Christentum heuteSpirituelle Revolution: Eine Kirche der Suchenden

Zeit für Grundsatzfragen: Die Debatte, die der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer angestoßen hat, ist unbequem, aber wichtig.

„Was ist eure Relevanz, ihr Kirchen? …Wozu braucht man uns Christen überhaupt?“ Es sind unbequeme Fragen, die der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer in einem Gastbeitrag in der „Zeit“ stellt. Gerade die Corona-Krise könne eine Gelegenheit sein, zu einem neuen religiösen Selbstverständnis zu finden. Immerhin hat sich hier Woche für Woche gezeigt, was den Gläubigen tatsächlich fehlt, wenn kein regelmäßiger Gottesdienst stattfinden kann. Aber auch, dass die Kirchenoberen oft keine wirklichen Antworten auf das Leid der Menschen hatten. „Die spirituelle Revolution, die wir brauchen, ist diese: Wir müssen zu Suchenden werden“.

Dabei sei keine Zeit mehr zu verlieren. Europa verändert sich in Glaubensfragen dramatisch, und die Kirchen müssen zu einer neuen Rolle finden, wenn das Christliche gesellschaftlich bedeutsam bleiben will. Vor diesem Veränderungsprozess kann man nicht die Augen verschließen. „Erst wenn wir uns eingestehen, wie radikal sich die Welt verändert hat, werden wir eine radikale Veränderung unserer Kirche wagen“, schreibt Wilmer. Der Blick zurück ermutigt, dass es gelingen kann, einen Platz in der neuen Zeit zu finden. „Die römisch-katholische Kirche hat in ihrer langen Geschichte mehrfach Krisen erlebt.“

Gleichzeitig wendet sich Wilmer gegen Tendenzen einer überspitzten Debatte, in der sich Reformer und Konservative als unvereinbare Gegner gegenüberstehen. Weder die „eskalierende Empörung über die Schlechtigkeit der Kirche“ noch die „Kaskaden der Verteidigung des Bestehenden“ tragen zu einem konstruktiven Dialog über die Zukunft der Kirche bei. „Ich wünsche mir, dass wir uns stattdessen ehrlich fragen: Was müssen wir dringend ändern, und was wollen wir wirklich bewahren?“ Unter deutschen Katholiken gebe es eine tiefe Sehnsucht nach einer Kirche, „die sich nicht selbst genügt, sondern dem Glaubensleben ebenso dient wie der Glaubenssuche“.

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