Ad-limina-Besuch und Synodaler WegDer Weg ist nicht zu Ende

Nach dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom ist der Synodale Weg für manche schon gescheitert. Vier Gründe, warum man das auch anders sehen kann.

Der Besuch der deutschen Bischöfe in Rom ist vorbei. Besonders das Treffen zum Synodalen Weg wurde zumindest in meiner Social-Media-Blase hart kritisiert. Von einer Niederlage der Bischöfe war die Rede, gar vom Ende des Synodalen Wegs in Deutschland. Für Empörung sorgte vor allem die römische Ansage, dass „einige Themen nicht verhandelbar sind“.

Aber ist es tatsächlich so, dass dieser Besuch nur als Niederlage zu interpretieren ist? Vier Aspekte will ich dagegenhalten:

Erstens war es, soweit ich die jüngere Geschichte überblicke, doch nie wirklich anders. Zu erinnern ist – neben vielem anderem – nur an die Nichtbeachtung der Würzburger Synode oder an den erzwungenen Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung.

Zweitens stand nie realistisch zu erwarten, dass die römischen Widerstände wie Eis in der Sonne Italiens dahinschmelzen, wenn nur Bischof Bätzing den Römern die Sache nochmals gut erklärt.

Deshalb ist es – drittens – gut, dass die Bischöfe offenbar mehrheitlich klar Position zugunsten des Synodalen Wegs bezogen haben. Es wurde ernstlich gestritten, und es scheint, dass die Bischöfe sich zumindest partiell durchsetzen konnten. Ein Moratorium wurde abgelehnt, der Synodale Weg in Deutschland geht weiter.

Schließlich ist es viertens gut, dass das auch offen kommuniziert wird. Das Heucheln hat ein Ende, Rom und DBK machen sich endlich ehrlich: We agree to disagree.

Warum der Papst nicht teilgenommen hat und wie dieser Besuch in die Beratungen der Synodalversammlung einzuspeisen sein wird: Keine Ahnung. Ebenfalls unklar ist mir, wie es mit der Idee des Synodalen Rates oder dem Umgang mit Bischofsbestellungen nun weitergehen wird. Aber es war schon lange offensichtlich, dass die Beschlüsse und Reformimpulse des Synodalen Weges in Rom verpuffen und bestenfalls nur lokale, ortsbischöfliche Bindekräfte entwickeln werden. Das ist bitter, weil erst jüngst die weltweite Synodalbefragung – das sogenannte Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe der Weltbischofssynode – in aller Deutlichkeit gezeigt hat, dass die Themen des Synodalen Wegs eben keine deutschen Sonderfragen sind, sondern die Weltkirche insgesamt bewegen. Gerade deswegen ist der Synodale Weg in Deutschland aber wichtig und richtig, weil er ein weiterer Schritt auf dem Erwachsenwerden des Gottesvolkes ist – trotz aller (durchaus auch laikalen) Klerikalismen und unterschwelligen Hörigkeiten, die da auch zutage treten.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin weit entfernt davon, die deutschen Bischöfe heroisieren oder ungebührlichen Optimismus verbreiten zu wollen. Mein Anliegen ist vielmehr eine Justierung der Zielperspektive. Es geht nicht mehr darum, in Rom irgendwelche Skeptiker zu überzeugen, mögen diese auch nicht nur Schwarz mit weißem Kragen, sondern bisweilen Rot oder sogar Weiß tragen. Sondern es geht (nur noch) darum, dass die deutschen Bischöfe einen Rest von Glaubwürdigkeit behalten, indem sie sich endlich zu Anwälten der Sache des Gottesvolkes in ihren Diözesen machen. Und es geht darum, dass jene nicht enttäuscht werden, die gerade aus den anderen Teilen der Erde nach Deutschland sehen und darauf hoffen, dass dort jene Themen angegangen werden, die zwar auch die ihren sind, die aber in ihrem Kontext (noch) nicht so frei diskutiert werden können.

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