Ein halbes Jahr

Der Wochenrückblick.

Einen einzelnen Halbsatz – viel mehr habe ich in meiner Dissertation über den Arabischen Frühling vor fünf Jahren nicht zum Verhältnis der arabischen Länder zu Israel geschrieben. Im Nachhinein kommt mir das sehr wenig vor. Besonders seit ich bei der CIG-Leserreise nach Tunesien Ende letzten Jahres mitbekommen habe, wie allgegenwärtig der Nahostkonflikt im Leben der Menschen ist, auch einen halben Kontinent entfernt vom tatsächlichen Kriegsgebiet. Wer die arabische Welt verstehen will, muss ihr Verhältnis zu Israel verstehen. Und wer Israel verstehen will, muss sein Verhältnis zu den arabischen Nachbarstaaten verstehen. Inzwischen ist ein halbes Jahr vergangen, seit Hamas-Terroristen israelische Siedungen überfielen, mehr als zweihundert Geiseln in den Gazastreifen verschleppten und damit einen Krieg provozierten, der bis heute anhält – und jeden Tag Opfer fordert. Ein Wochenrückblick mit Schwerpunktthema.

1 | München. Seit Sonntag ist das Kunstprojekt Coming Home Soon („Kommen bald nachhause“) der niederländisch-israelischen Künstlerin Inbar Hasson in der Münchner Karmeliterkirche ausgestellt. Das Kunstwerk besteht aus 220 Büchern, von denen jedes für eine israelische Geisel steht. Die Besucher werden ermutigt, in den Büchern zu blättern und eigene persönliche Botschaften für die Hamas-Gefangenen niederzuschreiben.

2 | Gaza. Beruhigt sich das Kriegs- geschehen? Wie lokale Medien berichten, hat Israel seine Bodentruppen aus dem südlichen Gazastreifen zurückgezogen. Nachdem die Armee das Gebiet geräumt hat, können die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren.

3 | Oldenburg. Das Perfide an diesem Krieg ist, dass Jüdinnen und Juden überall auf der Welt Opfer von Agression werden, ganz gleich, wie sie persönlich zum Vorgehen Israels stehen. So kam es auch vermehrt zu Angriffen auf jüdische Gotteshäuser. Nach einem Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg haben sich hunderte Menschen aus Solidarität mit der Gemeinde in der Innenstadt versammelt.

4 | Tunis. Auch in Tunesien wird demonstriert. Hier gehen insbesondere Journalistinnen und Journalisten auf die Straße, um für die Pressefreiheit zu kämpfen. In dem Land mehren sich die Verfahren gegen politische Berichterstatter, immer wieder kommt es zu Verhaftungen. Im letzten Jahr wurde ein Gesetz beschlossen, nach dem jeder, der verdächtigt wird, mit israelischen Organisationen zusammenzuarbeiten, als „Hochverräter“ verurteilt werden kann.

5 | Dhaka. Dass die islamische Welt (genau wie das Judentum) kein einheitlicher Block ist, sondern viele Facetten kennt, zeigt auch ein Blick nach Bangladesch. In dem muslimischen südasiatischen Land wurde jetzt eine erste Moschee für Transgender-Menschen eröffnet, in der sexuelle Minderheiten frei von Anfeindungen beten können.

6 | Washington. Vom globalen Osten ins Zentrum der westlichen Macht: Mehrere Vertreter der muslimischen Gemeinden der USA haben die Einladung zu einer geplanten Ramadan-Feier im Weißen Haus ausgeschlagen. Man wolle nicht mit der Regierung feiern, solange Präsident Joe Biden Israel im Krieg in Gaza unterstütze, teilten sie mit.

7 | Frankfurt. Was auf der großen politischen Bühne nicht klappt, scheint im Kleinen zu funktionieren. Beim Fastenbrechen im Frankfurter Bahnhofsviertel versammeln sich Menschen, essen zusammen, kommen ins Gespräch – auch über religiöse Grenzen hinweg. Der Stern spricht von einem „Friedensrezept für Juden und Muslime“.

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