Was können Koran und Bibel Menschen heute sagen? Die Moraltheologin Angelika Walser und der muslimische Religionspädagoge und Islam-Experte Mouhanad Khorchide erörtern das in einem tiefgründigen christlich-muslimischen Austausch. Sie widmen sich Gott und der Welt, dem Verhältnis von Mann und Frau, Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Erlösung. Ausgangspunkt für die Auslegungen ist immer ein Vers in der Bibel oder eine Sure im Koran. Wer sich intensiv mit den beiden Heiligen Schriften befasst, kann – trotz aller Gegensätze – auch Verbindendes erkennen. So etwa auch bei der Bedeutung von Maria. Im Christentum ist sie „Vorbild des Vertrauens in Gottes Geisteskraft, bis heute Zuflucht und Inspiration für viele und in tausend Bildern gegenwärtig“. Mouhanad Khorchide hebt ebenfalls die Bedeutung von „Maryam“ hervor: „Maria ist auch deshalb für den Islam eine besondere Figur, weil sie die einzige Frau ist, die der Koran namentlich erwähnt.“
Doch es werden auch problematische Stellen beleuchtet, die beide Schriften teilen.
Etwa bei der Beurteilung und teilweise Verdammung von Homosexualität. „Dabei muss endlich zur Kenntnis genommen werden, dass die Heilige Schrift keine Aussagen zum heutigen Verständnis von Homosexualität macht“, schreibt Angelika Walser. Auch Mouhanad Khorchide betont, dass diskriminierende Auslegungen zu verwerfen seien: „Für unsere Gesellschaft ist es wichtig, Menschen und ihre Rechte unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung würdevoll anzuerkennen und gleichberechtigt zu behandeln.“
Entstanden ist der Band für ein breites Publikum. Es ist eine Sammlung von Kolumnen, die seit 2018 in der österreichischen Tageszeitung Salzburger Nachrichten erscheinen. Den Autoren gelingt es, auf moderne Weise über Glauben und ein menschenwürdiges Leben zu reflektieren. Sensibel verdeutlichen sie, wie wichtig es ist, sich zu öffnen, aufeinander zuzugehen, und zwar in Glaube und Gesellschaft.