Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat die Christinnen und Christen seines Bundeslands zu Beginn des Wahljahres 2024 zu einem stärkeren gesellschaftspolitischen Engagement aufgerufen. „Wir Christen dürfen nicht abseits stehen in der Gesellschaft, wenn wir gebraucht werden“, sagte der evangelische Ministerpräsident beim Neujahrsempfang des katholischen Bistums Görlitz. „Gehen Sie raus! Seien Sie ansprechbar! Sie werden gebraucht!“
In Sachsen stehen am 1. September Landtagswahlen an. Umfragen sehen die vom sächsischen Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestufte AfD als stärkste Partei, knapp vor der CDU. Die Erfolgsgeschichte Europas und der Demokratie könne aber nur fortgeschrieben werden, wenn sich die Demokraten in den Parlamenten durchsetzten, so Kretschmer. „Wir brauchen eine Mehrheit der Menschen, die etwas positiv gestalten wollen.“ Der Ministerpräsident warnte deswegen vor der AfD: „Es gibt in jeder Partei, auch in der AfD, anständige Menschen – aber nicht in jeder Partei gibt es Rechtsextreme: Das macht den Unterschied.“ Auch die Nationalsozialisten seien einst über demokratische Wahlen in den Reichstag gekommen. Bei Plenarsitzungen des sächsischen Landtags erinnere ihn mittlerweile vieles daran. Während des Empfangs erinnerte Kretschmer auch an die Rolle der Kirchen bei der friedlichen Revolution 1989: Damals hätten Demonstranten in Leipzig vor der Nikolaikirche „ein offenes Land mit freien Menschen“ gefordert. Dieses Erbe dürfe man nicht verspielen. „Ich wünsche mir, dass aus diesem kleinen Bistum Görlitz viele positive Impulse kommen“, so Kretschmer.
Der Bischof der mit 29.000 Gemeindegliedern kleinsten deutschen Diözese, Wolfgang Ipolt, forderte auf dem Neujahrsempfang einen besseren Schutz des menschlichen Lebens an seinem Anfang und seinem Ende. „In kirchlichen und caritativen Einrichtungen werden wir alles für eine gute Suizidprävention tun“, erklärte Ipolt. „Aber Suizidassistenz werden wir nicht gestatteten.“ Ein katholisches Pflegeheim müsse ein sicherer Ort für menschenwürdiges Sterben sein. Zudem warnte Ipolt davor, den Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafrecht zu nehmen und das Selbstbestimmungsrecht der Frau höher zu werten als das Lebensrecht des ungeborenen Kindes: „Es kann aus unserer Sicht keinen abgestuften Lebensschutz geben, der das eine Leben gegen das andere ausspielt.“