BuchbesprechungOrthodoxie in Deutschland

Die Orthodoxie ist so etwas wie der unbekannte Dritte im Spektrum des christlichen Deutschland. Es gibt kaum neuere Kirchenbauten, die als orthodoxe zu erkennen sind, bei den sonntäglichen Gottesdienstübertragungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind orthodoxe Gottesdienste die exotische Ausnahme. Gleichzeitig sorgt die Minderheit orthodoxer Christen unter den seit dem vergangenen Herbst ins Land gekommenen Flüchtlingen für eine gewisse Aufmerksamkeit. Insofern war dieses Buch über die orthodoxen Christen und Kirchen in Deutschland fällig, leistet es doch einen soliden Beitrag dazu, Informationslücken zu schließen.

Das Schwergewicht liegt neben geschichtlichen Informationen auf Querschnittsbeiträgen zu wichtigen Aspekten der orthodoxen Präsenz: So widmet sich etwa Kerstin Keller dem orthodoxen Religionsunterricht, der inzwischen in einigen Bundesländern als ordentliches Lehrfach etabliert ist, und stellt dabei fest, dass ein grundsätzlicher Diskurs zur orthodoxen Religionspädagogik und -didaktik unter den Bedingungen in Deutschland allmählich auf den Weg komme. Ausgesprochen informativ sind auch die Ausführungen von Athanasios Vletsis zur orthodoxen Theologie an deutschen Universitäten, die sich in der nicht einfachen Phase der Konsolidierung befinde. Es seien in erster Linie die orthodoxen Kirchen gefragt, „ob sie von den vorhandenen Absolventen Gebrauch machen wollen, ob sie diese nämlich als Religionslehrer einstellen oder sie zu Priestern weihen können" (148).Sehr persönlich ist der Beitrag von Constantin Miron über die orthodoxen Kirchengemeinden Deutschlands als Ort der Begegnung gehalten, der die „Gratwanderung zwischen Integration und Assimilation" (208) thematisiert. Das gilt auch für die ehrliche Integrationsbilanz, die Georgios Basioudis beisteuert. Er kommt zu dem Schluss: „Trotz allem: Wir haben schon Strukturen." (178). Der Band endet mit einem Teil über altorientalische Gemeinschaften. Erwähnung verdient dabei nicht zuletzt der engagierte Text von Fouad und Barbara Ibrahim über koptische Christen in Deutschland.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

Herder Korrespondenz-Newsletter

Ja, ich möchte den kostenlosen Herder Korrespondenz-Newsletter abonnieren und willige in die Verwendung meiner Kontaktdaten zum Zweck des E-Mail-Marketings durch den Verlag Herder ein. Den Newsletter oder die E-Mail-Werbung kann ich jederzeit abbestellen.
Ich bin einverstanden, dass mein personenbezogenes Nutzungsverhalten in Newsletter und E-Mail-Werbung erfasst und ausgewertet wird, um die Inhalte besser auf meine Interessen auszurichten. Über einen Link in Newsletter oder E-Mail kann ich diese Funktion jederzeit ausschalten.
Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Thomas Bremer, Assaad Elias Kattan und Reinhard Thöle (Hg.)

Orthodoxie in Deutschland

Aschendorff Verlag, Münster 2016. 276 S. 22,80 € (D)