Himmlische BarmherzigkeitDas Weltgericht

Ewiger Friede? Die Realität zwingt zum Umdenken. Auch im Religiösen.

Wer in einer Epoche des Friedens lebt, kann sich nicht wirklich vorstellen, dass es Krieg gibt. Und wenn – dann allenfalls in fernen Weltgegenden, zwischen Clans und Stämmen, doch nicht zwischen Nationen. Schon gar nicht bei uns. Denn eigentlich sind die Staatenlenker ja rational, weil sie wissen, was Schlimmes mit ihnen und ihrem Volk passieren würde, wenn sie mit dem Feuer spielten, ihre Armeen zu Felde ziehen ließen. Dialog, Dialog, Dialog. Das schien ein wirksames Heilmittel zu sein. In der langen Friedenszeit war es verpönt, auf den Schutz von Rüstung zu vertrauen, auf ein bestens bewaffnetes Militär, das bereit(et) ist, im Fall des Falles zu kämpfen. Bundeswehrsoldaten mutierten zu Entwicklungshelfern, die höchstens Nation-building mitorganisieren, den Aufbau eines demokratischen Staatswesen stützen sollen. Plötzlich kehrt der Schrecken zurück, mitten ins Herz Europas. Putin bekriegt die Ukraine, droht atomar mit einem Dritten Weltkrieg. Selbst die besten Friedensbewegten wachen auf und erkennen, wie sehr wir uns in einer falschen Sicherheit wiegten. Jetzt soll massiv aufgerüstet, die Armee flottgemacht werden. Was gestern böse war, ist heute gut. Das bisherige Paradigma von Vernunft und Diplomatie muss einem uralten Paradigma als neuem weichen: Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

Der liebe Gott

Der radikale Umschlag wirkt sich weit aus. Er reicht bis ins religiöse Denken hinein. Denn auch hier hatten wir zuletzt mit Vorliebe Visionen voller Harmlosigkeit gepflegt. Wir kommen alle, alle in den Himmel. Der liebe Gott wird in seiner Barmherzigkeit am Ende der Zeiten das Universum und jedes Leben allversöhnen, einbetten in sein ewiges Reich des Friedens. Kein Schmerz mehr, keine Trauer, kein Wehklagen. Sünde – gibt’s gar nicht. Die Hölle ist leer. Der Teufel ist abgeschafft. Verpönt war es, von einem definitiven Strafurteil zu sprechen, das Weltgericht zu fürchten, das im Matthäus-Evangelium so deutlich gezeichnet und in den Bogenfeldern der Domportale jedem, der in den heiligen Raum des Gottesdienstes einzieht, so drastisch bedrohlich vor Augen gestellt wird.

Der Menschensohn

Auf dem Tympanon ziehen die Guten und Gerechten zur Rechten ins himmlische Jerusalem ein, die Bösen und Ungerechten zur Linken aber stürzen in den Höllenschlund, sogar Könige, Bischöfe und Päpste. Niemand entgeht dem Richterspruch des Menschensohnes. Beim Evangelisten wird sogar die bloß unterlassene Hilfeleistung für einen der Geringsten, für Hungrige, Durstige, Fremde und Obdachlose, Nackte, Kranke und Gefangene aufs Schwerste geahndet: „Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten.“ Sollen die priesterlichen Kinderschänder oder die rationalen Massenmörder vom Schlage Hitlers, Maos, Stalins oder Putins davonkommen? Wir glauben es nicht. Vielleicht ist das zu menschlich gedacht. Vielleicht aber hat Gottes Wort doch recht?

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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