Für mehr VeränderungenLaut oder leise - Zeit für die Kita(r)evolution

kindergarten heute startet gemeinsam mit dem Fachbereich Pädagogik Buch im Verlag Herder die Kita-(r)evolution. Engagierte Pädagog*innen schreiben zu ihrem Herzensthema mit einer deutlichen Botschaft.

Laut oder leise – Zeit für die Kita(r)evolution!
© Xavier Lorenzo/GettyImages

Wenn Sie eine Sache in Ihrer Einrichtung ändern könnten, sofort und ohne lange darüber nachzudenken, was wäre das? Vielleicht verspüren Sie beim Lesen dieser Frage einen Kloß im Hals, weil es unglaublich schwer ist, Verbesserungen einzuleiten. Oder Sie finden die Frage prima, weil es genau die Richtung ist, in die Sie mit Ihren Kolleg*innen bereits gehen. In der Redaktion von kindergarten heute und dem Lektorat Pädagogik im Verlag Herder hören wir ihn deutlich: Ihren Ruf nach Verbesserungen in der Bildungswelt, vor allem zugunsten der Kinder. Dass gute pädagogische Arbeit unmittelbar mit Ihrem Wohlbefinden zusammenhängt, macht deutlich, wie wichtig es ist, dass es Ihnen gutgeht und Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen können. Aus dem Austausch mit Ihnen, liebe Leser*innen, mit Autor*innen und zahlreichen Expert*innen der Frühpädagogik entstand die Idee zum Buch „Kita(r)evolution“.
Ob leise durch Veränderungen, die sich Schritt für Schritt vollziehen, manifestieren und wieder neue Veränderungen nach sich ziehen, oder laut, damit auch die Kolleg*innen überzeugt werden, die an alten Denk- und Handlungsweisen festhalten wollen – sie ist da: die „Kita(r)evolution“. Die neun Autor*innen des Buches nehmen Sie mit auf eine kleine (R)Evolutionsreise und regen Sie dazu an, Selbstverständliches zu hinterfragen: Warum tun wir, was wir tun? Wer sind die wirklichen Expert*innen für diesen Beruf? Ist Wertschätzung abhängig von anderen oder beginnt sie in mir selbst? Was ist leistbar und für wen ist das wichtig? Trauen Sie sich, die Interessen und Bedürfnisse der Kinder ebenso wie Ihre eigenen in den Mittelpunkt zu stellen, damit die Bildungswelt zu dem Ort werden kann, der Kindern und Ihnen guttut.

Wie wollen Sie als Fachkraft sein?

Kathrin Hohmann schreibt im ersten Kapitel: „Fragen wir Eltern in den Eingangsgesprächen zur Aufnahme in die Kita, was sie sich für ihr Kind wünschen, so antworten diese überwiegend: Die Kinder sollen in der Kita eine gute Zeit haben, soziale Kontakte knüpfen, Freunde finden, reichlich spielen dürfen und sich vor allem wohl und gemocht fühlen – so wie sie sind! Das klingt so einfach.“ 
Können Sie Kinder bereits bestmöglich begleiten oder hindern Sie wichtige Einflussfaktoren daran? Klar ist, dass die großen Veränderungen an anderer Stelle erfolgen müssen. Sie können sich nicht einfach neue Kolleg*innen herbeizaubern, Räume vergrößern oder das Außengelände erweitern. Sie haben aber jeden Tag die Möglichkeit, zu entscheiden, worauf Sie Wert legen und was Ihnen in der Gruppe wichtig ist. Christin Füchtenschneider beschreibt es als situative Wendigkeit: Einfluss nehmen auf die Bedingungen, wie sie sind. Denn: „Es muss nichts so bleiben, wie es ist.“ Bleiben Sie gefangen in Zwängen und verharren dort oder nehmen Sie bereits Einfluss auf die Gestaltung Ihres Tages? Müssen Kinder immer um 10 Uhr eingewöhnt werden, obwohl das Zeitfenster total ungünstig liegt? Sind Sie in Gedanken bei der Planung des Eltern-Kind-Nachmittags, bei der morgigen Teamsitzung oder den anstehenden Elterngesprächen? Wenn Sie weniger „müssen“, können Sie sich auf die Tätigkeiten freuen. Wie anders wären dann Ihre Motivation und Freude auf den Tag? Wie anders wäre Ihr Umgang mit den Kindern?

Nehmen Sie sich Zeit

Hergen Sasse schreibt: „Unser Umgang mit Zeit wird im Alltag oft von den Rahmenbedingungen beeinflusst. Die Rahmenbedingungen selbst geben jedoch nicht vor, wie diese Zeit genutzt werden muss.“ Was lässt sich also aus Ihrem vollen Gruppentag streichen, sodass Sie mehr Zeit für die Kinder und für sich haben?
Kinder werden das, was sie werden, wenn sie Zeit dafür bekommen. „Und das heißt: weg vom Erziehen und hin zum Begleiten. Eine begleitende Person geht vermehrt in die Beobachtung, reagiert auf das, was sie sieht, und bietet ihre Unterstützung an.“ Hannah Vasiliadis beschreibt Fachkräfte als Impulsnehmer*innen und Impulsgeber*innen, die die Interessen und Aktivitäten des Kindes erkennen und selbst Impulse geben, wenn es sinnvoll erscheint. Denn: „Gute pädagogische Arbeit bedeutet nicht höher, schneller, weiter, sondern aufmerksamer, achtsamer und genauer.“ Dabei sind es Glaubenssätze (siehe hierzu auch S. 37), innere Überzeugungen und Erwartungen, denen wir entsprechen wollen und die wir an Kinder weitergeben: Sie müssen auf die Schule vorbereitet werden, sie müssen ruhig sitzen, sie müssen … Da ist es wieder, das schwierige Wort „müssen“. Wie lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen? Durch „Freude, Spiel, Beziehung, Selbstbestimmung und Entdeckungslust, alles, was wir selbst so lieben“. Dabei hilft es auch, sich seiner inneren Überzeugungen bewusst zu werden, die Glaubenssätze zu hinterfragen und damit die eigene Vorbildrolle wahrzunehmen.
Ihre Persönlichkeit, Ihre Art, Kinder zu begleiten, zeichnen Sie aus. Natürlich bringen Sie Ihre eigene Geschichte in die Kita mit, erinnern sich an Erfahrungen aus Ihrer Kindheit, an Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen. Kathrin Hohmann fasst zusammen: „Gleichzeitig gibt es eine klare Erwartung an das Berufsbild der Fachkraft. Schlicht aus dem Grund, dass es eben kein Zufall sein darf, ob ein Kind in einer guten oder schlechten Einrichtung von einer feinfühligen oder unreflektierten Fachkraft begleitet wird. Auch wenn eine jede Fachkraft-Kind-Beziehung hochindividuell ist, darf die Qualität dieser nicht dem Zufall überlassen werden.“ Denn Sie prägen Kinder, nicht nur heute und morgen, sondern ein Leben lang.

„Kinder sind dynamisch, bunt, quirlig, lebendig. Sie bringen Leichtigkeit, Weisheit, Unbedarftheit und jede Menge Humor in unsere Welt.“
Autorin Anna Noß

„Ich wünsche mir Kinder, deren Kindheit geprägt ist von Freude, Wohlwollen und einem ständigen Grundgefühl, dass alles in Ordnung ist.&ldquo
Autorin Fea Finger

„Ein Nein bedeutet keinen Kontaktabbruch, sondern die Möglichkeit, das Leben neu zu gestalten und schöner zu machen.“
Autor Hergen Sasse

„Kinder haben ein Recht auf eine wunderschöne Zeit in einer pädagogischen Einrichtung, in der sie täglich mit offenen Armen an einem geborgenen Ort von einer zugewandten Fachkraft empfangen werden.“
Autorin Kathrin Hohmann

„Kinder schauen bei den Erwachsenen ab, wie das Leben funktioniert, wie sie mit sich selbst umgehen, wie in bestimmten Situationen reagiert und welche Strategien (…) genutzt werden können“.
Autorin Lea Wedewardt

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