Neuer-alter RechtsextremismusWas macht immun?

Nicht erst seit dem Mordanschlag in Kassel ist klar - rechte Gewalt gibt es immer noch. Genau wie linke Gewalt, religiöse Gewalt und apolitische Hoolingan-Gewalt. Welche Weltbilder stehen hinter den Verbrechen?

Wie lange funktioniert „Aus der Geschichte lernen“? Zehn Jahre, 25 Jahre, ein halbes Jahrhundert – oder gar nicht? Nach dem Mordanschlag auf den Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch einen rechtsextremistisch fanatisierten Mann ist die Bundesrepublik aufgeschreckt. Anscheinend hat sämtliche Aufklärung über den Nationalsozialismus keine durchgehende Immunisierung bewirken können. Im ehemals realsozialistischen Herrschaftsgebiet, das meinte, qua neuer Doktrin die Entnazifizierung bewerkstelligt zu haben, stehen die bösen Geister von ehedem besonders kräftig auf. Zufall?

In den Debatten schamhaft verschwiegen wird, ob nicht doch ein Sinnvakuum, ein über Generationen vererbter Vulgäratheismus geistloser Art die Anfälligkeit für Radikalismen mitbegünstigt. Ein in gleichgesinnten Gruppen und Horden erzeugtes Meinungsklima, angestachelt durch Hetze und Hass über die (a)sozialen Medien, kann atavistische Gefühle offenbar leicht wecken. Das gilt für die linken randalierenden „Antifaschisten“ genauso wie für die neu-alten „Rechten“, die aus dem SED-Erbe hervorgekrochen sind, und ebenso für die „Hooligans“ und „Ultras“ apolitischer Art. Wo Sinn fehlt, stiftet in einer friedlich abgesicherten Wohlstandskultur des aufregungsarmen demokratischen Mittelmaß-Funktionierens Gewalt den entbehrten Nervenkitzel – und sei es bloß zur Bildung stammesähnlicher Gruppenidentität. Im Untergrund wabert in allen Schichten und Klassen eine diffuse Gereiztheit, ständig ungerecht behandelt, zurückgesetzt zu werden. In kleiner Dosierung schleicht sich dieses Gift in die Seelen ein. Über eins möchten die säkular-liberalistischen Experten schon gar nicht reden: dass der christliche Glaubensverlust wohl doch mit einem massiven Gewissensbildungs- und Moralverlust einhergeht. Umgekehrt ist allerdings nachgewiesen, dass Glauben zu moralischem Verhalten und Tun bewegt.

Das verhindert nicht Rückfälle in archaische Muster von Stammesdenken, wie der Blutrausch von Hutu-Katholiken an Tutsi-Katholiken in Ruanda oder die sich bekriegenden Strömungen im Islam, der Hindunationalismus und ein militanter Buddhismus belegen. Die schlimmsten Verbrechen der Menschheit im 20. Jahrhundert wurden allerdings durch atheistische Regime und ihre willigen Vollstrecker verübt: Maoismus, Stalinismus, Nazismus. Der stärkste Widerstand dagegen kam von Leuten mit Lebenssinn, sehr oft aufgrund religiöser Sinnstiftung. Verordnen lässt sie sich nicht. Es braucht dafür ein gedeihliches Klima: Neugier, Nachdenklichkeit, Erkenntnis. Nicht zuletzt die intellektuelle wie emotionale Anstrengung der Gotteserkenntnis.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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