Katholische Pfadfinderschaft EuropasDas fatale Signal

Der Synodale Weg berät über Aufarbeitung und flachere Hierarchien – und die Bischofskonferenz erkennt eine Organisation an, die für das genaue Gegenteil steht.

Vom Dezember 2021 stammt das Dekret, mit dem die Deutsche Bischofskonferenz die Katholische Pfadfinderschaft Europas, kurz KPE, als privaten Verein kanonischen Rechts anerkennt. Ein Schritt, der auf scharfe Kritik stößt – nicht nur beim Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz. Im Rahmen der 3. Synodalversammlung äußerten nicht wenige Synodale mit deutlichen Wortbeiträgen Missfallen und Unverständnis über die nun bekannt gewordene Entscheidung.

Antithese zum Synodalen Weg

Den Einrichtungen und Strukturen der Deutschen Bischofskonferenz fehlt es selbst zwölf Jahre nach dem Erdbeben von Berlin, nach MHG und zahlreichen weiteren Studien an notwendiger Sensibilität und Konsequenz im Umgang mit dem Thema Aufarbeitung. Selbst eine nur oberflächliche Recherche hätte gezeigt, dass die KPE nicht nur mit Blick auf Geschlechterverständnis, Rollenbilder und Gesellschaftsmodellen massiv in der Kritik steht. Tatsächlich stellt die inhaltliche Prägung dieser Vereinigung quasi die organisierte Antithese zu allem dar, was der Synodale Weg bedeutet.

Die Verantwortlichen hätten feststellen können und müssen, dass die KPE in der Aufarbeitung von Missbrauchstaten vor großen Aufgaben steht, diese aber nicht angeht. Zumindest ist dies öffentlich nicht wahrnehmbar. Eine Organisation, in der es nachweislich zu sexuellem und geistlichem Missbrauch gekommen ist, muss transparent, öffentlich und mit aller Kraft für die schonungslose Aufarbeitung dieser Taten einstehen. Dazu gehört eben auch ein demütiger, von tätiger Reue getragener Umgang mit den Betroffenen. Auch an dieser Stelle scheint die KPE erheblichen Klärungs- und Hilfebedarf zu haben.

Lange genug geschwiegen

Die Rückmeldungen aus Frankfurt zeigen auch: Die Zeiten, in denen solche Entscheidungen, quasi im Hinterzimmer auf den Weg gebracht, durch die Instanzen gewunken und dann kommentarlos hingenommen werden, sind vorbei. Will man eine synodale Kirche, dann darf man nicht nur Papiere verabschieden, es muss danach gehandelt werden. Dann müssen solche Prozesse der Vergangenheit angehören. Dann braucht es auch an dieser Stelle Offenheit und Transparenz für den Entscheidungsprozess. Und es braucht zwingend die Sensibilität und Konsequenz der Verantwortlichen: Organisationen, die trotz leidvoller Geschichte mit zahlreichen Missbrauchstaten einen Bogen um die Aufarbeitung machen, ist sehr deutlich und unmissverständlich der Zugang zu kirchlicher Anerkennung zu verwehren.

Zumindest das ist die katholische Kirche den Opfern heute schuldig.

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