Medard Kehl (1942–2021)Vor allem immer Seelsorger

Für viele Menschen war der Theologe und Jesuit Medard Kehl (1942–2021) ein Segen.

Allein die Hoffnung, einmal das Angesicht des gütigen Vaters und das Angesicht Jesu Christi, dem ich durch mein ganzes Leben nachgefolgt bin, unverborgen zu sehen, aber auch meine verstorbenen Eltern und meinen Bruder, die vielen Verwandten und Freunde wiederzusehen und sich aneinander und miteinander an der Gegenwart Gottes, an seiner alle beglückenden Liebe zu erfreuen – das gibt meinem Leben doch eine starke Vor-Freude, die mir die Angst vor dem Sterben weitgehend nimmt.“ So hat es der Jesuit und große Theologe Medard Kehl einmal in einer Predigt gesagt – nachzulesen auf der Webseite seiner Hochschule in Frankfurt Sankt Georgen (www.sankt-georgen.de unter dem Menüpunkt „Lehrstühle/Lehrende“ und dem dortigen Unterpunkt „Verstorbene Mitglieder des Lehrkörpers“).

Der gebürtige Berliner lehrte von 1975 bis 2021 Dogmatik und Fundamentaltheologie. Er veröffentlichte mehrere Standardwerke, unter anderem zur Ekklesiologie (Lehre von der Kirche) und Eschatologie (über die „letzten Dinge“). Damit prägte er Generationen von Studierenden. Er wusste aber stets auch all die Themen allgemeinverständlich ins Wort zu bringen.

Als Theologe geriet Medard Kehl in einige Auseinandersetzungen mit dem kirchlichen Lehramt. Er sei damit aber nie an die Presse gegangen, erklärte er. Die Kirche sei stets sein menschlicher und geistlicher Lebensraum gewesen, so etwas wie Heimat. Gleichwohl war das Verhältnis zu ihr nicht immer ungetrübt. So sei es in der Zeit der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. nicht leicht gewesen, Theologe in der Kirche zu sein, wie er einmal ausführte. „Denn es war doch alles sehr eng.“

Auf der Gedenkseite im Internet kommt – neben der Würdigung durch Klaus Vechtel und Thomas Meckel vom Rektorat der Hochschule – vor allem Medard Kehl selbst zu Wort. So wird deutlich, dass er sich immer vor allem als Seelsorger verstand. „Die Seelsorge war für ihn ein ‚theologischer Erkenntnisort‘, und das theologische Nachdenken über die Kirche hatte bei den Äußerungen des heute gelebten Glaubens im Volk Gottes anzusetzen.“ Am 23. September ist Medard Kehl in Berlin gestorben.

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