BuchbesprechungKurt Flasch: Der Teufel und seine Engel. Die neue Biographie

Wie schreibt man eine Biografie des Teufels? Der Historiker Kurt Flasch schildert in dem umfangreichen Werk „Der Teufel und seine Engel“ die Metamorphosen des personifizierten Bösen in der christlichen Welt. Flasch zeigt, wie Augustinus, Thomas von Aquin, Kant oder Rousseau in ihrer jeweiligen Zeit den Teufelsglauben philosophisch auslegen, begründen oder wiederlegen. Der Autor kritisiert auch Klischees: So habe die „Hoch-Zeit“ des Teufels- und Hexenglaubens nicht im Mittelalter geendet, sondern bis weit in die Neuzeit gereicht.

Bei einer intellektuellen Teufelsbiografie dürfe man den ursprünglichen Volksglauben nicht außer Acht lassen, betont Flasch – ein Hinweis, dem er selbst nur bedingt nachkommen kann. Auch beschränkt sich der Historiker auf die christliche Welt und Tradition. Dabei glaubt der Autor selbst nicht an die reale Existenz des Teufels: „In meiner Welt gibt es keinen Teufel; ich kenne ihn nur ein wenig als historischen Gegenstand“. Satan ist für Flasch eine kulturelle  Größe. Er hat sich sprachlich, ideengeschichtlich und künstlerisch etabliert – ob als Hypothese für den Sündenfall oder als Metapher für das menschliche Böse in der Welt.

Dieser historischen Größe geht der Autor in seinem Buch nach. Er gibt exegetische Einblicke in das Alte und Neue Testament, in die philosophische Dämonenlehre, die Scholastik und die Reformation. Der Gedanke eines göttlichen Gegenspielers tauche zu allen Zeiten immer wieder auf. Mithilfe des Teufelsgedanken deuteten Menschen Leid und „diabolische“ Handlungen. Dagegen sehe Friedrich Schleiermacher in der Teufelsfigur nur noch die Folge „einer primitiven Psychologie“. Bei Schleiermacher komme es zu einer „Rationalisierung des Seelenlebens“. Damit werde der Teufel entmachtet. Er verschwinde aus der Theologie und sei nur noch in Kunst und Literatur präsent.

Für Flasch bleibt dies nicht ohne Folgen für den Gottesglauben. „Der Zusammenhang von Gott und Teufel ist eng, enger als gedacht. Vermutlich muss Gott fahren lassen, wer Satan wirklich loswerden will. Anders wäre es mit einem Gott als Allheit der Realität“, so der Schlusssatz – und vielleicht auch Ausblick – von „Der Teufel und seine Engel“.

Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel. Die neue Biographie. C.H. Beck Verlag, München 2015. 462 S. 26,95 € (D).

Anzeige: Ich bin, wie Gott mich schuf von Sabine Estner und Claudia Heuermann

Die Herder Korrespondenz im Abo

Zum Kennenlernen: 2 Ausgaben gratis

Jetzt testen
Kurt Flasch

Der Teufel und seine Engel Die neue Biographie

C.H. Beck Verlag, München 2015. 462 S. 26,95 € (D)