Leserbriefe

Zum Heulen – und Hoffen

Der Bericht über Ihre persönliche Wahrnehmung der Würzburger Gewalttat hat das Unfassbare nochmals bewegend ins Bewusstsein gebracht. Die widersprüchlichen Reaktionen auf Twitter zeigen, wie Gewalt eine Gesellschaft zerreißt, wie Ursachen ungeklärt und Wunden ungeheilt bleiben. Nicht vergessen werden sollte allerdings, dass sich Passanten mutig dem Gewalttäter entgegenstellten – mit Besen, Stöcken und mit bloßen Händen –, um Schlimmeres zu verhindern. Unter ihnen ein Flüchtling, ein kurdischer Iraner. Es ist zum Heulen … und zum Hoffen.

Klaus Beurle, Würzburg

Corona-Seelsorge

Den Beitrag von Klinikseelsorger Anton Baier habe ich mit Interesse und Betroffenheit gelesen. Ihnen, Herr Baier, dem Pflegepersonal und den Ärztinnen und Ärzten in Ihrer Klinik möchte ich meinen Dank sagen und meine Anerkennung aussprechen – auch stellvertretend für so viele Engagierte in den Pflegeberufen in dieser Zeit der Pandemie. Ich wünsche Ihnen und allen in der Klinik und in der Klinikseelsorge, dass Sie auch weiterhin Kraft und Liebe erfüllt, damit die Ihnen Anvertrauten spüren können: „Da sein ist alles“.

Norbert Stähler, Dornburg-Frickhofen

Der Beirag lässt verstehen, wie Seelsorge auch aussehen kann. Dem Seelsorger danke für diesen Einblick, der Redaktion dafür, dass sie den Mitarbeitenden in der Klinik und den Angehörigen zum Sichtbarwerden dieses Zeugnisses geholfen hat.

Franz Eberhardinger, Stuttgart

Lebendige Liturgie

Zu Ihrem Beitrag über „die Zukunft der Liturgie“ möchte ich ergänzen: Bei uns in der Diaspora der Lüneburger Heide gab es schon vor Corona nicht mehr jeden Sonntag eine Heilige Messe, sondern regelmäßige Wort-Gottes-Feiern. Sie werden von den einzelnen Gottesdienstleitungen, die alle eine kompetente Einführung bekommen haben und weiterhin begleitet werden, selbständig vorbereitet und gefeiert. Dieses Team besteht übrigens fast ausschließlich aus Frauen. Das bietet große Chancen, die Liturgie lebendig zu gestalten. Unser Pfarrer lässt uns dabei freie Hand – er vertraut mit uns darauf, dass der Heilige Geist uns führt. Zu dem Vorschlag, die Liedtexte per Beamer an die Wand zu werfen, merke ich an: Das Gesangbuch beinhaltet einen kostbaren Schatz von Gesängen und Gebeten. Es wäre sinnvoller, die Menschen tiefer in diesen Schatz einzuführen.

Susanne Zschätzsch, Soltau

Danke insbesondere für die Ausführungen zum Thema „Hauskirche“. Ich möchte daran erinnern, dass auch Papst Franziskus dazu Wegweisendes gesagt hat. In seinem nachsynodalen Schreiben Amoris Laetitia (315) schreibt er: „Die Gegenwart des Herrn wohnt in der realen, konkreten Familie mit all ihren Leiden, ihren Kämpfen, ihren Freuden und ihrem täglichen Ringen. Wenn man in der Familie lebt, ist es schwierig zu heucheln und zu lügen; wir können keine Maske aufsetzen. Wenn die Liebe diese Echtheit beseelt, dann herrscht der Herr dort mit seiner Freude und seinem Frieden. Die Spiritualität der familiären Liebe besteht aus Tausenden von realen und konkreten Gesten. In dieser Mannigfaltigkeit von Gaben und Begegnungen, die das innige Miteinander reifen lassen, hat Gott seine Wohnung.“ Diese Passage wurde – wie Amoris Laetitia insgesamt – viel zu schnell übergangen. Doch wie würden sich ganz normale Familien entlastet fühlen, wenn ihnen häufiger zugesprochen würde: Ihr seid schon Hauskirche, wenn ihr alles dazu tut, im Sinne unseres beziehungsvernarrten Gottes förderlich und liebevoll miteinander umzugehen. Ihr werdet als Hauskirche nicht erst dann gewertet, wenn ihr zusätzlich rituelle und liturgische Vollzüge – oder sogar „Klimmzüge“ – vollbringt.

Meinrad Niggl, Neusäß bei Augsburg

Rhythmus, der begeistert

Danke für das Interview mit Tine Wiechmann. Als Musiker, der seit 40 Jahren dabei mitwirken darf, dem christlichen Pop einen Weg in den Gottesdienst zu bahnen, möchte ich anmerken: Im Laufe der letzten sechzig Jahre haben sich die Hörgewohnheiten der Menschen tatsächlich weitgehend geändert. Die traditionelle Kirchenmusik folgt, soweit der Rhythmus eine Rolle spielt, der europäischen Tradition mit ihren Betonungen auf „eins“ und „drei“ – während moderne populäre Musik aufgrund ihrer afro-amerikanischen Wurzeln überwiegend den Off-Beat mit den Betonungen auf „zwei“ und „vier“ bevorzugt. Diese Musik prägt das Hörerlebnis einer großen Mehrheit, und so knüpft der christliche Pop unmittelbar an die Gefühlswelt all dieser Menschen an. Ich habe beim Musizieren in Gottesdiensten immer wieder erlebt, wie die Begeisterung überspringt. Nicht selten treffen Melodie und Worte ins Herz. Und wer begeistert (mit-)singt, betet nach einem Wort des heiligen Augustinus bekanntlich doppelt.

Rupert Pfeiffer, Landshut-Auloh

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