„In Saus und Braus“Ode an die (Pfingst-)Freude

Wie können wir die ansteckende Begeisterung von Pfingsten auch nach dem Fest in den Alltag mitnehmen? Ein Plädoyer für ein christliches Leben in Saus und Braus.

Vor ein paar Wochen besuchte ich einen – pfingstkirchlich angehauchten – evangelischen Gospelgottesdienst. Schon beim ersten Lied erfasste der Chorgesang die Besucherinnen und Besucher so sehr, dass sich schnell zahlreiche Menschen von ihren Plätzen erhoben, klatschten, tanzten und in den Refrain miteinstimmten. Auch die bewegende Predigt war von vielen bekräftigenden „Amen, Halleluja!“-Rufen aus dem Publikum begleitet. Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas zurückhaltend war, aber spätestens zum dritten Lied bin ich aufgestanden, habe mich im Rhythmus gewiegt, laut mitgesungen und bin danach beschwingt und mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gegangen.

Warum erzähle ich davon? Ich will Ihnen natürlich nicht den heiligen Ernst der traditionellen katholischen Liturgie streitig oder unkritisch Werbung für Freikirchen machen. Nein, ich möchte stattdessen – gerade angesichts des soeben begangenen Pfingstfestes – einen Aspekt in den Fokus rücken, der im katholischen Glaubensleben manchmal etwas vernachlässigt wird: die begeisterte Freude.

Beim Pfingstereignis hatten sich die noch etwas verunsicherten und orientierungslosen Jüngerinnen und Jünger in ihrem Refugium versammelt, „da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,2–4). Die soeben noch verzagte Gemeinschaft wurde dabei mit so viel Kraft, Mut und Freude – ihres Zeichens eine Frucht des Heiligen Geistes – ausgestattet, dass sie ihren Rückzugsort verließen und mit solcher Sprachvielfalt und Begeisterung zu den versammelten Menschen sprachen, dass manche der Zuhörer sie sogar betrunken wähnten. Von diesem Tag an verbreitete sich das Evangelium wie ein Lauffeuer und die christliche Gemeinschaft wuchs und wuchs.

Welche Inspiration können wir dem Pfingstereignis entnehmen und auch in unserem Alltag wirksam werden lassen? Sie kennen sicherlich die Redewendung „in Saus und Braus“, die ein in Opulenz schwelgendes Leben beziehungsweise ein ausgelassen-fröhliches Fest umschreibt, dessen Geräuschpegel an das Tosen des Windes und der Wellen erinnert. Durch die Frohbotschaft, unseren Glauben an einen liebenden Gott und die immer neue Bestärkung durch den Heiligen Geist sind auch wir Christinnen und Christen eingeladen, ein Leben „in Saus und Braus“ – in Fülle, Freude und Begeisterung – zu führen.

Für uns bedeutet das, dass wir diese geisterfüllten Freudenmomente suchen, voll auskosten und als Kraftquelle für Wüstenzeiten aufsparen dürfen, diese aber auch unseren Nächsten weiterschenken sollen. Für die Kirche heißt das zum einen, ihre teilweise problematischen Strukturen so zu verändern, dass die Menschen nicht mehr eingeschränkt, entmutigt oder gar verletzt, sondern zu einem gelingenden Leben in Fülle angeleitet werden. Zum anderen sollten auch katholische Gottesdienste mehr „Saus und Braus“, Begeisterung und göttliche Freudefunken wagen, damit sie die Gläubigen wieder mehr bestärken und beschwingen und ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubern. „Amen, Halleluja!“

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