Taizé-Europatreffen in RostockÖkumenische Spiritualität in der Diaspora

Blick auf die Hansestadt Rostock
© Pixabay

Man sah sie in der Straßenbahn, am Hafen, in der Stadt: 5000 junge Erwachsene aus 49 Ländern waren rund um den Silvestertag nach Rostock gekommen. Zum 45. Mal fand das Europäische Jugendtreffen der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé statt. Das Besondere dabei: Mit der Gastgeberstadt Rostock suchten sich die Brüder gezielt einen Ort aus, in dem die Christen in der Minderheit sind.

Doch in Rostock hätten sich die Christen nicht auf sich selbst zurückgezogen, sagte der Prior der Gemeinschaft, Bruder Alois Löser, am Eröffnungsabend. „Die Situation hat sie vielmehr ermutigt, das Gespräch mit allen zu suchen: Gemeinsam können wir uns den Herausforderungen stellen, vor denen wir stehen, und eine Gesellschaft aufbauen, in der Vertrauen entsteht.“

Was das Ziel des Treffens gewesen sei? In Rostock habe man ein „Fest des Glaubens in einer schwierigen Situation in unseren Kirchen, in der Welt und im Hier und Jetzt“ gefeiert, sagte Bruder Alois der „Herder Korrespondenz“. „Es ist notwendig, dass wir in unserer schweren Zeit auch solche Momente der Freude haben, nicht als eine Flucht vor den Fragen, sondern als eine Hilfe, um Kraft aus dem Evangelium zu schöpfen, aus der Liebe Gottes, und um die Fragen, die uns bedrängen, anzugehen.“

Prominentester Gast des Treffens war der frühere Rostocker Stadtjugendpfarrer und spätere Bundespräsident Joachim Gauck. Er nutzte das Treffen, um mehr Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine zu fordern – und gestand, mit der auf einfachen Gesängen und schlichten Gebeten beruhenden Spiritualität von Taizé anfangs seine Probleme gehabt zu haben. „Du kommst aber in Lebenssituationen, wo du in einer Tiefe getröstet oder begleitet werden möchtest, die das Denken und das Zweifeln alleine nicht organisieren kann“, sagte Gauck. Deshalb seien die Taizé-Gesänge, die die Seele erreichen, heute „ein wichtiges Element für meinen Glauben“.

Während in vielen europäischen Ländern, etwa in Polen, vor allem junge Katholiken ihre Andachten und Gottesdienste nach der Liturgie der Bruderschaft feiern, war das Jugendtreffen in Rostock stärker lutherisch gefärbt. Es war vor allem der Kirchenkreis Mecklenburg der evangelischen Nordkirche, der zusammen mit dem Erzbistum Hamburg hinter der Veranstaltung stand.

Unter den Teilnehmern fanden sich indes auch viele junge Erwachsene, die im Gespräch einräumten, dass sie selbst nur wenig Kontakt zu ihrer eigentlichen Kirchengemeinde hätten. Die Taizé-Treffen seien zu ihrer Gemeinde geworden. Für Prior Bruder Alois stellte dies wiederum einen der Gründe dar, warum man bei den Jugendtreffen mit Kirchengemeinden zusammenarbeite. „Da kommen Jugendliche mit einer konkreten Gemeinde in Kontakt und lernen ihre Arbeit kennen“, erklärte er gegenüber der „Herder Korrespondenz.“ „Und wenn sie wieder zu Hause sind, können sie hoffentlich auch ihre Kirchengemeinde dort in einem neuen Licht sehen“. Benjamin Lassiwe

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