Welches Hobby für mein Kind?Nicht ausgelastet

Fordern und fördern – jawohl, das wollen wir! Kolumnistin ASTRID HERBOLD ist diesmal auf der Suche nach Hobbys für ihre Kinder

Nicht ausgelastet
© Daniela Kohl

Brauchen Kinder ein Hobby? Ja, selbstverständlich! Nur welches? Ich habe einige durchprobiert und darf an dieser Stelle von meinen Erfahrungen berichten. Der Einfachheit halber spreche ich im Folgenden nur von „dem Kind“. In Wahrheit sind es mehrere. Die Begebenheiten sind indes allesamt wahr und wurden, darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen, nicht fiktionalisiert.

Hobby 1: Das Kind ist erst wenige Monate alt, aber der mütterliche Förderwille ist schon voll erwacht. Ab zum PEKiP! Die Babys liegen nackig auf Decken rum, die Mütter schwitzen und tratschen. Zwischendurch wird gesungen. Mein Kind ist mit Abstand das dickste von allen. Es steckt sich auch gerne anderer Kinder Schnuller in den Mund. Ich ernte spitze Bemerkungen und pikierte Blicke. Da gehen wir nicht mehr hin, die sind blöd. Versuchsabbruch.

Hobby 2: Das Kind ist drei, geht schon lange in den Kindergarten. Es hat so viel Bewegungsdrang. Und ist da nicht eine tänzerische Ader erkennbar? Jedenfalls zieht es gerne Tutu-Röckchen an und dreht sich im Kreis. Wir melden uns in einer Tanzgruppe an. Es ist alles sehr frei hier. Und sehr locker. Nach dem fünften Mal ertrage ich das ziellose Ringelreihe-Gehopse nicht mehr. Versuchsabbruch.

Hobby 3: Vielleicht war es nur die falsche Gruppe mit der falschen Lehrerin. Wir schwenken um auf Judo. Ist doch auch toll. Ausdauertraining, Körperbeherrschung und nebenbei Selbstverteidigung. Leider hat das Kind überhaupt keine Lust. Statt mitzumachen sitzt es bockig auf meinem Schoß. Freundliche Aufforderungen des Trainers ignoriert es einfach. Ich entschuldige mich anschließend wortreich. Versuchsabbruch.

Hobby 4: Das Kind malt gerne. Da ist ein Künstleratelier nahe dem Kindergarten, da kann man Kurse besuchen. Sich haptisch ausprobieren mit vielfältigen Materialien und auf großen Leinwänden. Wahnsinn! Wir gehen hin. Das Kind macht willig mit. Sonderlich beeindruckt von der abstrakten Kinderkunst bin ich nicht, aber das liegt sicher nur daran, dass mich früher nie jemand künstlerisch gefördert hat. Nach der Probestunde kommen die vertraglichen Details. Angesichts des horrenden Monatsbeitrags – Materialkosten natürlich noch nicht inbegriffen – werde ich fast ohnmächtig. Versuchsabbruch.

Hobby 5: Bald wird das Kind fünf. Ist es im Kindergarten möglicherweise schon jetzt intellektuell unterfordert? Einige Eltern wollten einen externen Englischlehrer engagieren, aber die Leitung war dagegen. Also private Sprachförderung, am späten Nachmittag. Wir fahren mitten in der Rushhour quer durch die Stadt, hetzen durch unbekannte Straßen, suchen die Early English School. Im Unterricht werden dann „yellow, green and red“-Liedchen geschmettert. Mich beschleichen Zweifel ob der pädagogischen Sinnhaftigkeit des Unterfangens. Dann doch lieber nach dem Abi work and travel in Australien. Versuchsabbruch.

Hobby 6: Eine Musiklehrerin kommt in die Vorschule und stellt Instrumente vor. Das Kind, mittlerweile fast sechs, verliebt sich spontan in die Geige. Langes Beratungsgespräch mit der Musiklehrerin: Geige, echt jetzt? Niemand in unserer Familie beherrscht dieses schwere Instrument. Die Musiklehrerin beruhigt. Einfach mal versuchen lassen. Wenn es gar nicht klappt, kann man ja wieder aufhören. Das Kind beharrt: Ich will Geige lernen! Dabei bleibt es. Bis heute.