Lieber keine Ehe

Traumhochzeit und der Bund fürs Leben – das kennen viele junge Menschen nur noch aus Filmen. Im Alltag hat das Konzept Ehe oft ausgedient. Das hat Folgen.

In amerikanischen Filmkomödien – vor allem Hollywood-Klassikern – strebt vieles zwar auf ein Happy End mit Traumhochzeit zu. In der gesellschaftlichen Wirklichkeit aber wird der Ehebund fürs Leben mehr und mehr gemieden. Einen rasanten Trend hin zum bloßen Zusammenleben als Paar – auch mit Kindern – hat das Washingtoner Pew Research Center unter der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika ermittelt. Und das bei Jung und Alt. „Die Menschen halten die Ehe heute für weniger heilig als früher“, erklärte die Forschungsdirektorin vom „Rat für zeitgenössische Familien“, Stephanie Coontz, die eigentliche geistige Ursache der Entwicklung. Das gehe einher mit einem starken Verlust religiöser Bindung.

Das unverheiratete Zusammenleben ist in Amerika zu einem Massenphänomen geworden, auch aufgrund der extrem hohen Scheidungsraten. Die betroffenen Personen scheuen häufig eine weitere Heirat wegen der womöglich hohen Scheidungskosten.

Im selben Trend ist das Tabu gefallen, dass Paare nicht unverheiratet zusammenleben und Sex haben sollten. Selbst drei Viertel der amerikanischen Katholiken sehen da kein Problem, obwohl das freizügige Verhalten im Widerspruch zum kirchlichen, ja biblischen Verständnis steht. Bereits vor sechs Jahren hatte der Bostoner Kardinal und Kapuziner Sean O’Malley, der eigentlich zum reformoffenen Flügel der Bischöfe gehört, erklärt, dass „der gesamte Begriff der Familie durch den Einstellungswandel hin zum bloßen Zusammenleben untergraben wird“. Mit der gravierendsten Folge: der schwindenden Stabilität in den Beziehungen, was das seelische Wohl des Kindes und seine geistige Gesundheit betrifft, und als Langzeitwirkung den inneren Halt, die moralische Bindungskraft und Verantwortungsstärke der gesamten Gesellschaft beeinträchtigt.

Gegenüber den soziologischen Forschern erklärten fast sechzig Prozent der verheirateten Paare, dass ihre Paarbeziehung „sehr gut läuft“, was vor allem mit Treue und Ehrlichkeit zusammenhänge. Dagegen bekunden das von den unverheirateten Paaren bloß rund vierzig Prozent.

Zeitgleich kommt aus Italien die Meldung, dass dort inzwischen jede zweite Ehe nur noch vor dem Standesamt und nicht mehr vor dem Traualtar geschlossen wird. Das hängt zum einen mit dem Autoritätsverlust der Kirche beziehungsweise Glaubensverlust zusammen, zum anderen aber auch damit, dass die vielen geschiedenen Katholiken ein zweites oder drittes Mal natürlich nur noch zivil heiraten können. Auch werden deutlich mehr Ehen als früher mit einem ausländischen Partner – oft nichtchristlicher Religion oder ohne Glaubenszugehörigkeit – geschlossen, also ebenfalls vor dem Standesamt.

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