Leserbriefe

Weltraum-Touristen

Ihren Beitrag „Höher als die Himmelsleiter“ hätte ich mir kritischer gewünscht. Da stößt ein Superreicher ein Loch in unsere Atmosphäre, verbrennt in wenigen Minuten mehr klimaschädlichen Brennstoff als eine mittlere Kleinstadt in einem Jahr, um dann zu einer Erkenntnis zu kommen, die schon jeder Viertklässler herunterleiern kann: Unsere Erde ist „sehr verletzlich“. Mir kommen die Tränen ob dieser Rührung. Vielen Dank an alle Superreichen, die sich jetzt anstellen, unserer Schöpfung und dem Klima den letzten Tritt zu versetzen, um sich dafür auch noch als Helden und Propheten feiern zu lassen.

Günter Duvivier, Bad Wildbad

Die vatikanische Sicht

Erschreckend ist das Bild, das man im Vatikan offensichtlich von Deutschland hat. Wir sind katholisch und wollen es bleiben. In Wirklichkeit will doch niemand hierzulande eine Abspaltung oder neue Reformation. Wenn so etwas unterstellt wird, handelt es sich um den klassischen Fall einer Übertragung. Die anscheinend noch immer nicht verarbeitete Reformation wird uns erneut übergestülpt.

Dr. Oswin Rutz, Ruhstorf

Keinesfalls sollte man Festigkeit im Glauben und notwendige Reformen gegeneinander ausspielen, wie es offenbar im Vatikan passiert. Maßstab für kirchliche Regelungen kann letztlich nur das Evangelium sein. Alles sollte sich daraus herleiten lassen und konsequent umgesetzt werden. Das wäre ein wichtiger Beitrag gegen das – sehr zu Recht beklagte – „Verdunsten“ des Glaubens in Mitteleuropa.

Gunther Britz, Saarwellingen

Gewiss, die Befürworter des Synodalen Wegs glauben nicht alles: Sie glauben nicht im mindesten, dass am deutschen Wesen die Kirche genesen werde – aber auch nicht, dass das vatikanisch-italienische Wesen das schaffen kann. Sie glauben auch nicht, dass ein mimosenzarter Betonklotz namens Weltkirche bei jedem Windhauch der Veränderung umfällt. Sie glauben aber, dass der Gottesgeist so mächtig ist, dass er die Männer in Kerala oder Kenia im Glauben bewahrt, wenn in Kassel eine Frau am Altar steht. Vor allem glauben sie, dass die Kirche katholisch ist: Zusammen mit der Einheit, Heiligkeit und Apostolizität gehört die Katholizität zu ihren Wesenseigenschaften, die Gott schenkt, damit sie diese ständig neu integriert. Das geschieht derzeit nicht wirklich. Ein Positivbeispiel für Katholizität gab Papst Gregor der Große (590–604). Als ihn der Missionsbischof Augustinus fragte, was er mit all den Riten und Bräuchen der heidnischen Angeln anfangen soll, antwortete er: Was ein Spaziergänger auf einer blühenden Wiese macht! Die schönsten Blumen pflücken und auf den Altar des lebendigen Gottes legen. Einen Index der verbotenen Blumen hat er nicht mitgeschickt. Katholizität heißt: Wir glauben, dass Gott die Fülle seiner Gnade der Fülle der Schöpfung geschenkt hat. Die ganze Schöpfung ist daher zum Dienst im Heiligtum berufen, Frauen inklusive. Kircheneinheit ist Einheit in der Vielfalt, wie die Apostel es vorgemacht haben (vgl. Apg 15). So könnte die römische Kirche denen die essentielle Heiligkeit der Kirche sichtbar machen, die sie unter den heutigen Umständen nicht mehr spüren können.

Prof. Wolfgang Beinert, Pentling

Die goldgelbe Fülle

Jeder Absatz des Textes „Goldgelbe Fülle“ von Felix Evers erfüllt das im Titel Versprochene: Ein altes Gottesbild wird zurechtgerückt. Früher war der Gott, der die „Sünden der Väter bis ins x-te Glied rächt“, der „die Böcke von den Schafen trennt“... Dagegen macht der Autor das Gottesbild Jesu lebendig, etwa als barmherzigen Vater, großzügigen Gutsherrn. Für die Hörer und Hörerinnen der Botschaft Jesu musste – und muss – das eine unglaubliche Erlösung und Befreiung sein. Wir wünschten uns, diese „goldgelbe Fülle“ schon früher erfahren zu haben. Aber wenigstens jetzt: Metanoeite – denkt doch neu!

Elisabeth und Franz Vogelmann, Tettnang

Auf Reisen: Gedichte!

Der Kommentar „Urlaubsreif“ fragt, ob es mit unserem Reiseverhalten so weitergehen kann wie vor der Pandemie. Noch sieht der Autor Gelegenheit zum Innehalten und neu Nachdenken. Gotthard Fuchs erinnert in „Täglich ein Gedicht“ in derselben Ausgabe daran, dass Gedichte das Kalkül unseres Alltags transzendieren und Impulse zum Nachdenken anbieten. Gottfried Benn hat in seinem Gedicht „Reisen“ den Gedanken der beiden Autoren eine poetische Fassung gegeben. Vielleicht könnte sein Gedicht ein Anreiz sein, im nächsten Reisegepäck einen Lyrikband zu verstauen.

Dr. Paul Fringes, Bad Sassendorf

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