Allgemeine DienstpflichtZwang zum Engagement?

Die Debatte über die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht stößt bei kirchlichen Sozialverbänden auf Skepsis.

Bei einem Werkstattgespräch in der Berliner CDU-Zentrale wurde neben der Verbesserung der freiwilligen Angebote auch über eine für alle Schulabgänger verpflichtende Dienstzeit diskutiert. Die jungen Erwachsenen könnten helfen, die Lücke zu schließen, die im sozialen Bereich unter anderem durch den Wegfall der Zivildienstleistenden entstanden ist. Staatssekretär Peter Tauber sprach sich für eine Dienstzeit von einem Jahr aus und forderte, die juristischen Rahmenbedingungen für eine allgemeine Pflicht zu prüfen. Ein sozialer Dienst stärke den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Empathie der jungen Generation.

Der Caritas-Präsident Peter Neher kritisierte die Pläne. Es gebe zwar viele gute Gründe, darüber nachzudenken, wie man mehr Menschen dazu bringt, sich zu engagieren – „eine Dienstpflicht scheint uns dafür aber nicht der richtige Weg“. Stattdessen solle die Politik besser jene fördern, die freiwillig in sozialen Einrichtungen mitarbeiten. „Dass diese Stellen auskömmlich finanziert sind und die Dienstleistenden Anerkennung finden, muss Priorität haben“, sagte Neher. Ähnlich äußerte sich auch der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie. Ein verpflichtendes Dienstjahr sei nur „die zweitbeste Idee“. Neben rechtlichen Fragen, die eine allgemeine Dienstpflicht aufwerfen könnte, „ist es auch für die betroffenen Menschen sicherlich nicht wünschenswert, von zwangsverpflichteten Menschen begleitet, gepflegt oder betreut zu werden“.

Für den Sozialethiker und Jesuiten Friedhelm Hengsbach würde eine verpflichtende Dienstzeit der jungen Generation ein falsches Signal senden. „Die Ursachen der Spaltung liegen doch im politischen Versagen, im Versagen des Staates, dass er sich treiben lässt von der Autoindustrie, den Finanzmärkten oder von denen, die die Umwelt zum Nulltarif in Anspruch nehmen.“ Gerade junge Menschen seien oft politisch und sozial hoch motiviert, als Beispiel nannte er die Schülerbewegung Fridays-for-Future. Die Regierung „soll sich mit ihrem Zwang heraushalten, denn die Zivilgesellschaft ist lebendig genug, um das, was der Staat falsch macht, entsprechend zu korrigieren“.

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