Große Fragen der MilitärethikGerechter Krieg, gerechter Frieden?

Strikter Pazifismus oder der bewaffnete Kampf für die „gute Sache“? Die Fragen der Militärethik sind zeitlos – und stellen sich immer drängender, je unübersichtlicher die Welt wird. Ein Überblick von der Gewaltlosigkeit der ersten Christen bis zur Schutzverantwortung der Vereinten Nationen.

Iran, Sudan, Libyen, Krim, Somalia, Pakistan, Syrien und (immer noch) Afghanistan – die Liste der Krisen- und Kriegsregionen ließe sich fortsetzen. In vielen Weltgegenden scheint sich die politische Situation zuzuspitzen. Die Finger an den roten Knöpfen für militärisches Eingreifen sitzen so locker, wie seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Doch wenn es wirklich zum Konflikt kommt, wünscht man sich fast die eindeutigen Blockgrenzen der Vergangenheit zurück. Heute gibt es oft keine feindlichen Staaten mehr, die man auf einem klar umrissenen Schlachtfeld besiegen oder mit denen man Friedensverträge aushandeln könnte. Die Gegner sind jetzt „der Terror“ oder gesichtslose Milizengruppen, die zivile Opfer als festen Teil ihrer Militärstrategie einplanen. Kriege enden nicht mehr mit einem Waffenstillstand, sondern können sich über Generationen hinziehen. Wenn dann eine Seite aufgibt und das Feld räumt, versinkt das Land, um dessen Zukunft gekämpft wurde, oft erst recht im Chaos. Selbst eine zuvor „geschlossene“ Opposition zerfällt da schnell in viele Untergruppen mit je eigenen Machtinteressen. Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen stellen sich die großen, zeitlosen Fragen der Militärethik heute mit neuer Dringlichkeit: Kann ein Krieg jemals gerechtfertigt sein? Und welche Voraussetzungen müssen dafür gelten?

Wir sind wieder im Krieg

In Deutschland stehen diese Fragen in der öffentlichen Debatte, seit der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg eines der großen Tabus der Nachkriegsgeschichte gebrochen und Deutschland wieder zur kriegsführenden Nation gemacht hat. Nach dem Tod von drei Bundeswehrsoldaten bei Gefechten mit den Taliban stellte er bei einer Pressekonferenz fest, beim Einsatz in Afghanistan könne man „umgangssprachlich von Krieg“ sprechen. Der Aufschrei war groß. Nach Jahrzehnten des Friedens musste die Gesellschaft sich erst daran gewöhnen, dass deutsche Soldaten wieder in den Krieg ziehen. Dass sie töten und getötet werden. Oder schwerst traumatisiert zurückkehren. Möglich, dass es deshalb vielen Deutschen so schwerfällt, Stellung zu „ihrer“ Armee zu beziehen. Denn – bei aller oft berechtigten Kritik an politischen Einzelentscheidungen – muss man doch anerkennen, dass Soldaten bereit sind, ganz praktisch ihr Leben aufs Spiel zu setzen in der Hoffnung, unschuldige Menschen durch humanitäre militärische Einsätze vor Gewalt zu schützen und die Welt ein Stück sicherer zu machen. Trotzdem gibt es noch immer in weiten Teilen der Bevölkerung Vorbehalte gegen die Bundeswehr, „so als sei ihr Dienst doch irgendwie schmutzig“, klagte der evangelische Militärbischof Sigurd Rink kürzlich in der „Zeit“. Sein katholischer Amtskollege Franz-Josef Overbeck stimmt ihm zu: „Soldaten gebürt unser aller Dankbarkeit, Respekt und öffentliche Anerkennung“ – und das unabhängig vom tatsächlichen Ausgang ihres Einsatzes. Einen kreativen Versuch, den Graben zwischen Zivilbevölkerung und Soldaten zu überbrücken, startete neulich etwa der grüne Verteidigungspolitiker Tobias Lindner, als er seine Kriegsdienstverweigerung publikumswirksam zurücknahm, um sich einer Wehrübung anzuschließen. Seine Gewissensgründe hinderten ihn „nicht mehr daran, in der Bundeswehr zu dienen“, so Lindner.

Kein Segen mehr für Panzer

Um das Problem langfristig zu lösen, wird es aber mehr brauchen als solche Gesten. Nämlich eine neue, gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit der alten Frage: Können Kriege gerecht sein? In seinem gleichnamigen Buch zeichnet Militärbischof Rink die Entwicklung der Militärethik nach. Für ihn ist dabei unmissverständlich klar, dass Krieg nie Gottes Wille sein kann. „Wer Gewalt ausübt, wird schuldig. Das gilt auch für Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen eines Militäreinsatzes unter Umständen Gewalt ausüben.“ Das ist ein klares Bekenntnis zum heute nicht nur in weiten Teilen der evangelischen Kirche geforderten grundsätzlichen Gewaltverbot. Und eine deutliche Absage an alle, die im Lauf der Geschichte zu „gottgewollten“ Kriegen aufgerufen haben und deren Reihe von den blutigen alttestamentlichen Eroberungskriegen bis zu modernen amerikanischen und russischen „Interventionen“ reicht. Rink sieht auch die Kirche in der Verantwortung. „Allzu oft hat sie in der Vergangenheit eine unheilvolle Rolle gespielt, war Kriegstreiber und Kriegsrechtfertiger, hat sich der Politik angedient und die größten Verbrecher unterstützt.“ Noch immer werden Soldaten im Namen Gottes in den Einsatz geschickt oder von Kirchenvertretern unter göttlichen Schutz gestellt. Und auch die scheinbar so archaische Tradition der Waffensegnung gibt es bis heute. Die russisch-orthodoxe Kirche konnte sich erst dieses Jahr dazu durchringen, Panzer, Raketen und andere Massenvernichtungswaffen nicht länger zu segnen. Die Handfeuerwaffen, die Soldaten „zum Schutz des Vaterlandes“ tragen, sind von dieser neuen Richtlinie ausgenommen, wie ein Vikarbischof betonte.

Aber kann die einzig legitime Reaktion auf diesen wahnsinnigen Militarismus der klare, unerschütterliche Pazifismus sein, wie ihn die Bibel von Jesus überliefert? Muss man sich in seiner Nachfolge komplett von der militärischen Kriegslogik lösen? Tatsächlich lebten die ersten Anhänger Jesu als Fundamentalpazifisten nach den Prinzipien der Feindesliebe und der „anderen Wange“. Wer getauft werden und sich der Christus-Bewegung anschließen wollte, durfte kein Soldat sein. Aber, so betont Rink, „er durfte auch kein Lehrer, kein Zöllner, kein Polizist und ebenso wenig ein Kaiser sein“. Jede aktive Teilhabe am weltlichen Leben war für die frühen Jüngerinnen und Jünger Christi ausgeschlossen. In ihrer unmittelbaren Endzeiterwartung richteten sie sich ganz auf die nächste Welt aus und überließen die diesseitige kampflos dem Recht des Stärkeren.

Anleitung zum „gerechten Krieg“

Dieser totale Rückzug aus der politischen Wirklichkeit kann nicht die Lösung für die komplexe Welt des 21. Jahrhunderts sein. Zumal er aus der Sicherheit des friedlichen Europa heraus angesichts des himmelschreienden Unrechts auf weiten Teilen des Globus schnell nach politischer Bequemlichkeit klingt. Wer die Mittel hat, Menschen zu helfen, hat eine Verantwortung. Aber mit Worten allein sind die meisten Konflikte nicht zu lösen. „Dies zu konstatieren, heißt nicht, Kriegslust zu schüren“, schrieb der Journalist Josef Joffe Anfang des Jahres in der „Zeit“. „Aber wer ‚Verantwortung‘ predigt, muss das Wörtchen ‚tätige‘ davorsetzen.“ Auch auf die Gefahr hin, sich „die Hände schmutzig zu machen“.

Gläubige Christen finden sich damit in einer moralischen Zwickmühle wieder. Sowohl das militärische Eingreifen als auch das Aussitzen von Krisen scheinen gegen die Moral zu verstoßen. „Nur wer nichts tut, macht keine Fehler“, fasst Rink zusammen. „Wobei das Nichtstun zuweilen der größere Fehler ist.“ Eine klare Richtlinie könnte hier das Prinzip der Schutzverantwortung sein, das 2005 von sämtlichen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen beschlossen wurde. Angesichts des Kosovokrieges und der Menschenrechtsverletzungen in Ruanda und Srebrenica verpflichtete sich die internationale Gemeinschaft, die Opfer von Völkermorden, Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen zu schützen – notfalls auch mit militärischen Mitteln. Dabei ist das Prinzip verantwortungsethisch in drei klar getrennte Bereiche geteilt: zuerst in die Pflicht zur Prävention, die der internationalen Gemeinschaft vorschreibt, Schritte zu ergreifen, um Menschenrechtsverletzungen im Vorfeld zu verhindern. Erst wenn diese Maßnahmen nicht fruchten, greift die Pflicht zur Reaktion. Dann können die Vereinten Nationen Soldaten schicken, um Krisengebiete zu stabilisieren und Zivilisten zu verteidigen. Daran schließt sich die Pflicht zum Wiederaufbau an, bei der nicht nur die im Krieg zerstörte Infrastruktur wiederhergestellt wird, sondern neu aufgebaute staatliche Strukturen einer zukünftigen Eskalation vorbeugen sollen.

Dieses Prinzipiensystem baut auf die Vorstellung von universellen Menschenrechten, die überall und von jedem eingeklagt werden können, und klingt in der Theorie narrensicher, hat sich im weltpolitischen Alltag aber als missbrauchsanfällig erwiesen. So begründete Wladimir Putin die von vielen als völkerrechtswidrig eingestufte Annexion der ukrainischen Krim 2014 ausgerechnet mit seiner Schutzverantwortung für die dortige russische Minderheit. Die Verständigung auf die genannten gemeinsamen Prinzipien konnte auch nicht verhindern, dass sich Blöcke der Vereinten Nationen in konkreten Einsatzgebieten auf verschiedenen Seiten wiederfinden. Der Fall Syrien kann eine düstere Warnung sein, wie Weltmächte auch im 21. Jahrhundert Stellvertreterkriege auf fremdem Staatsgebiet führen. Immer unter dem Vorwand, die Ordnung im Land und die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu schützen – aber meistens auf deren Kosten.

Auf der Suche nach einer allgemeineren, möglichst zeitlosen Militärethik wendet sich Rink dem spätantiken Theologen und Philosophen Augustinus (354–430) und seiner Lehre vom gerechten Krieg zu. Der Kirchenlehrer stützte seine Theorien über die Moral der Kriegsführung auf die Bibel und legte damit „quasi das völker- und kriegsrechtliche Fundament, von dem alle späteren Präzisierungen bis heute ausgehen“. Aus dem Buch Genesis, der Schöpfungserzählung, zog er einen klar pazifistischen Auftrag: Die von Gott geschaffene und für gut befundene Welt darf nicht leichtfertig durch Eroberungsfeldzüge verwüstet werden. Jeder Mensch hat als Ebenbild Gottes das Recht, mit Würde und Nächstenliebe behandelt zu werden. Den späteren Büchern des Alten Testaments entnahm Augustinus, dass Kriege nur geführt werden dürften, wenn es gerechte Gründe dafür gibt. So führten „die Kinder Israels einen gerechten Krieg, als sie sich gegen die Amoriter verteidigten“ – ein klarer Verweis auf die seit der römischen Antike belegte moralische Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungskrieg. Aus dem Römerbrief leitete der Kirchenlehrer schließlich ab, dass nur legitime Regierungen militärische Schritte einleiten dürfen. Konflikte zwischen einzelnen Familien oder Gruppierungen sollen kein Kriegsgrund sein. Da kommt der Römerbrief des Paulus ins Spiel: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet … Sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht die Strafe an dem, der Böses tut“ (13, 1.4).

Krude Kriegslogik

Allerdings erwiesen sich auch Augustinus’ Konzepte im Lauf der Geschichte als problematisch – nicht zuletzt wegen der von Paulus übernommenen Obrigkeitsgläubigkeit. So blieb die Kirche im Lauf der Jahrhunderte oft stummer Zeuge von Kriegsgräueln oder unterstützte die jeweiligen Machthaber offen in ihren militärischen Ambitionen. Rink beschreibt sogar eine Pervertierung der pazifistischen Lehre der Genesis. Wenn das Christentum eine Religion des Friedens sei, müsse – so die Argumentation „christlicher“ Eroberer und Kolonialherren – auch seine militärische Ausbreitung über die Welt als „Prozess der Befriedung“ verstanden werden. Diese krude Logik sollte die Christianisierung weiter Teile der Welt im Gefolge kriegerischer Eroberung rechtfertigen und „brachte die Tradition des gerechten Krieges damit nachhaltig in Verruf“. Nicht überall allerdings. Noch heute finden sich in manchen Kirchen begeisterte Anhänger der Theorie, militärische Einsätze mit Augustinus zu rechtfertigen. So beschrieb die Politikwissenschaftlerin Ines-Jacqueline Werkner in einer aktuellen Studie die Sonderstellung der Vereinigten Staaten im theologischen Weltbild verschiedener baptistischer Strömungen. „Danach hätten die USA eine ‚transzendente Bestimmung‘“ im Weltgeschehen, die weit über die nationalen Grenzen hinausreicht. Indem sie militärisch in Konflikte eingreifen und „ihr politisches und wirtschaftliches System auf andere Nationen übertragen, würden sie – so die Überzeugung – Gottes Werk verrichten“.

Wenn du Frieden willst …

Dagegen inspirierte die Theorie des gerechten Krieges aber auch Modelle, die bis in die Gegenwart humanistische Standards setzen. So knüpfte der Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225–1274) nahtlos an Augustinus an, als er knapp tausend Jahre später seine Militärethik formulierte. Bei ihm wird der Krieg endgültig zur Ultima Ratio und ist nur dann zu verantworten, „wenn alle friedlichen Mittel ausgeschöpft und gescheitert sind“. Sollte es doch zum Äußersten kommen, schreibt Thomas von Aquin ein strenges Kriegsrecht vor, das in weiten Teilen bis in die Moderne überlebt hat. Der Krieg muss in „angemessener Weise“ geführt werden. Zivile Opfer müssen unter allen Umständen vermieden werden. Kriegsgefangene sind menschlich zu behandeln. Daneben legt er Wert darauf, dass jede Gewaltanwendung verhältnismäßig sein muss, es dürfe „zum Beispiel nicht ein ganzes Volk vernichtet werden, um einige Menschenleben zu retten“. Eine Forderung, die angesichts der zunehmend unübersichtlichen asymmetrischen Kriege westlicher Militärmächte gegen Terrormilizen – bei Inkaufnahme zahlloser ziviler Opfer in den Einsatzgebieten als „Kollateralschaden“ – nichts von ihrer Aktualität verloren hat.

Ein anderer wichtiger Aspekt in Augustinus’ Lehre ist dagegen oft übersehen worden, ein entscheidender, aber meist nicht in seiner ganzen Tragweite wahrgenommener Perspektivwechsel. Frieden, so argumentiert der Kirchenlehrer, „lasse sich sehr wohl ohne Krieg vorstellen, nicht aber Krieg ohne Frieden“. Kriege sind damit kein notwendiges Übel, sondern immer nur Mittel zum Zweck, um den Zustand des Friedens wiederherzustellen. Die Kirchen brauchten den Schrecken der zwei Weltkriege, um ihre Kriegsethik vom Kopf auf die Füße zu stellen und „konsequent vom Frieden her zu denken“. Für Rink ist das ein einschneidender Paradigmenwechsel. Endlich werden „auch angesichts gefühlten Handlungsdrucks“ nicht zuerst militärische Optionen, sondern der Prozess der nachhaltigen Friedensschaffung in den Blick genommen. Die alte römische Doktrin „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor“ wird zum optimistischeren „Wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor“. Dabei darf man nicht dem naiven Militarismus verfallen, man könne mit Raketen, Bomben und Panzern Demokratie und Frieden „exportieren“. Dies hat viele Staaten in den „Krieg gegen den Terror“ getrieben und weite Landstriche destabilisiert zurückgelassen. Krieg darf „niemals als Frieden bringende Lösung“ gesehen werden. Aber manchmal kann er nötig sein, um die Bedingungen von Frieden zu ermöglichen.

Natürlich bleibt es schwierig, diese Prinzipienlehre auf moderne Problemfelder anzuwenden und damit über konkrete Handlungen zu entscheiden. Das Dilemma, dass man nie sicher sagen kann, wann militärische Gewalt angebracht ist und wann sie mehr zerstört als hilft, lässt sich nicht ganz auflösen. So wundert es nicht, dass es nicht nur in der Politik, sondern auch in den Kirchen immer öfter zu Ungereimtheiten und Uneinigkeit kommt. Während zum Beispiel der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, der reformierte Theologe Renke Brahms, die geplante Erhöhung der deutschen Militärausgaben kritisiert, befürworten andere die Aufrüstung als notwendigen Schritt, um Verantwortung in Krisengebieten zu übernehmen. War die Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland 2011 anfangs von vielen kirchlichen Organisationen begrüßt worden, werden inzwischen Stimmen laut, die eine Wiedereinführung fordern. Auch Rink gibt zu bedenken, ob die Bundeswehr nicht nach und nach ihre „Anbindung an die Gesellschaft verliert“, wenn sie als reine Berufsarmee nicht mehr alle gesellschaftlichen Schichten abbildet. Sogar das Thema Drohnenkrieg wird kontrovers diskutiert. Während der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff bei der Gesamtkonferenz der katholischen Militärseelsorge ein Verbot von Kampfdrohnen forderte und Militärbischof Overbeck warnte, ihr Einsatz unterlaufe den „zivilen, konstruktiven Konfliktaustrag“, wies Rink-Vorgänger Martin Dutzmann auf den Schutz der Soldaten hin, die sich dank der Drohnen nicht mehr selbst in Gefahr bringen müssen.

Meister der Ausblendung

Doch während in der Kirche diese Debatten geführt werden, ist es in weiten Teilen der Bevölkerung inzwischen erschreckend still geworden. Selbst in den letzten Wochen, in denen nach einer überraschenden Anfrage aus Washington plötzlich doch über einen Einsatz von Bundeswehr-Bodentruppen in Syrien diskutiert werden muss. Viele Bürger scheinen in der Zeit vor zehn Jahren stecken geblieben zu sein, als man noch nicht von der Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegen sprechen konnte. Für Rink sind die Deutschen „Meister der Ausblendung“, die nicht wahrhaben wollen, dass bewaffnete Konflikte Realität sind – nicht nur in den Nachrichten, sondern im Leben zahlloser Menschen. Man meint, sich angesichts des zeitlosen Problems von Kriegen vor einer eigenen moralischen Entscheidung drücken zu können. Viele driften in eine bequeme Ignoranz ab: Da es „ja ohnehin kein Richtig und kein Falsch gibt, man ja ohnehin nicht alles überblicken kann“, brauche man erst gar nicht zu versuchen, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Aber, so Rink, die „Fortentwicklung einer Friedens- wie einer Militärethik ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Hitzige Debatten und Streit sind angebracht, wenn es um den Frieden geht.

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