KircheNeuer Anlauf der Deutschen Bischofskonferenz bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs

Es hatte für mächtig Wirbel gesorgt, als die Deutsche Bischofskonferenz Anfang vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer aufgekündigt hat. Dieser war 2011 beauftragt worden, zusammen mit seinen Mitarbeitern vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester und Ordensleute aufzuklären (vgl. HK, Februar 2013, 61 ff.). Bei der konkreten Ausgestaltung des Forschungsprojekts schwand jedoch zusehends das gegenseitige Vertrauen. Ende März hat jetzt der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischöfe, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, das Forschungskonsortium vorgestellt, das auf der Frühjahrsvollversammlung den Zuschlag bekommen hat, um das Vorhaben jetzt in den kommenden Jahren umzusetzen. 

Beteiligt sind drei Institute der Universitäten Gießen und Heidelberg sowie das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Koordinator ist Harald Dreßing, Leiter der Forensischen Psychiatrie des Mannheimer Instituts. Die sieben Wissenschaftler, darunter drei Kriminologen, sollen sowohl die Fälle als auch die Gruppen der Täter und der Opfer untersuchen, aber auch den Umgang mit den Vorwürfen. Der Zustand der Akten in den jeweiligen kirchlichen Institutionen soll anhand der staatsanwaltschaftlichen Unterlagen überprüft werden. Ziel des Forschungsprojekts ist dabei sowohl die Aufarbeitung der Vergangenheit als auch die Prävention. 9 Bistümer werden für den Zeitraum ab 1945 untersucht, 18 ab dem Jahr 2000. Vorgesehen ist, dass die Fälle aus datenschutzrechtlichen Gründen durch Mitarbeiter der Kirche herausgesucht werden. Unter anderem darum hatte es mit Pfeiffer Streit gegeben. Auf der anderen Seite sind die Wissenschaftler jetzt wie bei anderen Drittmittelprojekten frei zu veröffentlichen. Das Projekt soll Ende 2017 abgeschlossen werden. 

Dreßing versprach eine umfassende Analyse des sexuellen Missbrauchs; man wolle der Frage nachgehen, „ob es spezifische Strukturen und Dynamiken innerhalb der katholischen Kirche gibt oder gegeben hat, die die Missbrauchsdelikte gefördert haben“. Verschiedene Opfervertreter kritisierten nach der Bekanntgabe der Entscheidung, dass sie bisher nicht in das Forschungsvorhaben eingebunden sind. Ackermann selbst betonte bei der Vorstellung des Projekts: „Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche – um der Opfer willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen zu sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen.“

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