Gebührenfrei

Der Wochenrückblick.

Vermutlich hat fast jeder und jede von uns irgendein Laster, das sich summa summarum als erschreckend teuer erweist. Die einen können nicht von Zigaretten lassen, andere horten Handtaschen. Meine kostspieligste Unart besteht wohl darin, dass ich, seit ich denken (und lesen) kann, ständig meine von der Bibliothek entliehenen Bücher zu spät zurückgebe und entsprechend hohe Säumnisgebühren zahlen muss. Und das ist noch längst nicht alles: Aufgrund meines Bücherei-Lasters habe ich sogar Angst, bei meiner nächsten Einreise in die USA am Flughafen verhaftet zu werden, denn am letzten Tag meines US-Semesters habe ich beim Packen noch ein Buch der Universitätsbibliothek entdeckt und es schnell in die Rückgabe-Klappe geworfen. Ich konnte nicht mehr überprüfen, ob ich mich innerhalb oder außerhalb der Leihfrist befand, und ich schulde somit dem Staat Kalifornien eventuell noch ein paar Dollar. Allerdings hat sich nun eine kalifornische Bibliothek in einem wesentlich gravierenderen Fall beruhigend kulant gezeigt.

1 | St. Helena. Ein Mann hat beim Ausmisten ein altes Büchereibuch entdeckt, das der Großvater seiner Frau seinerzeit entliehen und wohl versehentlich behalten hatte. Mit einer Verspätung von 96 Jahren, zwei Monaten und 17 Tagen hat er das Exemplar jetzt in die örtliche Bibliothek zurückgebracht – und musste zu seiner Erleichterung keinerlei Säumnisgebühren entrichten.

2 | Rom. Papst Franziskus hat sich mit dem Generalsekretär der Muslimischen Weltliga, Mohammed Al-Issa, getroffen. Al-Issa zeigte sich auf Twitter „erfreut über den aufrichtigen, brüderlichen und tiefen Dialog mit Papst Franziskus“. Man habe sich über die „gemeinsamen Werte und den Bau von Brücken zwischen den Zivilisationen auf der Grundlage wirksamer und nachhaltiger Initiativen“ ausgetauscht.

3 | Jerusalem. In einer feierlichen Zeremonie in der frisch renovierten Basilika der Dormitio-Abtei hat der Benediktiner Nikodemus Schnabel von Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem, die Abtsbenediktion empfangen.

4 | Moskau. Im Streit um die berühmte Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow hat der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. den Vorsitzenden seines Expertenrats für Kirchenkunst, Erzpriester Leonid Kalinin, mit harten Sanktionen belegt. Kalinin hatte sich mit Verweis auf den „instabilen Zustand“ der Ikone gegen deren von Kyrill angeordnete Überführung in die größte Kirche der Hauptstadt ausgesprochen.

5 | Cannes. Das iranischstämmige Model Mahlagha Jaberi hat auf dem roten Teppich des Filmfestivals mit einem schwarzen Kleid mit angenähter beigefarbener Schlinge um den Hals ein deutliches Zeichen gegen die rasant ansteigende Zahl von Hinrichtungen durch das iranische Regime gesetzt.

6 | Erfurt. Die Graphic Novel Völlig meschugge von Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin, die sich mit Antisemitismus und Rassismus sowie deren Überwindung befasst, wurde mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz ausgezeichnet. Das prämierte Buch sei eine Freundschaftsgeschichte, die zeige, „wie schnell tradierte Vorurteile von Kindern und Jugendlichen übernommen werden und unbedingt Begleitung und Einordnung bedürfen“, so der Jury-Vorsitzende Weihbischof Robert Brahm.

7 | Rom II. Kinderschutz-Experte Hans Zollner hat in einem taz-Interview dem Papst zwar „Empathie“, „Herzlichkeit“ und rechtliche „Verschärfungen“ im Umgang mit Missbrauch attestiert, gleichzeitig kritisierte er jedoch, dass Franziskus dieses Problemfeld „leider nicht zu der Priorität Nummer eins seines Pontifikats“ gemacht habe, obgleich „das ein Thema sein wird, mit dem sich die Weltkirche noch viele Jahre und Jahrzehnte auseinandersetzen wird.“

 

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