Das Papsttum im Strukturwandel der ÖffentlichkeitDer Papst, die Masse und die Bilder

Die Trennung von politischer und religiöser Sphäre gilt im Westen als vollzogen. Dennoch wäre es falsch, das zeitgenössische Papsttum allein als religiöses Phänomen zu interpretieren. Die politische Bedeutung des Papstes in einer globalisierten Öffentlichkeit ist im Gegenteil heute möglicherweise weitreichender als jemals zuvor. Angesichts dessen ist es eigentlich erstaunlich, wie wenig Aufmerksamkeit das Phänomen in der modernen Politikwissenschaft erhält.

Der Politikwissenschaftler Mariano Barbato leitet seit einigen Jahren das Projekt „Die Legionen des Papstes“ am Centrum für Religion und Moderne der Universität Münster. Ein jüngst von ihm zusammen mit Melanie Barbato und Johannes Löffler herausgegebener Band beleuchtet die spezifischen Kommunikationsformen, mit denen das Papsttum als politischer Akteur in Szene gesetzt wird. Reizvoll ist dabei insbesondere der interdisziplinäre Ansatz des Bandes. Die Methoden reichen von der sprachwissenschaftlichen Analyse päpstlicher Reden über historische Darstellungen des päpstliches Bildgebrauches bis hin zur Interpetation von Fernsehserien.

Denn der Papst ist in der postmodernen Medienwirklichkeit auf den unterschiedlichsten Ebenen präsent: als Redner vor Parlamenten, als reisendes Religionsoberhaupt, dem die Massen zujubeln, oder als fiktionale Gestalt in aktuellen Fernsehproduktionen wie „The Young Pope“ oder „Suburra“.

Es sind Bilder und Worte, in denen das Papsttum als mediales Phänomen seine politische Wirkung entfaltet. Der Twitter-Account von Papst Franziskus, der die päpstlichen Anliegen zu Kurzbotschaften kondensiert, besitzt inzwischen etwa 48 Millionen Follower. Und in den Bildern seiner Auftritte auf dem Petersplatz oder bei Weltjugendtagen „reklamiert der Papst ganz gemäß der politischen Ikonographie des Leviathan „den Körper der Massen“ (Barbato) und eignet sich den öffentlichen Raum an. Eine zentrale Rolle dafür spielt die globale Inszenierung des Reisepapsttums, vor allem seit Johannes Paul II. Doch trotz allen Bemühens umd die Kontrolle des Bildprogramms, etwa durch die exklusiven Aufnahmerechte des vatikanischen Fernsehens CTV, lässt sich die Macht der Bilder nicht gänzlich bändigen: Die Bildwirkung besitzt eine Eigendynamik.

Anzeige: Geschichte der Päpste seit 1800. Von Jörg Ernesti

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Mariano Barbato, Melanie Barbato, Johannes Löffler (Hg.)

Wege zum digitalen PapsttumDer Vatikan im Wandel medialer Öffentlichkeit

(Religion und Moderne, 16). Campus Verlag, Frankfurt 2018. 283 S. 34,95 € (D)