauigkeit von plus oder minus 30 Jahren marginal sein mag, bedeutet eine Spannweite von 60 Jahren für Bibelwissenschaftler oder Historiker eine fundamentale Differenz. Ein Fund kann so aus der Zeit Salomos, aber auch Omris stammen! In manchen Zeitabschnitten wie zum Beispiel vom 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. sind C14-Daten sogar völlig ungenau, weil die sogenannte Kalibrationskurve hier ganz flach verläuft und der C14-Gehalt einer Probe für eine lange Periode charakteristisch ist.

Der Tel Aviver Archäologe Israel Finkelstein schlug, basierend auf den C14-Daten, eine Low Chronology vor: Alles, was man bis dahin in die Zeit Davids und Salomos datierte, setzte er nun ins 9. Jahrhundert und damit in die Zeit der Omriden. Zwar zeichnet sich allmählich ein Trend ab, der doch eher für die High oder zumindest für eine Middle Chronology spricht, aber die Diskussion ist in diesem Bereich noch lange nicht beendet. Dies alles hat erhebliche Folgen für die Auswertung von Archäologie für geschichtliche Fragestellungen. Finkelstein und Ami Mazar, eher ein Vertreter der High Chronology, entwickelten zum Beispiel auf der Basis derselben archäologischen Daten zwei völlig unterschiedliche historische Auswertungen archäologischer Befunde. Hielt man früher die archäologischen Ergebnisse für relativ exakt datierbar, aber die biblischen Texte hinsichtlich ihrer chronologischen Einordnung für problematisch, so zeigt sich jetzt mehr und mehr, dass auch archäologische Daten nicht eindeutig sind.

Aktuelle Grabungsberichte als multiperspektivische Zugänge

Grabungsberichte werden durch die Einbeziehung der Naturwissenschaften, aber auch durch viel detailreicheres Graben zwangsläufig immer ausführlicher. Wurden vor 100 Jahren noch 200 Arbeiter auf einer Grabung von zwei bis drei Archäologen betreut, so hat sich das Verhältnis heute völlig geändert. Mehr als ein Drittel der Beteiligten sind heute Wissenschaftler, die alle ihre Fachgebiete in den Publikationen auch vertreten haben wollen. So gibt es zu den Grabungen in Lachisch (heutiges Israel) unter der Leitung von David Ussishkin beispielsweise fünf dicke Bände, zu den Grabungen von Ami Mazar im israelischen Bet-Schean vier voluminöse Bände, und an anderen Orten ist die Entwicklung ähnlich. Letztendlich führt dies dazu, dass selbst Fachwissenschaftler nicht mehr alles lesen können. Daher erscheinen zunehmend für größere Grabungen wie Megiddo, Lachisch oder Hazor inzwischen zusammenfassende Darstellungen.

Zudem ist auch die Zahl der Grabungen extrem hoch. In den Staaten Israel, Jordanien und Palästina (Westbank und Gazastreifen) existieren 7000 archäologische Ortslagen, die irgendwann in der Zeit zwischen Neolithikum und Kreuzfahrerzeit besiedelt waren. Aktuell finden allein in Israel jährlich rund 300 Grabungen statt, die meisten davon kleine Rettungsgrabungen, manche aber auch groß angelegt. Gerade angesichts der enormen Bautätigkeit in Israel wird an manchen Orten das ganze Jahr durchgehend gegraben, um das kulturelle Erbe vor der Zerstörung durch moderne Bauten zu dokumentieren.

Diese enorme Menge an Daten führt dazu, dass eigentlich niemand mehr das ganze Land überblickt. Stattdessen gibt es immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich nur noch mit einer Epoche in einer bestimmten Region beschäftigen. Letztendlich können Bibelwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler angesichts dieser Menge an Daten kaum mehr einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand erhalten und die archäologischen Daten für eine Geschichte Israels auswerten. Die Zukunft kann wohl nur darin liegen, dass historisch orientierte exegetisch Forschende intensiv mit der Archäologie zusammenarbeiten. Nur gibt es hierfür bisher zumindest in deutschsprachigen Ländern keine institutionellen Strukturen.

Einige wichtige neue Ergebnisse

Angesichts der Fülle von Grabungen fällt es schwer, wenigstens einige wenige neue Ergebnisse jenseits aller Sensationsarchäologie auszuwählen. Jerusalem ist immer berichtenswert. Wohl keine Stadt der Welt ist so intensiv archäologisch erforscht. Aus der Vielzahl der Grabungen in dieser Stadt möchte ich kurz einige besonders interessante Ergebnisse herausgreifen:

In der Davidsstadt wurde ein großer, in den Felsen gehauener Wasserpool gefunden, der in die Mittelbronzezeit datiert und über Jahrhunderte die Wasserversorgung der Stadt sicherstellte. Die Grabungen im Givati Parking Lot, einem riesigen Grabungsareal am Nordrand der Davidsstadt, zeigen, dass Jerusalem in der Perserzeit aus wiederbewohnten Ruinen bestand, aber nicht aus richtigen, neu gebauten Häusern. Letztendlich bestätigt dies den biblischen Bericht, wonach Nehemia auf seinem Esel Schwierigkeiten hatte, durch die zerstörten Bauten durchzukommen (Neh 3,14).

Der Siloahteich der neutestamentlichen Zeit (bisher war nur derjenige der späteren Jahrhunderte zugänglich) im Süden der Stadt ist inzwischen zumindest teilweise ausgegraben. Von dort führte eine (heute unterirdisch begehbare) Prachtstraße wohl aus der Zeit des Pontius Pilatus hinauf zum Tempelbereich. Eine große Sensation war der Fund eines gleichfalls nur unterirdisch zugänglichen Odeons aus römischer Zeit (nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr.), direkt neben der Westmauer des Tempels gelegen. Gerade im Bereich der Davidsstadt und entlang der Westmauer des Tempels finden viele Grabungen unterirdisch statt. Viele Stahlträger schützen die über den ausgegrabenen Altertümern stehenden Häuser vor dem Einsturz.

Aus der Spätbronzezeit stammt in Hazor, der wichtigsten Stadt im ganzen Land, ein prächtiger Palast. Allerdings konnte das Archiv, nach dem intensiv gesucht wurde, nicht gefunden werden. Bislang gibt es aus vorhellenistischer Zeit nur eine beschränkte Anzahl an außerbiblischen Texten aus dem Heiligen Land. Die meisten davon sind Wirtschaftstexte, nur wenige sind historisch relevant. Die – kritisch interpretierte – Bibel ist daher noch immer für die Rekonstruktion der Ereignisgeschichte eine nahezu unverzichtbare Quelle.

Viele wichtige und biblische erwähnte Orte wurden neu oder wieder ausgegraben. Dies trifft zum Beispiel zu für Azeka, Bet-Schemesch, Gezer, Bet Schean, Hazor, Abel-Bet-Maacha, Kinneret, Megiddo, Rehob, Betsaida, Akko, Jaffa und Punon. Aus der Vielzahl von Ergebnissen möchte ich nur zwei besonders herausgreifen, die in gewisser Weise auch zusammenhängen, obwohl sie weit auseinanderliegen. Thomas E. Levy fand in Fenan im Jordangraben südlich des Toten Meeres ein großes Kupferabbauzentrum aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. Das Juda unter Salomo dürfte dieses Gebiet kontrolliert und von den Einnahmen des Kupferhandels profitiert haben. Die vielen Kupfergerätschaften im Salomonischen Tempel werden so durchaus verständlich.

Ziemlich genau 200 Kilometer weiter nördlich liegt Tell es-Sarim, das mit dem biblischen Rehob identifiziert wird. Die Ausgrabungen von Ami Mazar an diesem Ort ergaben eine bedeutende industrielle Bienenwachsproduktion im 9. Jahrhundert v. Chr., die vielleicht schon im 10. Jahrhundert – allerdings mit einfacheren Gerätschaften – bestand. Derartige Mengen an Wachs ergeben nur Sinn, wenn daraus die sogenannte „Verlorene Form“ für den Guss von Metallgerätschaften hergestellt wurde (ähnlich unseres heutigen Glockengusses). Wahrscheinlich lebten im 10. und 9. Jahrhundert v. Chr. im Jordangraben Spezialisten für die Metallverarbeitung, denn schon früher hatte man etwa 50 Kilometer südlich von Rehob Metallverarbeitungszentren nachgewiesen.

Ein anderes wichtiges Highlight der letzten beiden Jahrzehnte sind sicherlich die Funde von mehreren Synagogen rund um den See Genezareth. In Magdala wurde eine Synagoge aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gefunden, die zu den ältesten bisher gefundenen gehört. Kunstgeschichtlich betrachtet noch spektakulärer sind zwei jüngere Synagogen der Umgebung, die eine aus Wadi Hammam, nur wenige Kilometer westlich von Magdala, und die andere in Hukkok, ein paar Kilometer nördlich davon. In beiden wurden herausragende Mosaiken zu alttestamentlichen Erzählungen gefunden, wobei diejenigen von Hukkok in einem viel besseren Zustand sind. Zwei weitere Synagogen wurden in Horvat Kur (etwa 5 Kilometer nordwestlich von Kapernaum) und in Kursi am Ostufer des Sees gefunden.

Ausblick

Die Biblische Archäologie ist weiterhin eine Disziplin, die herausragende Funde bieten kann, um die biblische Welt besser zu erfassen. Sie beweist die Bibel sicherlich nicht, aber sie macht sie anschaulicher und verständlicher. Immer wieder gibt es überraschende und unser Verständnis bereichernde Funde.

Allerdings ist der Bestand des Faches sehr gefährdet. Kulturwissenschaften, noch dazu solche, die auf eine vergangene Zeit zurückblicken, haben heutzutage weltweit einen schweren Stand. Finanzielle Förderungen fließen eher in die sogenannten Zukunftswissenschaften. Aber nur wer die Geschichte der letzten 10.000 Jahre von den ersten menschlichen Gemeinschaftssiedlungen bis zur Gegenwart überblickt, sieht auch die vielen Abbrüche der kulturellen Entwicklung, die es immer wieder gab. Gerade das Wissen um die Vergangenheit warnt vor einem zu euphorischen Blick in eine Zukunft, in der alles möglich sein soll.

Schließlich ist auch der Fortbestand der Lehrstühle für Biblische Archäologie in Deutschland sehr bedroht – und dies, obwohl die Kosten im Vergleich zur gesellschaftlichen Aufmerksamkeit, die das Fach erregt, gering sind. Im restlichen Europa gibt es ohnehin so gut wie keine Lehrstühle mehr, die die Archäologie mit der Textwissenschaft verknüpfen. Die Biblische Archäologie ist ein Orchideenfach geworden, das vom Aussterben bedroht ist. Werden die wenigen noch existierenden Stellen auch noch geschlossen, wird innerhalb der biblischen Exegese die Verbindung mit der Lebenswirklichkeit, die hinter den Texten steht, schwieriger werden. Die grundlegende Aufgabe, die wir in den nächsten Jahren in Deutschland zu lösen haben, ist der Erhalt der Lehrstühle für die Theologie, wobei eine inhaltliche Neuausrichtung angesichts der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte unvermeidlich sein wird.

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