Gewalt und GierEntwaffnung

Der Mensch ist gierig und gewalttätig. Will er diese Triebe überwinden, muss das aus seinem Innersten kommen.

Nach jedem Massaker wie jüngst in einer texanischen Baptistenkirche beginnt die Diskussion über ein strengeres Waffengesetz in Amerika. Jedes Mal geschieht: nichts. Mit der Zeit deckt das große Vergessen jedes Verbrechen zu, auch wenn die Zeit die Wunden der Traumatisierten nicht heilt. Die im Menschen tiefsitzenden Triebe der Vernichtung, ob als Reaktion auf Kränkungen, als psychische Krankheit, als purer Sadismus oder als Lust auf Macht und Zugewinn, treiben das intelligenteste Wesen auf Erden immer wieder zu Ausbrüchen unvorstellbarer Grausamkeit – individuell wie kollektiv.

Moralvorschriften, Gesetze und Strafgericht sollen die Gewalt einhegen. Kultur bremst die im Lebens- und Überlebenskampf der Biologie, im Wettbewerb des Daseins notwendige Aggression, lenkt sie in Bahnen, schaltet sie aber nicht aus. Am Anfang steht immer die Begierde, die Habsucht, die Sucht, ständig mehr haben und besitzen zu wollen. Sie treibt den Menschen zur Verbesserung seines Lebens an, aber auch zur Vernichtung. Die jetzt wieder bekanntgewordenen Massenbewegungen des Geldes durch Steuer-Schlupflöcher am Staat vorbei entspringen ebenfalls genau dieser Gier, sich auf Kosten anderer Vorteile zu verschaffen. Die Waffen des Geldes im Krieg ums Geld stehen den Waffen der Rüstung in nichts nach. Auch jene sind tödlich, selbst wenn ihre Wirkung komplizierte, verdeckte Umwege geht, am Ende aber doch die trifft, die wenig oder nichts haben, die zu den Verlierern des großen Spiels der materiellen wie immateriellen Süchte gehören. Auch sind es nie nur die Waffen der Männer, die das Grausame gebären, auch die Waffen der Frauen heizen die Begierde an. Mit blanken Brüsten und dem Versprechen auf Sex nach heldenhafter Rückkehr verabschiedeten britische Frauen einst ihre Soldaten im Hafen Richtung Malvinenkrieg, sie anfeuernd für die bevorstehende Schlacht.

Entwaffnung beginnt wie jeder Trieb tief im Herzen. Damit wird weder der individuelle Mensch noch die Menschheit jemals fertig. Die Bibel sieht das realistisch und gibt für diesen stets neu beginnenden Weg der Übung und Buße ihren weisheitlichen Rat, zum Beispiel im Kolosserbrief: „Darum tötet, was irdisch an euch ist: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist! … Bekleidet euch also, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld!“ Es sind einzig die schweren Waffen der Askese und Gewissenserforschung, die den brutalen Waffen der Triebhaftigkeit das Handwerk legen können. Oft nur auf Zeit. Aber selbst dann sind die biblischen Waffengesetze zur Entwaffnung der Innenwelt, zur Beförderung immerwährender Reue und Umkehr alle Verkündigung und Erziehung wert.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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