WackeldiplomatieFranziskus I. und Kyrill I.

Ökumene, gut. Aber mit Wahrheit.

Das bedingungslose Ja des russischen Patriarchen zum Angriffskrieg seiner Staatsführung gegen die Ukraine lässt sich nicht als Führungsversagen bloß irgendeiner Nationalkirche abtun. Denn Kyrill I. leitet die mitgliederstärkste Ostkirche. Seine geradezu perversen Stellungnahmen, mit denen er das von Putin – ohne Rücksicht auf seine eigenen Leute – angeordnete Abschlachten rechtfertigt, ja glorifiziert, beschädigt das Christentum insgesamt in Zeiten ohnehin gravierender Glaubwürdigkeitsverluste und Abbrüche weltweit. Erneut erhalten die Kritiker der Religion einen Beweis dafür, dass der Gottesglaube nichts als Gewalt erzeuge, dass er eine pure menschliche Projektion sei, einzig mit der Funktion, das Volk ruhigzustellen, zu verdummen, Machtverhältnisse zu rechtfertigen.

Vor der Weltöffentlichkeit

Die flehentlichen Rufe anderer Religionsführer zum Frieden offenbaren wieder einmal die Ohnmacht des Geistigen angesichts der Fakten. Auch Christen geraten ins Grübeln, wieviel ihr Christusglaube real eigentlich wert ist, wenn im Namen desselben Auferstandenen derart diametral Gegensätzliches verkündet wird. Erschütternd war zu erleben, wie eindringlich Papst Franziskus den österlichen Frieden beschwor und wie ihm beim Segen über die Stadt Rom und den Erdkreis doch der Mut fehlte, vor den Augen der Weltöffentlichkeit beim Namen zu nennen, was in dieser Situation einzig angemessen gewesen wäre: „Wladimir Wladimirowitsch Putin, beenden Sie diesen Krieg!“ Der Papst ist ebenfalls ein Gefangener der Diplomatie, ein Gefangener der katholischen Minderheiten, die in Russland bei einem solchen Wort übelste Drangsalierung, gar Verfolgung befürchten müssten. Das war auf andere Weise nach der Regensburger Rede von Benedikt XVI. zu spüren, als ein bloßes Zitat über die Gewalttaten Mohammeds heftigste muslimische Wutstürme gegen Christen entfachte. Auch möchte der Bischof von Rom die Chance einer Begegnung mit Kyrill nicht verspielen. Eventuell in Jerusalem, der Stadt von JHWHs Schalom.

Der Irrlehrer

Redet Wahrheit! Es ist bitter, aber die Wahrheit heißt, dass sich der oberste russische Kirchenführer in die schlimmste Häresie begeben hat, die Christus gegenüber möglich ist, dessen österliche Erscheinungen mit der Verheißung verbunden sind: Fürchtet euch nicht! Der Friede sei mit euch! Was wird dieser Krieg mit dem Christentum, insbesondere mit der russischen Orthodoxie machen, auf die sich ökumenische Hoffnungen richteten? Und mit der katholischen Kirche, wenn ihr Oberhaupt es wieder einmal nicht wagt, ein apostolisches Zeichen des entschiedenen Widerspruchs zu setzen? Konsequent wäre zwischen Kirchenführern und Nachfolgern der Apostel eine „brüderliche“ Zurechtweisung, ein Nein zum Treffen mit Kyrill. Absagen! Aus Solidarität mit den vielen russischen Orthodoxen, die sich von ihm, dem Irrlehrer, losgesagt haben und seinen Namen in der Göttlichen Liturgie nicht mehr nennen.

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