Papstreise in die MongoleiIndirekte Friedensmission

Eine weiße Taube fliegt durch die Luft
© Unsplash

Den ersten Besuch eines Papstes in der Mongolei absolvierte Franziskus vom 31. August bis 4. September. In dem religiös vom wiederauflebenden Buddhismus und Schamanismus geprägten zentralasiatischen Land leben nur rund 1500 Katholiken. Auf dem Programm standen Begegnungen mit dem Präsidenten, Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft, Bischöfen, Missionaren, Priestern und Ordensleuten, mit Vertretern anderer Konfessionen und Religionen sowie mit Caritasmitarbeitern. Zudem weihte Franziskus ein „Haus der Barmherzigkeit“ als Sozialzentrum ein. Laut einem Sprecher des Vatikans ging es dem Papst vor allem um eine Stärkung der katholischen Minderheit; die Arbeiten an einem Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Mongolei über die katholische Präsenz und Arbeit sollen fortgesetzt werden. Vor Ort wandte sich der Papst gegen den Vorwurf, die Kirche betreibe Sozialprojekte aus Eigennutz, und erklärte, die Kirche habe keine politische Agenda. Er warnte das Gastgeberland vor den Gefahren von Korruption und Umweltzerstörung. Beides zählt zu den größten Herausforderungen in dem an Rohstoffen reichen Land.

Beobachter erkannten zudem mehrere diplomatisch strategische Ziele bei dem Besuch in der jungen Demokratie zwischen den Großmächten Russland und China. So rief der Papst zu Frieden und Dialog in der Welt und zwischen den Religionen sowie zur Achtung internationaler Gesetze auf; er verlangte Grundrechte für alle Menschen. Mit Blick auf die benachbarten Atommächte lobte er im Beisein des Staatspräsidenten Uchnaagiin Chürelsüch die ablehnende Haltung der Mongolei zu Atomwaffen und zur Todesstrafe, die friedliche Außenpolitik sowie nach dem Überwinden der „atheistischen Ideologie“ der Sowjetzeit die Religionsfreiheit im Land.

Zwischen Peking und dem Vatikan bestehen keine diplomatischen Beziehungen, sodass das übliche Grußtelegramm beim Überqueren des chinesischen Luftraums an Staatsoberhaupt Xi Jinping Aufsehen erregte. Der Papst erbat darin „den göttlichen Segen von Einheit und Frieden“. Die Volksrepublik begrüßte die Worte des Papstes, hatte aber gleichzeitig Katholiken die Ausreise Richtung Mongolei verboten. Trotzdem waren etwa 100 chinesische Katholiken vor Ort. Während der Messe an der Seite von Kardinal John Tong Hon und Bischof Stephen Chow Sau-yan von Hongkong grüßte Franziskus das „edle chinesische Volk“ und bat „die chinesischen Katholiken, gute Christen und gute Staatsbürger zu sein“.

Zu Russland äußerte sich der Papst nicht direkt, doch wurde in einer auf Russisch vorgetragenen Fürbitte um die Weisheit des Himmels für Regierende gebetet. An einer interreligiösen Begegnung nahmen zwölf Vertreter anderer Glaubensrichtungen teil. Neben den Leitern des Buddhismus und Schamanismus kamen Vertreter des Islams, Judentums und christlicher Konfessionen einschließlich des Pfarrers der russisch-orthodoxen Kirche in Ulaanbaatar zusammen und betonten, wie wichtig ein harmonisches Miteinander sei. Die Reise bestätigte, dass Franziskus Asien als Zukunftsregion betrachtet. Hilde Naurath

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