Kompliziert

Der Wochenrückblick.

Papst Franziskus sei kein wahrer Freund der Ukraine, hieß es kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen. Er habe „fromme Worte“ für die Opfer übrig, bringe es aber „nicht übers Herz ..., den Aggressor als solchen zu bezeichnen“. Derart zugespitzt ist diese Aussage mehr als einseitig. Sie zeigt einmal mehr, wie nötig Differenzierung ist – und wie kompliziert die Dinge in Wahrheit oft sind.

1 | Dschidda. Die Arabische Liga holt den syrischen Präsidenten Assad zurück auf die internationale politische Bühne. Ist das der angemessene Umgang mit dem Diktator, dessen Krieg gegen das eigene Volk allein in den letzten zehn Jahren mindestens 350000 Zivilisten das Leben gekostet hat? Während der Westen Assad weiter isoliert, erläutert der jordanische Außenminister Ayman Safadi im Spiegel die Sicht der Araber: „Wir müssen reden ... Es gibt 3,5 Millionen Syrer, die nicht zur Schule gehen. Sollen wir eine weitere Generation verlieren? Es waren hoffnungslose Menschen, die sich der Terrororganisation ‚Islamischer Staat‘ angeschlossen haben.“

2 | Leipzig. Auch beim Kongress zum 75. Bestehen von Pax Christi wird um die richtige (friedens-)ethische Position gerungen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg räumt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ein, dass sich an der Frage der Legitimität einer bewaffneten Verteidigung in der kirchlichen Friedensbewegung die Geister scheiden. Er stellt fest: „Hass kann dauerhaft keine angemessene Reaktion des Opfers sein, da Hass das Gewaltpotenzial nur verstärkt, und auch dem geschädigten Menschen nicht hilft.“

3 | Bonn. Digitalisieren für den Klimaschutz? Ja, aber so einfach ist auch das nicht. Jede digitale Aktivität verbraucht Ressourcen. Der Versand einer E-Mail ist in etwa so klimaschädlich wie die Verwendung einer Plastiktüte. In dem Zusammenhang muss nachdenklich stimmen, was die Bundesnetzagentur mitteilt. Im vergangenen Jahr lag der Datenverbrauch in Deutschland bei 121 Milliarden Gigabyte. Das war knapp ein Viertel mehr als 2021.

4 | Allschwil/Schweiz. Gegen Wurmerkrankungen bei Menschen setzen Forschende des Schweizerischen Tropeninstituts (TPH) jetzt auf einen Wirkstoff aus der Tiermedizin. Erste Tests seien vielversprechend verlaufen, bestätigt die Pharmazie-Professorin Jennifer Keiser laut Pressemitteilung. Zugleich beklagt sie, dass die Arzneimittelfirmen zu wenig investieren, um ein Medikament für Menschen zu entwickeln. Denn vom Wurmbefall sind zwar mehr als 1,5 Milliarden Menschen betroffen; diese sind aber zumeist arm, es winken deshalb keine großen Gewinne. Die Arznei für Tiere dagegen hat man seinerzeit schnell entwickelt: Denn für Hund und Katz zahlen Menschen im Westen gern.

5 | Freiburg. Nach Ansicht des Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi brauchen Muslime eine eigene Erinnerungskultur. Vor allem der Umgang mit Juden in der islamischen Geschichte müsse aufgearbeitet werden, sagt er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Er selbst stamme aus Westalgerien, wo es eine große jüdische Gemeinde gegeben habe, die heute nicht mehr existiere, so Ourghi. Er sei, als er nach Deutschland kam, ebenfalls antisemitisch sozialisiert gewesen.

6 | Vatikan. Die Post des Vatikanstaats zieht eine Briefmarke zum Weltjugendtag zurück. Als Motiv war Papst Franziskus zu sehen, wie er auf dem „Denkmal der Entdeckungen“ in Lissabon vor Jugendlichen dahinschreitet. Dabei hatte sich der Vatikan gerade erst von der sogenannten „Entdeckungs-Doktrin“ distanziert (vgl. CIG Nr. 15, S. 2).

7 | Genf. Bei der Weltgesundheitsversammlung mahnt WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus zu Wachsamkeit. „Wenn die nächste Pandemie anklopft, und das wird sie, müssen wir bereit sein, entschlossen, gemeinsam und gerecht zu reagieren“, sagt er – kurz nach dem Ende des Corona-Notstands.

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