TheologieAuf der Basis des Neuen Testaments

Udo Schnelle (geboren 1952) war Neutestamentler an den Evangelisch-Theologischen Fakultäten in Erlangen und dann bis 2017 in Halle. Diese fachliche Prägung ist seiner Einführung in die Evangelische Theologie durchaus anzumerken. So basiert der Teil über die „Gegenstände der Evangelischen Theologie“ weitgehend auf biblisch-neutestamentlichem Material, vor allem auf Paulus und Johannes. Gleichzeitig ist diese Schwerpunktsetzung auch Ausdruck seiner Grundoption, die er zusammenfassend-programmatisch so formuliert: „evangelische Theologie orientiert sich am Evangelium“. Das bedeute, die Schrift als Basis, Quelle und erste Norm der Theologie ernst zu nehmen.

Nach kurzen Ausführungen zur Stellung der Theologie in den Wissenschaften bietet er ausführliche Grundlagenüberlegungen zur „Schrift als lebendiges Zeugnis des Wortes Gottes“ und stellt in einem instruktiven Überblick die einzelnen Disziplinen der evangelischen Theologie dar. Dabei geht es ihm durchgehend darum, die Eigenständigkeit von (Evangelischer) Theologie in ihrem Gottes- wie Schriftbezug zu betonen und sie von kulturwissenschaftlichen oder am Phänomen der Religion orientierten Ansätzen abzugrenzen. Christliche Theologie sei von Anfang an eine positionelle Theologie mit klarem Inhalt gewesen, nämlich das „in der Schrift bezeugte Evangelium von Tod und Auferstehung Jesu Christi“.

Im Schlusskapitel findet sich eine Analyse des Verhältnisses von Theologie und dem Vernunft und Freiheit in den Mittelpunkt stellenden Denken der Moderne. Sie bemüht sich um den angemessenen Brückenbau, mündet aber in die pointierte Gegenüberstellung: Während der Mensch von heute der Gewalt einer einzigen Geschichte, der der rationalen Wissenschaften und ihres Fortschritts, ausgesetzt sei, stelle dem der christliche Mythos eine andere Geschichte entgegen, „die Geschichte Gottes mit seiner Schöpfung und seiner Liebe zur Welt in Jesus Christus“. Mit seiner Betonung der Bedeutung des Freiheits- und Subjektivitätsgedankens in der evangelischen Theologie, in der nicht Institutionen das Verstehen bestimmten, sondern allein der individuelle Leser oder Hörer der Schrift, verweist Schnelle indirekt auf das Gespräch mit der katholischen Theologie, das durch seine Positionierung herausgefordert wird. Ulrich Ruh

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Udo Schnelle

Einführung in die Evangelische Theologie

Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2021. 453 S. 38,00 € (D)

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