Missionsgeschichte in SüdamerikaWo die Indios einst geschützt beteten und arbeiteten

Aus Paraguay wird gemeldet, dass die 1747 in der Barockzeit errichtete Kirche der damaligen Jesuitenreduktion von Caaguazu akut von Einsturz bedroht ist.

Religion ist Kultur, und Kultur ist wesentlich Religion – stiftet Identität. Leider wird das in einer um sich greifenden kulturellen Ignoranz vielfach nicht mehr verstanden. So verfallen historisch einst bedeutsame religiöse Stätten, breitet sich auffällig Vandalismus in Gotteshäusern aus. Das betrifft das „aufgeklärte“ reiche Europa ebenso wie eher volkstümlich-schlichte, ärmere Weltgegenden. Aus Paraguay wird gemeldet, dass die 1747 in der Barockzeit errichtete Kirche der damaligen Jesuitenreduktion von Caaguazu akut von Einsturz bedroht ist, die einzige von damals verbliebene Jesuitenkirche des südamerikanischen Landes. Vor einem Jahr war bereits ein Teil der Seitenwand wegen eines Lecks im Dach und eindringender Feuchtigkeit eingestürzt. Notreparaturen sind nur mangelhaft ausgeführt worden. Das Holz ist von Termiten zerfressen. Durch die Ziegel- und Lehmkonstruktion ziehen sich große Risse. Die Kunstwerke im Innenraum leiden ebenfalls unter Feuchtigkeit.

Seit Jahren verhandeln verschiedenste Behörden des Staates, der Region und der Kommune über Restaurierungsmaßnahmen. Die Bewohner klagen über gebrochene Versprechen zur Wiederherstellung des Kulturerbes. Dutzende Jesuiten-Dörfer waren im 17. und 18. Jahrhundert im heutigen Paraguay, Argentinien, Brasilien, Uruguay und Bolivien enstanden, zum Schutz der dort lebenden Indio-Bevölkerung vor der Ausbeutung durch die Kolonialherren. In jenen sogenannten Reduktionen lebten und arbeiteten in der Blütezeit zum Teil tausende Ureinwohner. Sie wurden dort unter anderem in Handwerk, Landwirtschaft, Musik und sonstigen Künsten unterrichtet und mit dem Christentum bekanntgemacht.

Aufgrund des Drängens der Kolonialherren kippte Mitte des 18. Jahrhunderts das Wohlwollen der europäischen Könige. Denn die Jesuiten waren in Lateinamerika missionarisch wie wirtschaftlich so erfolgreich, dass sie den Neid der spanischen und portugiesischen Siedler auf sich zogen. Binnen weniger Jahre wurde der Orden aus den Weltreichen Portugal, Frankreich und Spanien ausgewiesen, auch aus den Jesuitenreduktionen – und schließlich verboten.

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